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Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Brückstraße 1 | 26725 Emden
Tel.: +49 (0)4921 - 87 20 50

Öffnungszeiten:
Di - So: 10:00-17:00 Uhr
Mo geschlossen sowie an Karfreitag, 24.12., 25.12. + 31.12. + 1.1.
Ostermontag, Pfingstmontag und am 26.12. geöffnet

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Emder Glockenspiel
gespielt von Michael Schunk

KUNSTWERK DES MONATS MAI 2009

Für bare Münze

In den Sammlungen des Ostfriesischen Landesmuseums Emden befindet sich ein Objekt, zu dem nur spärliche Informationen vorhanden sind. Es ist ein Geldbeutel, der in der Abteilung „Fundus“ unter „Handeln“ ausgestellt ist.

Geldstrumpf
19. Jahrhundert
Baumwolle, Metall
L: 31,0 cm; B: 6,0 cm
Inv.Nr.: T 438

In den Sammlungen des Ostfriesischen Landesmuseums Emden befindet sich ein Objekt, zu dem nur spärliche Informationen vorhanden sind. Es ist ein Geldbeutel, der in der Abteilung „Fundus“ unter „Handeln“ ausgestellt ist. Weiteres ist zu dem Objekt nicht bekannt.
Um sich einer Bestimmung anzunähern, sollte zunächst das äußere Erscheinungsbild des Geldbeutels betrachtet werden. Der Geldbeutel ist schlauchartig geformt. Er hat eine Länge von 31,0 cm und eine Breite von 6,0 cm. In der Mitte befindet sich ein Eingriffsschlitz, durch den die Wertsachen eingefüllt werden können. Verschlossen wird der Geldbeutel mit zwei verschiebbaren Ringen an beiden Seiten. Das Material besteht aus blauer, gehäkelter Baumwolle. Des weiteren ist der Geldbeutel mit einer symmetrisch aufgesetzten Metallstickerei verziert.
Bei eingehender Betrachtung dieser Merkmale kann das Objekt als ein Geldstrumpf aus dem 19. Jahrhundert bestimmt werden. Zudem liegt dieser Schluss nahe, wenn man das Objekt mit Abbildungen anderer Geldbeutel dieser Zeit vergleicht. Gerade die längliche Form, aber auch die Herstellungsart sind wesentliche Kennzeichen für eine solche Zuschreibung.
Geldstrümpfe dieser Art wurden oft fälschlicherweise als Geldkatze bezeichnet. Geldkatzen haben zwar einen ähnlichen Zweck wie ein Geldstrumpf, waren aber im Mittelalter verbreitet, besaßen eine andere Form und bestanden zudem in der Regel aus Leder. Beiden gemeinsam war die Aufbewahrung von Zahlungsmitteln. Waren das bei der Geldkatze im Mittelalter neben dem Geld aber noch weitere Wertsachen wie Stücke von Edelmetall oder kostbare Schmuckstücke, so diente der Geldstrumpf vorrangig der Aufbewahrung von Münzgeld.
Für die Sicherheit der aufbewahrten Münzen sorgte eine dem Geldstrumpf eigene Vorrichtung. Der Geldstrumpf wurde über den Gürtel gehängt und so über der Kleidung getragen. Damit lag der Eingriffschlitz genau über dem Gürtel. Dies verhinderte ein zufälliges Herausfallen der Münzen. Wenn der Besitzer zahlen wollte, nahm er den Geldstrumpf vom Gürtel. Damit hatte er Zugriff auf die zwei Säckchen, die seine Finanzmittel enthielten.
Die zwei Enden des Geldstrumpfes waren verschiedenartig gearbeitet. Auch bei dem hier vorliegenden Objekt ist das eine Ende rund wie ein Säckchen, das andere rechteckig und mit Fransen verziert. Mit Hilfe dieser zwei Formen sollte es dem Besitzer leicht gemacht werden, sich zu merken, wo er was verstaut hatte, und die Dinge wieder zu finden, die er in dem Geldstrumpf aufbewahrte.
Mit dem Ende des 19. Jahrhunderts erhöhte sich der Umlauf des Papiergeldes. Dieser Umstand veränderte die Nutzung von Geldbeuteln. Nicht mehr Geldstrümpfe für Münzgeld waren gefragt, sondern Brieftaschen und Portemonnaies kamen in Gebrauch. Geldstrümpfe der hier vorgestellten Art verloren zunehmend an Bedeutung. Sie verschwanden endgültig in den 1920er Jahren aus dem alltäglichen Leben der Menschen und können heute lediglich im Museum betrachtet werden.

Caroline Schott M. A.