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Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
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KUNSTWERK DES MONATS FEBRUAR 2009

Ansicht der Stadt Emden aus der Radierfolge „D’Y-Stroom en Zeegezichten“

Die Folge von Radierungen, die Ludolf Backhuysen 1701 unter dem Titel „Der IJ-Strom und Seeansichten“ herausgab, umfasst zehn Darstellungen maritimer Thematik.

Ludolf Backhuysen (1630 Emden – 1708 Amsterdam)
Ansicht der Stadt Emden aus der Radierfolge „D’Y-Stroom en Zeegezichten“
1701
17,8 x 24,0 cm
beschriftet auf der Platte u. l.: L: Bakhuizen Fec: et exc:“ und u. re. „cum Privi: ord: Holland: et West Frisiae“
Inv.Nr.: GS Kunst 9831


Sie zeigen Schiffe vor einer Stadtsilhouette am Horizont oder durch Figuren belebte Hafen- und Strandansichten. Man sieht Segelschiffe bei stürmischen Wetter und in Seenot vor felsiger Küste. Höchst eindrucksvoll führen die Blätter den Erfindungsreichtum und das ungewöhnliche Kompositionsvermögen des Künstlers vor Augen. Das gilt selbst für das Deckblatt, das nicht nur Titel und Schöpfer sowie Erscheinungsort und -datum nennt, sondern zugleich als ein kalligraphisches Kunststück gestaltet ist.
Alle Blätter tragen unterhalb der Darstellung eine Bezeichnung, die in lateinischen Abkürzungen mitteilt, dass Ludolf Backhuysen die Radierungen selbst zeichnete und druckte (hat es gemacht und ausgeführt). Dazu tritt der Hinweis auf ein Druckprivileg der Provinzen Holland und Westfriesland, das vor unberechtigter Nachahmung schützen sollte. Einige Radierungen sind außerdem noch innerhalb des Bildes mit dem Monogramm oder dem abgekürzten Namen des Künstlers und dem Datum 1701 versehen.
Man hat die grafische Folge als eine von Backhuysen zusammengestellte Mustersammlung maritimer Kompositionen zu verstehen, mit der er seine Bildideen einem breiten Publikum bekannt machen wollte. Die Interessenten werden Künstler gewesen sein, die Anregungen für eigene Kompositionen suchten, ebenso wie Kunstliebhaber. Die Serie, die die „Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer“ 1958/59 erwarb, gehörte einmal dem englischen Sammler William Esdaile (1758 – 1837). Dieser kennzeichnete die Werke seiner Sammlung mit dem Monogramm WE, das man auf allen Emder Blättern unten rechts erkennen kann.
Eines der Blätter zeigt eine Ansicht Emdens. Standort ist eine Landzunge, die von links in das Bildfeld hinragt und auf diese Weise die Komposition nach vorn schließt. Man darf sie mit der einst vorgelagerten Insel Nesse identifizieren, auf der in diesem Moment ein vornehmes Paar und ein Hirte mit seinen Tieren zu erblicken sind. Sie befördern den Blick des Betrachters über die als breiten Fluss dargestellte Ems hinweg auf die in der Ferne liegende Hafenstadt. Ganz links sieht man die im 18. Jahrhundert abgetragene Burg der Cirksena. Weiter rechts folgen die Große Kirche Emden und das Rathaus, der Turm der ehemaligen Franziskanerkirche, der gerundete Bau des Zollhauses an der Einfahrt in den Ratsdelft und ganz rechts die Neue Kirche. Dominant ins Bild gesetzt ist ferner eine Salut schiessende Jacht, In der Fahne oben am Mast ist das Monogramm LB für Ludolf Backhuysen zu erkennen. Das Wappen im Spiegel kennzeichnet sie als eine Jacht der Stadt Emden, was Wohlstand und einen städtischen Repräsentationswillen gleich den großen niederländischen Hafenstädten vermittelt. Die Existenz eines solchen Schiffes ist im Stadtarchiv für das Jahr 1725 auch tatsächlich belegt.
Der Darstellung seiner Geburtsstadt Emden legte Ludolf Backhuysen eine gemalte Ansicht zugrunde, die er 1698 geschaffen hatte. Beide Veduten sind zusammen mit weiteren Gemälden, Handzeichnungen und Radierungen des berühmten Marinemalers noch bis zum 1. März 2009 in der Sonderausstellung „Ludolf Backhuysen – Emden 1630 – Amsterdam 1708“ im Ostfriesischen Landesmuseum Emden zu sehen.

Dr. Annette Kanzenbach