FRÜHES LEBEN AN DER KÜSTE
Zeugnisse menschlicher Besiedlung finden sich im Raum der südlichen Nordseeküste seit der späten Steinzeit. Das Meer hatte, als es sich in Richtung Norden zurückzog, fruchtbares Land zurückgelassen: die Marsch. Die Weidewirtschaft auf diesem größten natürlichen Weidegebiet Westeuropas war die Lebensgrundlage der Friesen. Nach Süden war diese Marsch von einem breiten Moorgürtel abgeschottet, der vor Eindringlingen schützte und mit dem Torf, den man stach, die Häuser warm hielt. Erst wesentlich später wurden auch die kargen Geestrücken genutzt. Bereits die ersten menschlichen Spuren belegen die Einfuhr von Materialien wie Feuerstein, edlen und unedlen Metallen, Tuffstein und Keramik. Der ostfriesische Raum war mangels eigener Stein- oder Metallvorkommen schon immer vom Warenaustausch abhängig. Was man im Überfluss hatte, wie Vieh oder das berühmte friesische Wolltuch, verkaufte man, um im Gegenzug in Friesland fehlende Waren zu erwerben.
Die Auseinandersetzung mit dem Wasser hat seit jeher die Kulturlandschaft Ostfrieslands geprägt. Der Deichbau war und ist daher die großartigste Leistung seit dem hohen Mittelalter. Fast 200 Jahre sollte es dauern, bis das gewaltige Werk von seinen bescheidenen Anfängen im 10. Jahrhundert an bis zum so genannten „Goldenen Reif“ des 13. Jahrhunderts vollendet war. Die Deiche prägen bis heute die Landschaft und zeugen durch ihren technischen Aufwand von ihrer Bedeutung.