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Ostfriesisches Landesmuseum Emden
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KUNSTWERK DES MONATS OKTOBER 2007

Gewichtsatz

In der Abteilung „Aus dem Fundus“ im Ostfriesischen Landesmuseum Emden wird unter dem Buchstaben M (= messen) eine schwere Bronzekartusche präsentiert, deren Inhalt – elf Gewichte in Becherform – um sie herum gruppiert ist.

Conrad von Düssel (Dassel)
Gewichtsatz
1572
Bronze
15,8 x 19,0 x 13,0 cm
Inv.Nr.: UM 331

Der konische Gefäßkörper besitzt einen aufwändig gestalteten Deckel, der mittels eines aus drei plastischen Fischköpfen bestehenden Scharniers an der Wandung des Gefäßes befestigt ist. Mit Hilfe einer Schließe in Form eines Pferdekopfes, der auf einen Dorn an der Wandung gesetzt wird, kann der Deckel verschlossen werden.
Auf dem Deckel befinden sich verschiedene plastische Figurendarstellungen. An den Seiten von einander abgewandt erheben sich die Körper einer Meerfrau und eines Meermannes. Beide sind vom Kopf bis zu den Hüften menschlicher Natur und unbekleidet, während der Unterleib aus einem geteilten, geschuppten Fischschwanz besteht, der links und rechts zu den Hüften hoch geführt ist. In ihren Rückenpartien befinden sich Aussparungen, in denen ein Henkel verankert ist. Die weibliche Form ist der mystischen Melusine nachempfunden, einer mittelalterlichen Sagengestalt. Diese heiratete einen Ritter unter der Bedingung, dass er sie nie in ihrer wahren Gestalt sehen sollte. Solange diese Bedingung eingehalten wurde, war Melusine die Quelle des Ansehens und Reichtums ihres Ehemannes, doch als er das Tabu brach und Melusine beim Baden beobachtete, verwandelte sie sich in ein Reptil und verschwand für immer. Die männliche Variante geht auf Triton, den griechischen Gott des Meeres, zurück, dessen Palast sich in Tunesien befand.
Ein Wesen, dessen Vorderteil ein Pferd und Hinterteil ein Fisch ist, sitzt im vorderen Bereich des Deckels und hält zwischen seinen Hufen das Scharnier der Schließe. Flankiert wird es von zwei Seeschlangen mit aufgerissenen Mäulern, deren Hinterleibe wiederum mit dem Scharnier des Deckels an der Wandung verbunden sind. Das Gefäß ist 15,8 cm hoch, 19,0 cm breit und 13,0 cm tief.
Der Rand des Deckels und die Wandung des Gefäßkörpers sind mit verschiedenartigen Ornamentbändern verziert. Neben floralen Mustern gibt es ein Band springender Hunde, wie sie auch gerne auf niederländischen Fliesen dargestellt wurden.
Die elf becherförmigen Gewichte unterschiedlicher Größe und Schwere können ineinander gestellt und komplett in der Kartusche verwahrt werden.
Zwei identische Meistermarken, die in die Oberseite des Deckels geschlagen worden sind und die um einen Anker gruppierten Buchstaben CVD unter drei Kronen zeigen, verweisen auf den Kölner Waagenhersteller Conrad von Düssel. Über ihn ist – abgesehen von seinem Meisterzeichen – fast Nichts bekannt, doch soll er um 1602 als Eichmeister in Köln fungiert haben. Zu dieser Zeit muss er schon im fortgeschrittenen Alter gewesen sein, denn der hier vorgestellte Gewichtsatz wurde 1572 gefertigt, wie eine eingeschlagene Ziffer auf der Deckeloberseite verrät.

Aiko Schmidt M. A.