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KUNSTWERK DES MONATS OKTOBER 2006

St. Lukas und der Stammtisch

Der Abschied von einer langen Tradition fällt schwer. Den Schenkern der Lukasfigur an das Emder Landesmuseum, Johannes Griepenburg und Edgar Susemiehl, ist der Akt sichtbar nahe gegangen.

Fritz Liebsch (1879 Dresden – 1957 Emden)
St. Lukas – Stammtischfigur des Emder Malerhandwerks
1922
Holz, geschnitzt, bemalt
44,0 x 14,0 x 14,0 cm
Inv.Nr.: Pl 270

Und dabei hat es 1922 so traditionsverbunden begonnen! Die Maler der Stadt Emden hatten sich zu einem Stammtisch zusammengefunden, an dem der Geist der alten Gilden gepflegt werden sollte. Mitglied der Gründung war u. a. Heinrich Susemiehl, der an der Fachschule in Frankfurt a. M. noch im 19. Jahrhundert seine künstlerische Neigung durch Zeichnungen unter Beweis gestellt hatte. Nach Emden zurück gekehrt, gestaltete er nicht nur Räume, sondern war als Vorsitzender des Schützenvereins auch in das städtische Leben eingebunden. Der Stammtisch der Maler wurde eine Vereinigung, die exklusiv war: Aufgenommen wurden nur solche Meister des Malerhandwerks, die sich in die Stammtischrunde integrieren konnten, und das waren bis zu seiner jetzigen Auflösung längst nicht alle.
Für die Schaffung einer Figur, die als Zeichen des Stammtischs dienen sollte, wurde der Bildhauer Fritz Liebsch beauftragt. Die Figur stellt den heiligen Evangelisten Lukas dar, der als Schutzpatron der Maler gilt. Lukas soll das wahre Abbild Mariens geschaffen haben und wird daher oft als Porträtmaler der Mutter Gottes an der Staffelei sitzend gezeigt. Sein eigentlicher Beruf als Arzt findet dagegen sehr selten eine Darstellung. Die Maler haben sich St. Lukas generell als Patron erkoren, ohne eine Unterscheidung zwischen Kunst- und Raummaler anzuerkennen. Aber die Wahl des Lukas für die Stammtischrunde deutet etwas von der Traditionsverbundenheit der Emder Maler an.
Der Bildhauer war eine stadtbekannte Persönlichkeit, weil er schon 1910 die Fassade und die Innengestaltung des Amtsgerichts in Emden mit bestimmt hatte. Am 12.10.1879 wurde er in Dresden geboren. Seine Lehre als Bildhauer absolvierte er in Bautzen, bevor er Bukarest, Alexandrien, Triest und später Südamerika kennen lernte. In Emden schuf er 1915 die Figur des "ISDERN KEERL" nach dem Vorbild des Bremer Rolands. Der eiserne Kerl wurde zum Wahrzeichen der Emder Rüstkammer, auch wenn er zunächst als „Sammelbüchse“ für Spenden zum 1. Weltkrieg aufgestellt war.
Das Relief „Millionen im Netz“, dessen ersten beiden Versionen im 2. Weltkrieg vernichtet wurden, war bei den Olympischen Spielen in Berlin 1936 ausgestellt und kam an das Reichswirtschaftsministerium. 1949 beauftragte die Stadt den Künstler, dieses Werk in Spessart-Eiche nachzuschaffen, damit es den Ratssaal der Stadt schmücken könne. Es hängt bis heute im Rathaus. Fritz Liebsch starb am 15. Februar 1957 im Emden und ist auf dem Friedhof Tholenswehr bestattet worden.
Als Vorbild für seinen Lukas wählte Fritz Liebsch den Maler I. P. Janssen, der mit seinem apfelrunden Bauch ein Emder Original gewesen ist. Auch dies ist wieder ein Zeichen der Tradition für die Emder Maler an ihrem Stammtisch.

Dr. Hans-Peter Glimme