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KUNSTWERK DES MONATS AUGUST 2010

„Zur Belehrung und zum Vergnügen“: „Die Küchenmagd“

Eine junge Frau steht an einer Pumpe und ist mit dem Säubern und Ausnehmen von Fischen beschäftigt.

Petrus Staverenus (nachweisbar tätig 1634 – 1654)
Die Küchenmagd
Öl auf Holz
109,5 x 79,5 cm
Sign. auf der Steinplatte vorn: P: Staverenus
Inv.Nr.: OLM 47

In diesem Moment unterbricht sie ihr Tun und wendet sich mit einem herausfordernden Lächeln dem Betrachter zu, dem sie mit ihrer angehobenen linken Hand einen Fisch vor Augen hält. Ihre Rechte umfasst kraftvoll das zur Arbeit gebrauchte spitze Messer. Zwei weitere Schellfische liegen vor ihr in einem Korb auf dem steinernen Pumpenbecken. Weitere Fische füllen schon das Fass, welches das große tönerne Sieb rechts vorn im Bild abdeckt.
Die Küchenmagd, als die die kräftig gebaute junge Frau durch ihre schlichte Kleidung erkennbar wird, versteckt ihre körperlichen Reize nicht. Nur unzureichend verhüllt das unordentlich sitzende weiße Hemd ihr Dekollete. So schaut man sehr direkt auf die prallen Brüste, die über dem eng geschnürten blauem Mieder erheben. Die lockigen Haarsträhnen, die der provozierend schauenden Frau aus der streng zurückgekämmten Frisur nach vorn ins Gesicht gefallen sind, unterstreichen noch den aufreizenden Charakter ihrer Erscheinung.
Die Betrachter des 17. Jahrhunderts entdeckten ohne Schwierigkeiten noch weitere erotisch besetzte Motive, die ihnen aus der Literatur und dem volkstümlichen Bühnenspiel bekannt waren und auch in anderen Gemälden der Zeit begegnen: Das deutlichste ist der am Haken hängende, demonstrativ vorgezeigte Fisch, den erst ein Köder an die Angel gelockt hatte. Auch heute kennt man noch die Redewendung, einen dicken Fisch (meint wohlhabenden Liebhaber) an der Angel zu haben Damals konnte außerdem noch die feucht-glänzende Haut des Fisches, die der Maler mit Aufmerksamkeit schildert, als Anspielung auf die menschlichen Geschlechtsorgane gedeutet werden.
Die Gefahren unbeschränkt ausgelebter Sinnlichkeit sind das Thema vieler niederländischer Alltagsszenen des 17. Jahrhunderts. Anschaulich und nachvollziehbar bringen sie diese in Bildern vor Augen, die mit ästhetischem Genuss und Bewunderung zu betrachten sind. Dies sollte die rhetorische Wirksamkeit der als Warnung vor eben den dargestellten Sünden konzipierten Gemälde erhöhen.
Es widersprach den geltenden christlichen Tugenden und dem gesellschaftlichen Ideal der Zeit, der Wollust oder anderen menschlichen Schwächen nachzugeben. Zur Repräsentation des ungeziemenden Verhaltens wählte man deshalb meist Menschentypen, die sichtlich keine hohe gesellschaftliche Stellung einnahmen und – wie die Magd – zugleich als Bilder von Dummheit und Derbheit gelten konnten.
Über das Leben und Schaffen des Malers Paulus Staverenus ist nicht viel bekannt. 1635 wird er als Mitglied der Lukasgilde in Den Haag erwähnt. 1654 ist er ein letztes Mal namentlich vermerkt. In der breiten zügigen Malweise, mit der er dem in Haarlem tätigen Frans Hals verpflichtet ist, kennt man von Staverenus noch einige weitere Fischstillleben mit Figuren, die offenbar eine Spezialität von ihm waren. Das Gemälde „Die Küchenmagd“ (oder neutral beschreibend der „Frau mit Schellfischen“) erwarb die „Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer“ 1825 auf einer Auktion aus dem Besitz des Emder Bürgermeisters H. I. van Santen.

Dr. Annette Kanzenbach