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Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Brückstraße 1 | 26725 Emden
Tel.: +49 (0)4921 - 87 20 50

Öffnungszeiten:
Di - So: 10:00-17:00 Uhr
Mo geschlossen sowie an Karfreitag, 24.12., 25.12. + 31.12. + 1.1.
Ostermontag, Pfingstmontag und am 26.12. geöffnet

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Emder Glockenspiel
gespielt von Michael Schunk

KUNSTWERK DES MONATS SEPTEMBER 2009

Ein modernes Seestück

Videostill aus „Apokalyptischer Reiter 2“, 2007, Loop, dvd

Die obenstehende Abbildung zeigt ein Bild aus der Videoarbeit „Apokalyptischer Reiter 2“, die Marikke Heinz-Hoek 2007 schuf.

Man schaut über eine bewegte See unter hohem bewölkten Himmel. Im Zentrum der Komposition ist ein Segler zu entdecken, den in der Ferne der Wind über das Wasser treibt. Soweit beschrieben stellt das Bild ein klassisches Seestück vor Augen.
Sehr verfremdend macht sich jedoch die Farbigkeit bemerkbar, die so gar nicht unserer gewohnten Naturanschauung entspricht. Schwefelfarbige Gelbtöne im Himmel schaffen eine bedrohlich wirkende Atmosphäre, die noch befördert wird durch die beunruhigend dunklen und sehr plastisch gebildeten Haufenwolken, die sich in der Tiefe zu einer dichten Wolkendecke zusammenschließen. Den unwirtlichen Eindruck unterstützen weiter die kühlen blaugrauen, ja frostigen Farbtöne der See, die mit ihrer Brandung weit auf das Ufer ausläuft - bis zum vorderen Bildrand. Kein schützendes Stück Land bietet sich hier für den Betrachter als Standort an. Noch gefährdeter allerdings erscheint der Segler oder genauer: der Surfer, der über die Wasserfläche hinweg gleitet und den elementaren Naturkräften ausgeliefert ist. Er behauptet sich mit einer stillen Souveränität, die erstaunt und verunsichert. Es ist ein magischer Zauber, der von dem Bild ausgeht und die eigene Phantasie in Bewegung bringt, persönliche Erinnerungen wachruft und in eine unwirkliche, auch bedrohliche Welt entführt, in eine Welt, in der nichts mehr sicher erscheint.
Das Bild vom „Apokalyptischen Reiter 2“ wirkt noch einmal verstörender, wenn man sich klar macht, dass es sich hier nicht um ein aus der Phantasie komponiertes Gemälde handelt, sondern um ein Bild aus einem in der Natur aufgenommenen Film, den Marikke Heinz-Hoek von der Bohrinsel im Dollart aufnahm und lediglich durch computertechnische Bearbeitung verfremdete, durch Umkehrung des positiven Bildes in ein Negativ, durch Verlangsamung und Einfärbung. Gebannt bleibt man vor dem im Video festgehaltenen Blick über die See stehen, an dem man in der Natur vielleicht achtlos vorbeigegangen wäre. Dazu hört man die mitgeschnittenen Geräusche von Wind und Wasser. Durch die Endlosschleife, die den Film immer wieder von Neuem beginnen lässt, hat er weder Anfang noch Ende.
Die Videoarbeit ist in der Ausstellung SIEBENACHTEL HIMMEL zu sehen, die morgen, am 13. September 2009, im Ostfriesischen Landesmuseum Emden eröffnet wird. Das Kunstwerk ist jedoch nicht im Sonderausstellungsraum zu finden, sondern eingegliedert in die Gemäldegalerie. Neben den Marinebildern von Ludolf Backhuysen (1630-1708) lässt „Der Apokalyptische Reiter 2“ auf eine ganz unaufdringliche Weise erfahren, dass auch im Bereich des Seestücks die zeitgenössische Kunst mit neuen und ganz intensiven Lösungen aufwarten kann.
Die in Bremen lebende Künstlerin Marikke Heinz-Hoek, die im Rheiderland aufwuchs und heute noch jeden Sommer mehrere Wochen verbringt, arbeitet mit den unterschiedlichsten künstlerischen Medien. Videoarbeiten, Dokumentarfilme, Fotografien, Gemälde, Zeichnungen und Installationen gehören zu ihrem Repertoire. In einer atmosphärisch dichten Rauminszenierung ist eine Auswahl ihrer Arbeiten zu Ostfriesland bis zum 15. November im Ostfriesischen Landesmuseum Emden zu sehen. Den „Apokalyptischen Reiter 2“ übergab sie dem Museum im Rahmen einer größeren Schenkung an die „Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer“.
 

Dr. Annette Kanzenbach