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KUNSTWERK DES MONATS FEBRUAR 2007

Marias Besuch bei Elisabeth (Heimsuchung)

Nicolas Visscher – ob der Ältere (1618 – 1679) oder der Jüngere (1649 – 1702) lässt sich nicht eindeutig festlegen – stach im 17. Jahrhundert ein biblisches Historienbild nach, das Peter Paul Rubens (1577 – 1640) etwa 1612 als Ölskizze gearbeitet hatte. Es handelt sich dabei um Marias Besuch bei Elisabeth.

Künstler: Peter Paul Rubens (1577 Siegen – 1640 Antwerpen)
Radierer: Nicolaes Visscher
„Surgens Maria profecta est in montanam cum festinatione in urbem Iuda, et ingressa est domum Zachariae et salutavit Elizabetam – Luce 1, 39“ – Sich erhebend brach Maria mit Eile in das Gebirge zu einer Stadt in Juda auf und trat in das Haus von Zacharias ein und begrüßte Elisabeth (Lukas 1, 39) – Marias Besuch bei Elisabeth (Heimsuchung)
Ende 17. Jahrhundert
Radierung / Kupferstich
37,6 x 51,1 cm
Inv.Nr.: GS Kunst 10109

Wie bei Lukas 1, 39 – 45 nachzulesen, begibt sich Maria – nachdem sie durch den Engel Gabriel von ihrer bevorstehenden Schwangerschaft erfahren hat – zu ihrer wesentlich älteren Cousine Elisabeth nach Juda. Denn auch diese ist schwanger geworden, obwohl sie als unfruchtbar galt, und trägt ihre Leibesfrucht inzwischen schon sechs Monate unter dem Herzen. In diesem Fall hat Gabriel dem Priester Zacharias – Elisabeths Ehemann – Gottes Willen verkündet.
Als Maria nun ihre – auf der Grafik links als Greisin dargestellte – Cousine begrüßt, da hüpft Johannes, der später als Täufer bekannt werden soll, im Bauch seiner Mutter. In diesem Augenblick wird Elisabeth vom Heiligen Geist erfüllt und spricht die Worte, die noch heute Bestandteil des „Ave Maria“ sind: „Du bist gebenedeit unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes.“ Die auf dem Kupferstich abgebildete Maria scheint zwar auch schon im fortgeschrittenen Stadium einer Schwangerschaft zu sein, doch ist ihr gerade erst die unbefleckte Empfängnis mitgeteilt worden. Vielleicht weist sie aber auch nur die Peter Paul Rubens so sympathischen weiblichen Rundungen auf.
Während die beiden Frauen sich gegenseitig zu ihrem unverhofften Nachwuchs gratulieren, begrüßt in der Bildmitte ein stummer, weil an den Worten Gabriels zweifelnder Zacharias Marias Ehemann Josef, der vielleicht ebenso konstatiert über seine zukünftige Rolle als Ziehvater des Heilandes ist.
Eine fünfte Person, eine kräftige junge Frau, die einen abgedeckten Korb auf dem Kopf trägt, befindet sich ebenfalls auf der Treppe, die zu dem Haus des Zacharias führt. Doch wer ist diese Frau? Die Bibel gibt darüber keinen Aufschluss. Zu vermuten ist, dass es sich um eine Dienerin handelt, die Gastgeschenke mit sich führt.
Aber nicht nur Elisabeth empfängt Maria mit Freude, sondern auch ein kleiner Hund, der seine linke Pfote hebt. Eigentlich wird dieses Tier in der Bibel überwiegend negativ behandelt. Doch schon in der frühchristlichen Kunst erscheint der Hund als treuer Begleiter des Menschen und symbolisiert häufig die theologische Tugend des Glaubens. Auch der Engel Gabriel als Jäger des Einhorns, das nur von einer Jungfrau gefangen werden kann und damit allegorisch für die jungfräuliche Mutterschaft Marias steht, wird häufig mit vier Hunden dargestellt, die auf die Namen „Barmherzigkeit“, „Wahrheit“, „Gerechtigkeit“ und „Friede“ hören.
Am unteren Rand des Bildes findet sich die Angabe auf den Künstler der Vorlage und den Stecher des Blattes: „P. P. Rubens pinxit. [hat es gemalt] Nicolaus Vißcher excudet. [hat es herausgebracht]“. Unter dem Bild vereinfacht der lateinische Titel die Suche nach der Quelle für das Kunstwerk: „Surgens Maria profecta est in montanam cum festinatione in urbem Iuda, et ingressa est domum Zachariae et salutavit Elizabetam – Luce 1, 39 [Sich erhebend brach Maria mit Eile in das Gebirge zu einer Stadt in Juda auf und trat in das Haus von Zacharias ein und begrüßte Elisabeth (Lukas 1, 39)]“. Und schließlich erklären vier Vierzeiler in Niederländisch, Französisch, Deutsch und Englisch auch den ikonografisch Unwissenden, um was es sich bei der Darstellung handelt: „Maria vol von Geist, geswängert auch von oben, / Compt zu Elisabeth den Herren God zu loben: / Das hört das kind im leib, und freuwt sich gants und gar, / (Ein sache nie gehört) eh´ es gebohren war.“

Aiko Schmidt M. A.