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Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
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KUNSTWERK DES MONATS SEPTEMBER 2006

„Nordseewerke – Niedersachsens einzige Großwerft“

Gesichter einer Stadt sind wie die Gesichter der Menschen, die in ihr leben. Manchmal erkennt man noch nach Jahrzehnten den Spielkameraden aus Kindertagen, dessen Antlitz nur ein wenig älter geworden ist, aber immer noch den selben Ausdruck besitzt. Manchmal sieht man ein Gesicht und weiß nicht mehr, wer sich dahinter verbirgt, weil der Lauf der Zeit Spuren darin hinterlassen und eine neue Physiognomie geschaffen hat.

Dr. Paul Wolff (1887 Mühlhausen / Oberelsaß – 1951 Frankfurt am Main) & Alfred Tritschler (1905 Offenburg – 1970 Offenberg / Bayerischer Wald) OHG
„Nordseewerke – Niedersachsens einzige Großwerft“
1935
Schwarz-Weiß-Fotografie
12,4 x 17,3 cm
Inv.Nr.: FS 3692

Emden war noch immer eine von der Renaissance geprägte, alte Hafenstadt mit niederländischem Flair, als zum Ende des 19. Jahrhunderts eine neue Zeit anbrach. Industriebetriebe siedelten sich an den Peripherien der innerhalb des Stadtwalles schlummernden Stadt an und beeinflussten ihr Aussehen. So dominierte über sechzig Jahre lang das Hellinggerüst der Nordseewerke den Hafen und die Sicht auf Emden. Die Stahlkonstruktion, die sich über die Helling erhob, war schon weithin sichtbar, wenn man aus Richtung Osten gen Heimat fuhr. Heute empfängt der Bockkran der Nordseewerke die über die Autobahn Anreisenden schon viele Kilometer vor der Stadtgrenze. 1966 ersetzte er das Hellinggerüst und veränderte so das Gesicht des Hafens.
1935 befanden sich die bekanntesten deutschen Industriefotografen ihrer Zeit, der Pionier der Kleinbildfotografie Dr. Paul Wolff und sein Kompagnon Alfred Tritschler, in Ostfriesland, um Aufnahmen von Land und Leuten zu machen. Ein Teil dieser Bilder wurde 1936 in dem Buch „Sonne über Strand und Meer. Ferienfahrten mit der Leica“ der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Darunter waren allerdings keine Aufnahmen aus Emden.
Die hier vorgestellte Fotografie zeigt einen Blick von Nordwesten über das Emder Fahrwasser auf das Hellinggerüst der Nordseewerke hinter dem Schwimmdock 1. Ein Schlepper mit einem hohen Schornstein fährt in Richtung Süden. Man könnte meinen, er sei verantwortlich für die hohen Wolkengebirge, die Zweidrittel des Bildes einnehmen und an Unmengen von süßer Schlagsahne erinnern. Pure Ästhetik ließ hier den Fotografen – und es ist nicht mehr nachzuvollziehen, ob Dr. Paul Wolff oder Alfred Tritschler – den Auslöser der Kamera bedienen.
Der 1887 im elsässischen Mühlhausen geborene Paul Wolff (gest. 1951) wurde zunächst Allgemeinmediziner, durfte aber nach dem Ersten Weltkrieg als Deutscher in seiner Heimat den Beruf nicht ausüben und zog nach Frankfurt am Main, wo er sich seinem Hobby, der Fotografie, verschrieb. Unter dem Motto „Belichte reichlich – entwickle kurz“ veröffentlichte er 1934 das Buch „Meine Erfahrungen mit der Leica“ und beschrieb die Technik, aus den kleinen Negativen großformatige Abzüge herzustellen. 1927 gründete er mit Alfred Tritschler (1905 – 1970), einem ausgebildeten Fotografen, ein Unternehmen, das innerhalb weniger Jahre zur bekanntesten Foto-Agentur in Deutschland wurde. Mitte der 1950er Jahre weilte Tritschler noch einmal in Emden, um – vermutlich als Auftragsarbeit – den Emder Hafen zu dokumentieren.
Eine Vergrößerung des Bildes ist bis zum 29. Oktober 2006 in der Sonderausstellung „Ich sehe eben anders. Fotografie in Nordwestdeutschland. Gesichter einer Stadt“ im Rathaus am Delft zu sehen.

Aiko Schmidt M. A.