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Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Brückstraße 1 | 26725 Emden
Tel.: +49 (0)4921 - 87 20 50

Öffnungszeiten:
Di - So: 10:00-17:00 Uhr
Mo geschlossen sowie an Karfreitag, 24.12., 25.12. + 31.12. + 1.1.
Ostermontag, Pfingstmontag und am 26.12. geöffnet

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KUNSTWERK DES MONATS OKTOBER 2010

Von Asien nach Ostfriesland

Tee ist seit Jahrhunderten ein beliebtes Getränk in Ostfriesland. Während in anderen Teilen Deutschlands Kaffee an erster Stelle der Heißgetränke steht, ist dies in Ostfriesland der schwarze Tee.

Diederich Herman Brummer (* 1721 in Uttum, 1749 Meister in Emden, † 1782 in Emden)
Teedose
1757 oder 1764
Silber
H: 14,0 cm; B: 8,1 cm; T: 5,1 cm
Meisterzeichen auf Bodenunterseite: DHB in Ligatur im Rechteck
Beschauzeichen auf Bodenunterseite: EK [Emden 1757] oder ER [Emden 1764]
Inv.Nr.: SK 19

Der Teeverbrauch der Ostfriesen liegt mit 2,5 kg im Jahr pro Person weit über dem Durchschnitt des restlichen Deutschlands.
Diese Teetradition hat eine lange Geschichte. Von den Niederlanden ausgehend wurde der Tee im 17. Jahrhundert in Ostfriesland eingeführt. Der Tee kam als Nahrungsmittel gelegen, da man so das qualitativ schlechte Trinkwasser, welches nur abgekocht genießbar war, mit einem angenehmen Geschmack versehen konnte. Zuvor war Bier in Form von Biersuppe oder Warmbier mit Eiern, Ingwer und Honig beliebt gewesen.
Zunächst war der Tee allerdings nur in adeligen und gehobenen bürgerlichen Schichten verbreitet. Außerdem galt er anfänglich als Medizin, weshalb er nicht nur in Kolonialwarenläden, sondern auch in Apotheken erhältlich war. Es dauerte bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts, bevor sich der ostfriesische Tee in sämtlichen Bevölkerungskreisen durchgesetzt hatte.
Mit der Verbreitung des Tees entstand eine eigene, zum Tee passende Tischkultur. Neben den obligatorischen Teetassen und der Teekanne wurde die Teetafel seit dem 18. Jahrhundert mit zusätzlichem Beiwerk verschönert. Dazu gehörten Teelöffel, Sahnelöffel, Zuckerdosen und auch Teedosen. Das Ostfriesische Landesmuseum Emden besitzt solche Gerätschaften, darunter eine silberne Teedose aus dem 18. Jahrhundert, die im Silberkabinett ausgestellt ist.
Die Teebüchse besitzt einen rechteckigen Gefäßkörper, der auf einer wenig überstehenden Standplatte sitzt und nach oben über geschweifte Schultern in einen zylindrischen Hals ausläuft. Auf dem Hals sitzt ein runder Deckel mit Balusterknauf. Der Gegenstand ist sparsam mit reliefierten Blatt- und Schweifwerken verziert. An der Bodenunterseite befinden sich das Meisterzeichen des Silberschmieds Diederich Herman Brummer (DHB) und zwei gravierte Initialen (CLA*EVB).
Teedosen einer solchen Form waren in Ostfriesland sehr häufig. Für eine gelungene Tee- oder Kaffeetafel existierten darüber hinaus Sets, die aus verschiedenen, homogen gearbeiteten Gegenständen bestanden. Diese umfassten eine Kaffee- und eine Teekanne, eine Kanne für heiße Milch oder heißes Wasser und eine Zuckerdose. Teedosen waren dabei sehr selten. Erst ab dem 19. Jahrhundert wurden Sets ausschließlich für die Teezeremonie hergestellt, zu denen hin und wieder auch eine Teebüchse gehörte. Das alles legt nahe, dass es sich bei dem vorgestellten Objekt um ein Einzelstück handelt. Zudem sind keine weiteren Gegenstände dieses Typs im Ostfriesischen Landesmuseum vorhanden.
Die Teedose musste gut verschlossen werden können, damit das Aroma des Tees bewahrt blieb. Von der Lagerung des Tees hingen die Haltbarkeit und auch der Geschmack ab. Daneben diente der Deckel, in Ostfriesland auch als Trecksel oder Döppsel bezeichnet, als Teemaß. Die Teedose umfasste also wesentliche Funktionen für die Teezubereitung. Dies war auch notwendig, da der Tee in damaliger Zeit noch am Tisch aufgegossen wurde und die Dose somit Teil der ostfriesischen Teetafel war.
Die Erfindung der Teebüchse liegt dagegen in Japan. Mit dem Tee kam also nicht nur das Getränk selbst nach Europa, sondern eine eigenständige Tischkultur wurde mit importiert.

Caroline Schott M. A.