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Ostfriesisches Landesmuseum Emden
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KUNSTWERK DES MONATS JUNI 2007

Maria und Elisabeth mit dem Jesus- und dem Johannesknaben

Zum ersten urheberrechtlichen Prozess der Kunstgeschichte kam es schon zu Beginn des 16. Jahrhunderts in Venedig.

Künstler: Raffaello Santi (1483 Urbino – 1520 Rom)
Radierer: Marcantonio Raimondi (um 1480 Argini – vor 1534 Bologna)
Maria und Elisabeth mit dem Jesus- und dem Johannesknaben
1515 – 1534
Radierung
24,7 x 17,4 cm
Inv.Nr.: GS Kunst 1976

Seinen Ausgang spiegelt das hier vorgestellte Kunstwerk wider.
Der Schöpfer der Radierung ist Marcantonio Raimondi, der um 1480 geboren wurde und zwischen 1527 und 1534 starb. Er hatte den Beruf des Kupferstechers erlernt und war in Rom und Bologna tätig. Seine Kunst schulte er ab 1506 zunächst an den Holzschnitten Albrecht Dürers, der seinerseits zu Studienzwecken nach Italien gereist war. Von dort hatte er die italienische Renaissance nach Deutschland gebracht. Raimondi kopierte eifrig die immens erfolgreichen Druckgrafiken des Nürnbergers und fügte ihnen das zu einem Markenzeichen gewordene Monogramm AD hinzu. Dadurch machte er die Kunst des Deutschen und die Technik des Kupferstichs in Italien noch bekannter und erlangte selbst große Bedeutung. Raimondis Kopien, an denen Dürer nicht verdiente, erfüllten diesen mit großem Ärger, weswegen er 1506 in Venedig einen Gerichtsprozess gegen Raimondi anstrengte. Das Urteil lautete, dass Raimondi zwar die Motive Dürers weiterhin reproduzieren, nicht aber das berühmte Monogramm darunter setzen durfte. Insgesamt werden dem Italiener etwa 70 Dürer-Kopien zugeschrieben. Seit ca. 1510 nahm sich Raimondi in Rom neben Dürers Kunst auch noch die Werke Michelangelos und Raffaels zum Vorbild. Mit letzterem entwickelte sich eine enge Zusammenarbeit, wobei Raffael Raimondi als seinen Reprodukionsstecher arbeiten ließ.
Die hier vorgestellte Radierung Raimondis zeigt nach dem Vorbild Raffaels Maria und Elisabeth mit dem Jesus- und dem Johannesknaben.
Vor einer weitläufigen exotischen Landschaft mit einer Palme und einer verfallenen Holzhütte am rechten Bildrand haben sich die beiden Frauen Maria und Elisabeth mit ihren Söhnen Jesus und Johannes auf dem Boden niedergelassen. Die rechte der beiden Frauen, Elisabeth, wendet sich dem Jesuskind zu. Ihre Cousine Maria hat die Hände wie zum Gebet aneinandergelegt und blickt auf ihren Sohn Jesus. Dieser sitzt in spielerischer Bewegung nach rechts gewandt auf ihrem ausgestreckten Bein. Seine linke Hand erhebt er im Segensgestus in Richtung des vor ihm knienden Johannes. Liebevoll stützt Elisabeth seinen Arm. Ergriffen führt Johannes seine Hand zur Brust und blickt Jesus ergeben an. Er hat einen Kreuzstab dabei und ist mit einem Tuch mit Fellbesatz bekleidet, an dem eine Schale befestigt ist. Diese Attribute weisen ihn als den Täufer Johannes aus, der im Erwachsenenalter Jesus im Jordan taufen wird.
Normalerweise begleitet den Johannesknaben ein Lamm. Es erscheint als Zeichen für Jesu Erlöserschaft. Auf diesem Blatt könnte die verfallene Hütte diese Funktion übernehmen. Sie versinnbildlicht das Verfallen des Alten Bundes, der durch Jesus vom Neuen Bund abgelöst wird. Durch den Neuen Bund Gottes mit den Menschen gewährt Gott ihnen die Erlösung von den Sünden.
In der rechten unteren Bildecke befindet sich das Zeichen Raimondis. Es ist als ein am Boden liegendes Täfelchen gestaltet, das sehr, und dies sicherlich nicht zufällig, an Dürers Art des Signierens erinnert. Initialen sind nicht eingefügt. Diese Form der Signatur verwendete Raimondi seit 1515, also nach dem Gerichtsprozess.
Die berühmte, viel kopierte Druckgrafik Dürers ist zur Zeit im Ostfriesischen Landesmuseum in der Ausstellung „Dürers Welt“ in Originalen zu betrachten.

Katja Speith M. A.