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Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Brückstraße 1 | 26725 Emden
Tel.: +49 (0)4921 - 87 20 50

Öffnungszeiten:
Di - So: 10:00-17:00 Uhr
Mo geschlossen sowie an Karfreitag, 24.12., 25.12. + 31.12. + 1.1.
Ostermontag, Pfingstmontag und am 26.12. geöffnet

UNSERE NÄCHSTEN VERANSTALTUNGEN

FREITAGS, 15:30 - 17:00 UHR
KIDS IN!
Programm für kreative Köpfe von 6 bis 10 Jahre

09 Uhr, 11 Uhr, 13 Uhr, 15 Uhr, 17 Uhr, 19 Uhr, 21 Uhr
Emder Glockenspiel
gespielt von Michael Schunk

Bewerbungsschluss: 30. April
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Deine Chance für eine vielseitige und spannende Erfahrung

KUNSTWERK DES MONATS SEPTEMBER 2008

Ein Wolkenhimmel?

„Emden. Rathaus-Delft“

Der Betrachter befindet sich an der alten Kaimauer in Höhe der heute nicht mehr existierenden Einmündung der Pelzerstraße in die Straße Am Delft. Sein Blick geht nach Norden über den Ratsdelft auf die Rückfronten der direkt am Wasser stehenden Häuser an der Kleinen Faldernstraße, vor denen einige Barkassen liegen. Im Vordergrund links und rechts eines in den Delft ragenden Holzstegs befindet sich jeweils ein Kajütboot. Fünf Kinder halten sich auf dem Steg auf und werden von einem Mann beobachtet, der auf der Kajüte des Bootes am rechten Bildrand sitzt. Auch ein Junge im Vordergrund links, der sich an sein Fahrrad lehnt, schaut zu seinen Altersgenossen hinüber. Im Hintergrund erheben sich die Türme des Rathauses und der Gasthauskirche über den Dächern der Häuser in Mittelfaldern. Idyllisch liegt die Stadt unter einem typisch ostfriesischen Wolkenhimmel. Unter einem Wolkenhimmel?
Drei Postkarten werden hier vorgestellt, die alle das selbe Motiv zeigen und doch unterschiedlich sind. Zum einen belegen das die Bezeichnungen der Postkarten, die zwar identisch lauten, aber typographisch unterschiedlich dargestellt sind. Zum zweiten belegen das die auf der Rückseite aufgedruckten Artikelnummern, die zeigen, dass die Firma Cekade das Motiv mehrfach für Postkaten verwendet hat. Letztlich aber erkennt man beim genaueren Hinschauen, dass zwar alles am selben Platz ist – dass es sich um keine Serie von fotografischen Aufnahmen handelt –, dass aber der Himmel über der Stadt von Postkarte zu Postkarte anders aussieht.
Ein schöner Wolkenhimmel sollte es sein, aber vermutlich gab es ihn an dem Tag, als der Fotograf sein Bild machte, gerade nicht. Also haben die Hersteller der Postkarten retuschiert. Auf dem ersten Bild – 1932 als Postkarte gelaufen – sieht es so aus, als wäre der Tag der Aufnahme eher ein düsterer gewesen. Über den dunkelgrauen Himmel wurden mit weißer Farbe einige Wolken gepinselt, die nur auf den ersten Blick authentisch wirken. Scheinbar ist das auch den Verantwortlichen bei Cekade aufgefallen. Die nächste Postkarte, die 1937 auf den Markt kam, zeigt einen deutlich helleren Himmel mit hohen Wolkenbergen, hinter denen sich irgendwo die Sonne versteckt. Doch da der Blick in Richtung Norden geht, kann sich dort nie die Sonne befunden haben. Außerdem wirken die Wolken eher so, als ob sie sich über dem Dollart befinden würden. Die dritte Karte im Bunde erschien 1941 und besitzt immer noch einen hellen Himmel, doch die Wolken sind wiederum anders und nicht ganz so gewaltig ausgeführt. Die Sonne befindet sich auch nicht mehr nördlich der Stadt. Inzwischen zeigte diese letzte Postkarte auch keinen aktuellen Zustand der Stadt mehr, denn die Gasthauskirche war drei Jahre zuvor am 21. Juli 1938 abgebrannt.
Die in Dortmund ansässige Kunstanstalt Cekade (Cramers Kunstanstalt Dortmund) war seit etwa 1900 der führende Produzent von Ansichtskarten. 1989 musste die Firma Konkurs anmelden, die Produktion wurde eingestellt und die Motive verkauft.

Aiko Schmidt M. A.