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Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
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KUNSTWERK DES MONATS JANUAR 2010

Gliedermaßstab - Zollstock

Viele von uns sprechen auch heute noch von einem „Zollstock“, wenn eigentlich ein dem metrischen Maßsystem angepasster Gliedermaßstab gemeint ist.

Gliedermaßstab – Zollstock
Metall
1744
L: 29,7 cm (geöffnet); H: 0,9 cm; T: 0,8 cm
Inv.Nr.: UM 192

Nachdem dieses System in Frankreich schon im Dezember 1799 eingeführt worden war, übernahmen 17 Staaten im Mai 1875, darunter auch das vier Jahre zuvor gegründete Deutsche Reich, diese auf dem Dezimalsystem, also auf zehn Ziffern, beruhende Meter-Konvention.
Das „metre“ sollte dem zehnmillionsten Teil der Länge eines Quadranten (Viertels) des Erdmeridians, des „Mittagskreises“ bzw. einer zwischen beiden Polen verlaufenden und senkrecht auf dem Äquator stehenden Linie, entsprechen. Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde festgestellt, dass das aus einer Platin-Iridium-Legierung hergestellte Ur-Meter doch nicht exakt berechnet worden ist. Heute wird die Länge der Maßeinheit „Meter“ von der Zeit abgeleitet: Die Strecke, die das Licht im Vakuum innerhalb von 1/299.792.458 Sekunden zurücklegt, ist genau einen Meter lang.
Und dennoch existieren heute noch Zollstöcke. So zum Beispiel im angelsächsischen Sprachraum, denn dort ist das „inch“, das mit einer Länge von 2,54 Zentimetern (Hundertstelmetern) dem deutschen „Zoll“ entspricht, noch immer die gebräuchliche Maßeinheit. Nutzer von Computern müssen weltweit – zumindest wenn es um die Größe ihres Bildschirmes bzw. die Länge der Bildschirmdiagonalen geht, aber auch bei Schriftgrößen – in „inch“ oder „Zoll“ rechnen: 1 Punkt = 1/72 Zoll – eine 72-Punkt-Schrift ist also 2,54 cm hoch.
Aber auch im „Fundus“ des Ostfriesischen Landesmuseums Emden befindet sich noch ein wirklicher Zollstock aus dem Jahre 1744, der aus zwei über ein Gelenk miteinander verbundenen Gliedern besteht. An dem schmaleren Glied, das im breiteren versenkt werden kann, befindet sich ein kurzer Griff. Beidseitig auf dem breiteren Glied sind die Namen „Johannes. Van Coens. / Tobias. Marcelius. Colonel. // Abraham. Oorth. / Dr: Hemmo Suur.“ eingraviert. Alle diese Herren waren Schüttenhovetling (Schützenhäuptling) in Emden gewesen: 1740 Johan Ferdinand Coens, 1742 Tobias Marcelius, 1743 – 1746 Abraham Ohrt und 1744 Dr. jur. Hemmo Suur.
Doch warum hieß die Maßeinheit „Zoll“? Mit dem uns heute noch geläufigen „Zoll = Abgabe“ hat die Maßeinheit nichts zu tun. Im Althochdeutschen (ca. 750 – 1050) meinte „zollo“ einen Kreisel, im Mittelhochdeutschen (ca. 1050 – 1350) bedeutete „zol“ soviel wie „Knebel, Klotz oder Zapfen“ und im Mittelniederdeutschen (ca. 1150 – 1650) bezeichnete „tol“ einen „Zweig“ bzw. die „äußerste Spitze eines Zweiges“. Hochdeutsch wurde südlich der sogenannten Benrather Linie, einer Dialektgrenze, die von Düsseldorf bis Frankfurt an der Oder verläuft, Niederdeutsch nördlich davon gesprochen.
Erst um 1500 kam „Zoll“ als Längenmaß in süddeutschen Bauhütten auf und entsprach der Länge eines Fingergliedes, wobei es natürlich bis heute keine genormten Körpermaße gibt. In welchem Zusammenhang aber das Längenmaß zu den vorher benannten Bedeutungen steht, ist sprachwissenschaftlich nicht geklärt, es wäre aber möglich, dass „Zoll“ den gleichen sprachlichen Ursprung wie „Zahl“ besitzt. Bei diesem Wort wird angenommen, dass es sich aus dem lateinischen „dolare“ (behauen; einkerben) entwickelt hat und zunächst „Kerbe“ bedeutete. Da ursprünglich mit Hilfe von Kerbhölzern gezählt und gerechnet wurde, wandelte sich die Bedeutung des Begriffes „Zahl“ wahrscheinlich von „Kerbe“ zu der uns heute gebräuchlichen. Der Abstand zwischen zwei Kerben / Zahlen aber ergibt eine Maßangabe.
Der Abgabe bedeutende Begriff „Zoll“ wurde über verschiedene Ableitungen aus dem griechischen „telos“ (Ziel, Endzweck) entlehnt und bezeichnete schon im Althochdeutschen eine endgültige Zahlung.

Aiko Schmidt M. A.