EMDEN - EUROPÄISCHE HAFENSTADT
Im 16. Jahrhundert entwickelte sich Emden zu einer Hafenstadt von zeitweise europäischem Rang. Der entscheidende wirtschaftliche Aufschwung setzte ein, als während des niederländischen Unabhängigkeitskrieges Tausende von Flüchtlingen aus religiösen und wirtschaftlichen Gründen in der Stadt Zuflucht suchten und sich – zum Teil dauerhaft – in Emden niederließen. Dabei dehnte sich die Stadt weit über ihren alten Siedlungskern hinaus aus. Als kurz vor Beginn des Dreißigjährigen Krieges die hochmodernen Wallanglagen fertiggestellt wurden, hatte sich ihre Fläche gegenüber der Zeit vor 1500 in etwa verzehnfacht. Reichtum und Bürgerstolz fanden ihren Ausdruck im 1574 – 76 errichteten Neuen Rathaus, aber auch die große Anzahl der ansässigen Kaufleute und Handwerker zeugen vom hohen Lebensstandard der Emder.
Die ausgeprägte religiöse Toleranz der Nach-Reformationszeit wurde seit den 1570er Jahren von einem strengen Calvinismus verdrängt, der der Stadt den Beinamen „Genf des Nordens“ eintrug. Die Große Kirche Emdens wurde zur Mutterkirche des nordwesteuropäischen Calvinismus.
Im Verhältnis der Stadt zu den lutherischen Grafen von Ostfriesland kamen immer stärker konfessionelle Gesichtspunkte zum tragen. Es war daher nur folgerichtig, dass im März 1595 die „Emder Revolution“, mit der die Bürgerschaft den entscheidenden Schritt zur politischen Autonomie tat, ihren Ausgangspunkt in der Großen Kirche hatte. Der Aufstieg zur Reichsstadt gelang zwar nicht, doch kam Emden als quasiautonome Stadtrepublik – ein Status, den sie bis zum Beginn der preußischen Herrschaft 1744 aufrechterhalten konnte – dieser Stellung recht nahe.