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Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Brückstraße 1 | 26725 Emden
Tel.: +49 (0)4921 - 87 20 50

Öffnungszeiten:
Di - So: 10:00-17:00 Uhr
Mo geschlossen sowie an Karfreitag, 24.12., 25.12. + 31.12. + 1.1.
Ostermontag, Pfingstmontag und am 26.12. geöffnet

UNSERE NÄCHSTEN VERANSTALTUNGEN

FREITAGS, 15:30 - 17:00 UHR
KIDS IN!
Programm für kreative Köpfe von 6 bis 10 Jahre

09 Uhr, 11 Uhr, 13 Uhr, 15 Uhr, 17 Uhr, 19 Uhr, 21 Uhr
Emder Glockenspiel
gespielt von Michael Schunk

Bewerbungsschluss: 30. April
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Deine Chance für eine vielseitige und spannende Erfahrung

KUNSTWERK DES MONATS NOVEMBER 2010

Ein-Drittel-Taler des Fürsten Georg Albrecht von Ostfriesland

1717; Münzmeister: Ommo Altena, Esens

Durchmesser: 30,9 mm, Gewicht: 8,85 g
Avers.: Brustbild Georg Albrecht nach rechts mit der Umschrift: GEORG:ALB:D:G:P:ET:D:F:O:D:I:E:ST:ET:W
Revers: sechsfeldiges Ostfriesland-Wappen unter Fürstenhut, zu den Seiten Signatur des Münzmeisters: O – A; unten im Oval Wertzahl 1/3 zwischen der Jahreszahl *17 – 17*; außen Wahlspruch des Fürsten: IN:DEO:SPES:MEA [Meine Hoffnung ist in Gott]

Die Regierungszeit des Fürsten von Ostfriesland Georg Albrecht (13.6.1690 – 12.6.1734) von 1708 bis 1734 war keine leichte Zeit für die Region. 1717 wurde das Land durch die Weihnachtsflut schwer heimgesucht, die große Landstriche verwüstete und 2752 Todesopfer forderte. Dazu kam der Konflikt des Fürstenhauses mit den ostfriesischen Ständen. Aus dem „Apelle-Krieg“ (1726/27) mit vielen Toten ging zwar Georg Albrecht als Sieger hervor, doch wurden letztlich die politische Hoheitsgewalt des Landes weiter geschwächt und die Weichen für die Machtübernahme durch den preußischen Staat gestellt. Dennoch war die Regentschaft des Fürsten durch Bemühungen gekennzeichnet, die Verwaltung zu ordnen. Er hatte gerade auf dem Gebiet der Münzprägung, das zu den wichtigen hoheitsrechtlichen Obliegenheiten eines Souveräns gehörte, kein leichtes Erbe übernommen. 1623 hatten die zunehmenden Spannungen zwischen den Grafen von Ostfriesland und der Stadt Emden bewirkt, dass Enno III. die gräfliche Münzstätte nach Esens verlegte. Hier wurden bis 1746 Münzen geprägt, dann erfolgte die Verlegung der Münzanstalt nach Aurich. Dort prägte man bis 1768. Erst ab 1752 wurde auf Veranlassung der preußischen Verwaltung der Münzstättenbuchstabe „D“ für die Prägung preußischer Münzen verwendet.
Seit der Neuzeit, also etwa seit 1500, kennzeichneten die Territorialstaaten ihre Münzstätten durch Symbole oder Buchstaben. Das erfolgte oft in chiffrierter Form, in Deutschland durch eine Buchstabenreihe, in der jeder Buchstabe für eine bestimmte Münzstätte stand. In Ostfriesland erfolgte die Einführung dieses Systems in der Preußenzeit für die Münze in Aurich. Der hier benutzte Buchstabe „D“ ging von 1817 bis 1848 an Düsseldorf über; seit 1872 steht „D“ für München und die hier geprägten Münzen der Markwährung.
Bevor die Münzstättenbuchstaben, die auch auf unseren heutigen, in Deutschland geprägten Münzen zu finden sind, eingeführt wurden, trugen die Münzen das Zeichen des für die Prägung verantwortlichen Münzmeisters. Münzmeisterzeichen bestehen oft aus den Anfangsbuchstaben ihres Namens, oft aber auch aus einem Symbol, das manchmal den Namen andeutet. So stehen die Buchstaben „O A“ für Ommo Altena (1673 – nach 1722), der seit 1706 als Münzmeister in Esens tätig war.
Ein Münzmeister war der für die Herstellung der Münzen verantwortliche Mann. Je nach Zeit und Ort waren seine Machtbefugnisse dabei unterschiedlich. Vom späten Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert sind die Münzmeister oft Unternehmer, die eine Münzstätte pachten, dem Münzherrn einen vertraglich festgelegten Schlagschatz bezahlen, das Silber selbst besorgen,auf eigene Rechnung prägen lassen und dabei manchmal sehr reich werden.
Der vorgestellte Ein-Drittel Taler wurde in dem Schicksalsjahr 1717 geprägt. Die Münze stellt den ungefähren Gegenwert von ca. neun bis zwölf Tagen bäuerlicher Arbeit dar.
Der Ein-Drittel-Taler ist ein Teilstück des Talers. Dieser war ursprünglich eine Silbermünze, die seit 1484/86 in Tirol und dann ab 1500 vor allem in St. Joachimsthal (heute: Jáchymov) im nordwestlichen Böhmen geprägt wurde. Diese „Joachimsthaler“ erreichten aufgrund ihrer weiten Verbreitung durch die deutsche Münzordnung von 1524 einen Maßstabcharakter als Reichstaler und gab dieser Münze ihren Namen. Nach 1871 wurde der Taler in allen deutschen Ländern durch die Mark (= ein Drittel Taler) zu 100 Pfennigen abgelöst.
Das Ostfriesische Landesmuseum Emden dankt dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, der Gerhard ten Dornkaart Koolman Stiftung und der Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer zu Emden, die den Ankauf dieses seltenen Objektes großzügig förderten.

Dr. Wolfgang Jahn