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Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Brückstraße 1 | 26725 Emden
Tel.: +49 (0)4921 - 87 20 50

Öffnungszeiten:
Di - So: 10:00-17:00 Uhr
Mo geschlossen sowie an Karfreitag, 24.12., 25.12. + 31.12. + 1.1.
Ostermontag, Pfingstmontag und am 26.12. geöffnet

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KUNSTWERK DES MONATS AUGUST 2004 (1)

Dornenkranzbecher und Branntweinschale

1989 kaufte der Freundes- und Förderkreises des Ostfriesischen Landesmuseums mit Unterstützung der Klosterkammer zwei Silberobjekte, um sie in die Sammlung des Museums zu übergeben. Dabei handelt es sich um einen Dornenkranzbecher und eine Branntweinschale, die beide scheinbar anlässlich einer Hochzeit in Auftrag gegeben worden sind – allerdings wohl nicht anlässlich einer und derselben Hochzeit, wie die unterschiedlichen eingravierten Initialen nahe legen.

Abraham van Coninxloo (um 1606 Amsterdam – nach 1668)
Dornenkranzbecher
1652
Silber
Höhe: 17,7 cm; Dm: 9,6 cm
Inv.Nr.: SK 32

Abraham van Coninxloo (um 1606 Amsterdam – nach 1668)
Branntweinschale
1658
Silber
Höhe: 16,0 cm; Breite: 20,4 cm
Inv.Nr.: SK 30

Der Dornenkranzbecher datiert aus dem Jahr 1652, was sich durch die auf der Unterseite des Bodens eingestempelten Jahresbuchstaben E (für Emden) A belegen lässt. Neben den Jahresbuchstaben befindet sich das Meisterzeichen AvC in Ligatur. Damit lässt sich als Künstler der Emder Gold- und Silberschmied Abraham van Coninxloo feststellen. van Coninxloo dürfte im 1. Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts geboren worden sein, da er ab 1622 eine Lehre bei Peter de Vysker absolvierte, die er 1634 mit der Gesellenprüfung abschloss. 1638 wurde er als Meister in die Emder Gilde der Gold- und Silberschmiede aufgenommen, der er 1646/47 und 1657/58 als Oldermann vorstand. Wann Abraham van Coninxloo gestorben ist, ist unbekannt. Er war der Sohn von Hans II. van Coninxloo (um 1565, Antwerpen – um 1620, Emden), der den zehnteiligen Passionszyklus für die Kappelle des Schlosses Berum geschaffen hat, der sich heute im Besitz des Ostfriesischen Landesmuseum Emden befindet.
Der Dornenkranzbecher ist 17,7 cm hoch und hat einen Durchmesser von 9,6 cm. Das konische Gefäß mit geschweifter Wandung und leicht ausgestülptem Lippenrand steht auf einem leicht gewölbten Fußring. Um die Lötstelle zwischen dem Hohlfuß und dem Korpus zu kaschieren, hat van Coninxloo einen Dornenkranz um den Becher gelegt. Die Wandung ist mit drei von Rollwerk eingefassten Kartuschen verziert, zwischen denen Fruchtornamente graviert sind. In den Kartuschen befinden sich die Darstellungen von zwei Kavalieren und einer Dame.
Die Branntweinschale – auch Branntwienskop genannt – wurde ebenfalls von Abraham van Coninxloo gefertigt, wie das Meisterzeichen auf der Unterseite des Gefäßes verrät. Die dort gestempelten Jahresbuchstaben E (für Emden) G ermöglichen die genaue Datierung in das Jahr 1658. Die steilwandige, sechsfach gebuckelte Trinkschale ist 16,0 cm hoch und 20,5 cm breit. Sie besitzt zwei waagerechte Griffe aus plastischem Rollwerk mit Cherubsköpfen und steht auf einem Fuß mit sechs Pässen. Diese erhabenen Buckel sind abwechselnd mit Cherubsköpfen und Fruchtbündeln verziert. Die Wandung ist mit eingravierten umrankten Kartuschen geschmückt, in denen sich – ebenso wie bei dem Dornenkranzbecher – Darstellungen von Kavalieren und Damen befinden.
Während auf der Wandung des Dornenkranzbechers die Initialen T.I und F.I zu lesen sind, findet der Betrachter auf den beiden Plaketten an den Griffen die Buchstaben F.I und E.F. Da sowohl Branntweinschalen als auch Dornenkranzbecher beliebte Hochzeitsgeschenke waren, kann angenommen werden, dass ein wohlhabender Bürger innerhalb eines Jahrzehnts zwei Hochzeiten feierte. Aber um wen handelte es sich? In den Eheprotokollen der reformierten Kirche tauchen zwar in den Jahren 1652 und 1658 männliche Namen auf, die mit den Initialen F.I. in Einklang zu bringen sind, aber leider passen die Namen der Ehefrauen nicht zu den Initialen T.I. bzw. E.F.

Aiko Schmidt M. A.