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KUNSTWERK DES MONATS FEBRUAR 2011

Ein Accessoire aus alter Zeit

Jahrhunderte lang existierte ein schmückendes und nützliches Accessoire, das heute vollkommen aus der Mode gekommen ist: die Chatelaine.

Chatelaine
Silber
19. Jahrhundert
Inv.Nr.: SK 435

Sie besteht im Wesentlichen aus einer oder mehreren Ketten. Am oberen Ende der Ketten befindet sich ein Haken, mit dem der Gegenstand an den Gürtel gehängt werden kann, am anderen Ende hängen die zu tragenden Gegenstände.
An einer Chatelaine wurden diverse kleinere Gerätschaften getragen. Im Mittelalter waren dies zum Beispiel Schlüssel, im 16. und 17. Jahrhundert Duftfläschchen und Bibeln und im 19. Jahrhundert schließlich Nähutensilien, Riechdöschen und Taschenuhren. Dabei wurde dieser Gegenstand sowohl von Frauen als auch von Männern genutzt, lediglich die getragenen Utensilien waren verschieden. Anfänglich waren die Ketten sehr lang und reichten bis zum Boden, doch ab dem 18. Jahrhundert wurden sie kürzer.
Die Bezeichnung Chatelaine stammt aus dem Französischen und bedeutet „Herrin eines Rittergutes oder Schlosses“, denn das Tragen des Schlüssels zum eigenen Anwesen durch die Schlossherrin bildet den Ursprung der Chatelaine im Mittelalter. Der Begriff selbst dagegen bürgerte sich erst um 1828 ein, vorher nannte man sie Equipages (Ausstattung).
Die hier vorgestellte Chatelaine besteht aus einer Spange, einer Kette und einem Behälter für Nähnadeln und ist vollkommen aus Silber gearbeitet. Am Nadelbehälter sind vier Ösen angebracht, zwei im oberen und zwei im unteren Bereich, an denen die Kette befestigt ist. Am oberen Ende ist die Kette durch eine gestanzte Öffnung gezogen. Die Chatelaine besteht zwar nur aus einer Kette, aber in der Spange befinden sich weitere Öffnungen, durch die weitere Ketten gehängt werden konnten.
Des Weiteren ist die Spange mit einem reliefierten Blütenschmuck verziert, der an Sonnenblumen erinnert. Die Nadelbüchse ist ebenfalls schmuckvoll gearbeitet. Sie besteht aus zwei Teilen. Der obere Teil ist zylindrisch geformt und zeigt drei Szenen mit Nutztieren, die als Relief den Behälter verschönern. Der untere Teil läuft spitz aus und enthält zwei reliefierte Szenen. Diese Szenen zeigen Darstellungen von menschlichen Figuren. Das unterste Ende des Nadelbehälters trägt wiederum ein florales Muster.
Diese Informationen lassen einige Schlüsse über den Gegenstand zu. Ihr Zweck, also die Nutzung als Handarbeitsgerät, die teilweise gestanzte Fertigung sowie die relativ kurze Kette geben einen Hinweis auf die Entstehungszeit, nämlich das 19. Jahrhundert. Darüber hinaus lässt sich aus ihrer Funktion schließen, dass es eine Chatelaine für eine weibliche Person gewesen ist, die zudem einem gutbürgerlichen Milieu entstammte, da sie aus dem wertvollen Edelmetall Silber besteht und aufwändig verziert worden ist.
Das 19. Jahrhundert war eine Zeit, in der die Chatelaine eine erneute Blüte erlebte. Es ist also nicht verwunderlich, dass sich gerade aus dieser Zeit ein Exemplar erhalten hat, da damals viele solcher Gegenstände hergestellt wurden. Darunter waren aber nicht nur solche aus Edelmetallen, sondern auch aus Stahl, Leder, Wolle und Stoff. Anfang des 20. Jahrhunderts dagegen ging die Beliebtheit der Chatelaine zurück und sie verschwand mit dem Aufkommen der Handtasche ganz aus dem alltäglichen Leben der Menschen.

Caroline Schott M. A.