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Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Brückstraße 1 | 26725 Emden
Tel.: +49 (0)4921 - 87 20 50

Öffnungszeiten:
Di - So: 10:00-17:00 Uhr
Mo geschlossen sowie an Karfreitag, 24.12., 25.12. + 31.12. + 1.1.
Ostermontag, Pfingstmontag und am 26.12. geöffnet

UNSERE NÄCHSTEN VERANSTALTUNGEN

FREITAGS, 15:30 - 17:00 UHR
KIDS IN!
Programm für kreative Köpfe von 6 bis 10 Jahre

09 Uhr, 11 Uhr, 13 Uhr, 15 Uhr, 17 Uhr, 19 Uhr, 21 Uhr
Emder Glockenspiel
gespielt von Michael Schunk

Bewerbungsschluss: 30. April
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Deine Chance für eine vielseitige und spannende Erfahrung

Emder Schau-Fenster der Jahrhundertwende

Ausgewählte historische Photographien aus der Sammlung des Emder Ateliers Wilhelm Hermann Mohaupt

28. April – 23. Juni 2002 Pelzerhaus 11+12

In der Ausstellung werden ca. 80 Fotografien aus dem Atelier Mohaupt zu sehen sein.
Die um 1908 entstandenen Aufnahmen zeigen Emder Bürger, die sich vor ihren Häusern
und Geschäften präsentierten. Der Blick auf die Menschen aus unterschiedlichsten Kreisen
der Bevölkerung lässt ein aufschlussreiches Kapitel Emder Sozialgeschichte lebendig werden.
Die mit großer Sorgfalt gestalteten Schaufenster, neben denen sich die Ladenbesitzer fotografieren ließen, vermitteln eine Vorstellung von der Geschäftswelt längst vergangener Zeit.
Emden erlebte um die Jahrhundertwende eine Blütezeit. Bis 1899 lag z. B die Heringsfischerei mit nur 17 Loggern recht brach. Mit der Eröffnung des Dortmund-Ems-Kanals kam aber dann der große wirtschaftliche Aufschwung. Emdens Hafen war zu der Zeit ein wichtiger Umschlagplatz für vielerlei Industriegüter. Die Ein- und Ausfuhrmengen im Seeverkehr stiegen sprunghaft an, die Eisenbahn wurde neben der Schifffahrt zu einem zweiten wichtigen Faktor im Handel.
Der wirtschaftliche Aufschwung machte sich auch in der arbeitenden Bevölkerung bemerkbar. Die Heringsfischereien, die Werft, der Hafen und auch Eisenbahn und Telegrafenämter waren Arbeitgeber für viele Emder und die Verdienste waren gesichert.
Mohaupt fotografierte um 1908 die Emder in einer Hochzeit der Wirtschaftslage. Es gab zu der Zeit eine Reihe von Kolonialwarenhandlungen, Teegeschäften, Pelzwarengeschäften und Delikatessenhandlungen. Aber auch kleinere Läden von Krämern, Einzelhändlern oder Handwerkern hatten ihren Platz im Emder Stadtbild. Die Fotos in der Ausstellung dokumentieren dies.
Selbst die Menschen, die ein geringes Einkommen hatten, ließen sich von Mohaupt fotografieren und kauften auch Abzüge ihrer Postkarten. Eine Postkarte kostete etwa 30 Pfennig. Das entsprach einem Zehntel eines durchschnittlichen Tageseinkommens eines Arbeiters.
Zum Preisvergleich: ein Kilo Grünkohl kostete ca. 6 Pfennig, ein Kilo Linsen 1,04 Mark. Die Investition in eine Fotopostkarte war also offenbar erschwinglich, denn auch von weniger betuchten Familien gibt es eine Menge Aufnahmen. Und es ist anzunehmen, dass es eine Investition war, die zugleich eine Faszination auf die Menschen ausübte. Nun konnte man seine Lieben immer bei sich tragen, sein Geschäft präsentieren und auch Postkarten mit dem eigenen Motiv verschicken.
Emden 1908 ist ein verlorenes Stadtbild, das für uns als Betrachter in den Fotos wieder lebendig werden kann.
Wilhelm Herrmann Mohaupt ließ sich 1892 in Emden als Fotograf nieder. Zunächst führte er ein Atelier in der Osterstraße 30, 1899 verlegte er seine Geschäftsräume in die Kleine Brückstraße 74. Zu dieser Zeit kam das Bromsilberfotopapier auf und ermöglichte den Fotografen eine schnelle und preiswerte Vervielfältigung von Negativen. Mohaupt arbeitete zunehmend auch außerhalb des Ateliers. Mit Gehilfen ging er von Haustür zu Haustür und fotografierte die jeweiligen Bewohner und Geschäftsleute. Er bot die Abzüge den Fotografierten zum Kauf an und warb damit potentielle Kunden für sein Atelier. Das Ergebnis dieser frühen Marketingstrategie hat heute einen historischen Wert, den die Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer noch zu Lebzeiten Mohaupts erkannte. In einem Zeitungsaufruf an die Bewohner Emdens, ihr je einen Abzug zur Dokumentation zur Verfügung zu stellen, wird dies deutlich. Auf diesem Weg gelangten einige der Fotos in den Besitz der „Kunst“ und sind bis heute Bestand des Ostfriesischen Landesmuseums | Emder Rüstkammer. Nach dem Tod Mohaupts 1909 führte seine Ehefrau Marie das Atelier weiter.
Auch durch sie gelangten vermutlich viele der Bilder in die Sammlung der „Kunst“.