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Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Brückstraße 1 | 26725 Emden
Tel.: +49 (0)4921 - 87 20 50

Öffnungszeiten:
Di - So: 10:00-17:00 Uhr
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KUNSTWERK DES MONATS JUNI 2010

Vom Luxusgut zum Grundnahrungsmittel

Zucker ist heute aus der gewöhnlichen Küche nicht mehr wegzudenken. Dabei vergisst man leicht, dass dieses Naturprodukt erst vor etwa 160 Jahren zum Gut des täglichen Bedarfs wurde.

Zuckerstreulöffel
Silber
1800 – 1840
L: 17,0 cm; B: 6,6 cm; H: 3,5 cm
Inv.Nr.: SK 158

In der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts begann die industrielle Herstellung von Zucker aus Zuckerrüben, die diesen für die breite Masse erschwinglich machte. Vorher war Zucker ein Genussmittel und Luxusgut, das den reichen Bevölkerungsschichten vorbehalten blieb. Die gewöhnliche Bevölkerung süßte ihre Speisen und Getränke mit Honig.
Mit Zucker wurden nicht nur die seit der Kolonialzeit in Europa beliebten Getränke Tee, Kaffee und Kakao schmackhafter gemacht, sondern auch Kuchen und Kompotte verfeinert. Für diesen Zweck existierten bestimmte Tafelgeräte. Zu diesen Gegenständen gehörte der Zuckerstreulöffel, ein Tafelhilfsgerät, das eigens für das Bestreuen von Kuchen und Kompotten mit Zucker verwendet wurde und seit dem 18. Jahrhundert gebräuchlich war. Ein solcher Zuckerstreulöffel aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts befindet sich in den Sammlungen des Ostfriesischen Landesmuseums Emden und kann im Silberkabinett besichtigt werden.
Dieser Zuckerstreulöffel ist 17 cm lang und 6,6 cm breit. Er besitzt eine querovale Laffe, in die Streulöcher eingestanzt sind. Durch diese Streulöcher rieselte bei der Benutzung des Löffels der Zucker. Der Stiel ist am Ansatz gegabelt, er verjüngt sich zunächst und wird zum Ende hin breiter. Der Löffel weist zudem schlichte Verzierungen auf. Die an der Laffe angebrachten Streulöcher bilden eine Blütenform und werden schließlich von einem durchbrochenen Rand mit Perlreihe abgeschlossen. Der Stiel weist ein graviertes Medaillonfeld mit den Initialen „GK“ sowie eine Ranke als Verzierung auf.
Besonderen Wert erhält der Zuckerstreulöffel aber nicht nur durch seine Verarbeitung und Verzierungen, sondern auch durch das Material, handelt es sich doch um einen silbernen Gegenstand. Silber war neben Gold ein seit Jahrtausenden beliebtes Edelmetall, das bei der Herstellung von zunächst sakralen, später profanen Gerätschaften Verwendung fand. Dabei wurde dem Gold oftmals der Vorzug gegeben. Lediglich im Klassizismus, in dessen Zeit ja auch die Herstellung dieses Gegenstandes fällt, wurde das zurückhaltende Silber mehr geschätzt.
Das vorgestellte Objekt besitzt noch ein weiteres typisches Merkmal des 19. Jahrhunderts. Wurden bis ins 18. Jahrhundert hinein sehr aufwändige und prunkvolle Arbeiten aus Gold und Silber gefertigt, ging der Trend im 19. Jahrhundert hin zu kleineren Stücken. Damit waren Silbergeräte nicht mehr nur von den Reichen, sondern von einer breiteren Bevölkerungsschicht zu erwerben. Es entstand somit eine Masse kleinerer, dafür aber sehr vielfältiger Gegenstände, von denen das vorgestellte Objekt nur ein Beispiel ist. Unser Zuckerstreulöffel gehört also sowohl aufgrund seines Zweckes als auch seines Materials und der Herstellung in eine Zeit des Umbruchs, in der ehemals der obersten sozialen Schicht vorbehaltene Güter und Gegenstände in zunehmend größer werdenden Bevölkerungskreisen Verbreitung fanden.

Caroline Schott M. A.