NETZWERKPARTNER

Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Brückstraße 1 | 26725 Emden
Tel.: +49 (0)4921 - 87 20 50

Öffnungszeiten:
Di - So: 10:00-17:00 Uhr
Mo geschlossen sowie an Karfreitag, 24.12., 25.12. + 31.12. + 1.1.
Ostermontag, Pfingstmontag und am 26.12. geöffnet

UNSERE NÄCHSTEN VERANSTALTUNGEN

FREITAGS, 15:30 - 17:00 UHR
KIDS IN!
Programm für kreative Köpfe von 6 bis 10 Jahre

09 Uhr, 11 Uhr, 13 Uhr, 15 Uhr, 17 Uhr, 19 Uhr, 21 Uhr
Emder Glockenspiel
gespielt von Michael Schunk

Bewerbungsschluss: 30. April
Wir suchen dich! FSJ im OLME
Deine Chance für eine vielseitige und spannende Erfahrung

KUNSTWERK DES MONATS AUGUST 2006

Gebrauchsgegenstand mit Tradition

Der Mörser gehört zu den ältesten Gebrauchsgegenständen der Welt.

Mörser
1649
Bronze
31,5 x 43,0 cm
Inv.Nr.: UM 350

Schon die Menschen in der Urzeit bereiteten ihre Speisen durch das Zermahlen oder Zerstampfen von Nahrungsmitteln zu. Erste Zeugnisse davon liefern flache Reibsteine und später solche mit vertieften Schalen. Aus diesen, zuerst in Mesopotamien gefundenen, Geräten entwickelte sich in verschiedenen Kulturen unabhängig voneinander der Mörser.
Im europäischen Mittelalter mit dem Beginn der Kreuzzüge und dem Import von orientalischen Gewürzen wurde der Mörser ein wesentliches Attribut in den Haushalten. Aber auch in Apotheken gehörte er zum unverzichtbaren Inventar. Er diente aber nicht nur dem Zerkleinern von Gewürzen und medizinischen Substanzen, sondern wurde in der verschiedensten Form verwendet, so z. B. bei der Herstellung von Farben oder von Parfum. Dabei bestimmte das Zerkleinerungsgut die Verwendung der Mörser nach Größe und Material.
Der hier vorgestellte Mörser besteht aus Bronze. Wie ein Spruchband mitteilt, wurde er im Jahr 1649 von dem niederländischen Glockengießer Henricus Vestinck gegossen. Dass Glockengießer auch Mörser und andere Bronzegeräte herstellten, ist keine Seltenheit, da die Werkstätten allein vom Glockengießen nicht leben konnten.
Auch die Form des Mörsers deutet auf das ursprüngliche Handwerk des Herstellers hin, ist sie doch einer umgekehrten Glocke nachempfunden. Der Gefäßkörper weitet sich von unten nach oben aus bis zu einer kelchartigen Öffnung. Diese Form ist typisch für niederländische Produkte. Auch die Größe (Höhe 31,5 cm, Durchmesser 43,0 cm) spiegelt die niederländischen Traditionen wider, ist der Mörser doch ein wenig breiter als hoch und hat eine entsprechend gedrungene Gestalt. In den Sammlungen des Landesmuseums fällt der Mörser wegen seiner erstaunlichen Größe neben den anderen kleineren Mörsern auf. Doch ist dies nur eine Besonderheit der Sammlung. Mörser gab es von Anfang an in den verschiedensten Größen. Kleine Mörser wurden zum Zermahlen feinerer Substanzen verwendet, große dienten dagegen dem groben Zerkleinern größerer Materialien.
Verziert ist der Mörser mit zwei Schmuckbändern um den Gefäßhals. Diese zeigen Blumen- und Rankenmotive sowie Vogelfiguren. Das bescheidene Dekor weist den Mörser weniger als Prunkgegenstand sondern vielmehr als Arbeitsgerät aus.
Der zum Mörser gehörende Stößel und auch das Postament befinden sich nicht in den Sammlungen des Landesmuseums. Aber auch allein ist das hier vorgestellte Objekt ein wichtiges kulturgeschichtliches Zeugnis. Seine Form und Gestalt, das Material, die Verzierungen sowie das Spruchband mit Angabe des Datums und des Namens des Herstellers weisen ihn als einen typischen Gebrauchsgegenstand des 17. Jahrhunderts mit niederländischer Herkunft aus. Das Ostfriesische Landesmuseum Emden stellt in seinen Sammlungen die engen Beziehungen Ostfrieslands zu seinen Nachbarn dar und zeigt infolgedessen Objekte mit internationaler Tradition. Dabei sind nicht nur außergewöhnliche Objekte von Bedeutung, sondern auch solche, die das alltägliche Leben der Menschen in früherer Zeit widerspiegeln. Zu diesen gehört der hier vorgestellte Mörser. Er kann von den Besuchern im Ausstellungsbereich „Fundus“ unter „Stoßen“ bewundert werden.

Caroline Schott M. A.