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Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
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KUNSTWERK DES MONATS JUNI 2006

Muskatreibe

Es ist schon seltsam, welche Gebrauchsgegenstände sich Emder Bürger aus einem Material herstellen ließen, dass nicht gerade zu einem günstigen Preis zu erhalten war und ist – Silber.

Sikke Barghoorn Woortman (1840 Meister in Emden)
Muskatreibe
1840 – 1870
Silber, Eisenblech
10,0 x 7,5 cm
Inv.Nr.: SK 56

In diesem Fall handelt es sich um eine 10 Zentimeter lange Muskatreibe aus dem Edelmetall, das teilvergoldet ist.
In der zylindrischen Dose steckt eine Reibe aus Weißblech, die benutzbar wird, wenn man den auf einem profilierten Standring sitzenden Deckel öffnet und einen Teil der Wandung nach vorne klappt. Auf der Deckelunterseite ist die Initiale „V“ eingraviert, die wahrscheinlich für den ursprünglichen Besitzer steht, aber leider nicht mehr aufzuschlüsseln ist. Ebenfalls auf der Deckelunterseite befindet sich neben dem Beschauzeichen „E“ für Emden das gestempelte Meisterzeichen „SBW“ im Rechteck.
SBW – das steht für Sikke Barghoorn Woortman, einen Emder Silberschmied, der nachweislich seit 1840 tätig war. Er war Sohn des Buchdruckers Hinderk Woortman und ging ab 1827 in die Lehre bei seinem Onkel Dirk Woortman. 1833 beendete er die Lehre und arbeitete zwei Jahre lang als Geselle in einer Fabrik in Altona, wo er die Zulassung zum Meisterstück erhielt. 1840 wurde er Meister und kehrte im gleichen Jahr noch als Goldarbeiter nach Emden zurück, um später die Werkstatt seine Onkels zu übernehmen, der unter anderem auch als Eichmeister arbeitete. 1847/48 war Sikke Barghoorn Woortman Präses Oldermann der Goldschmiede-Gilde.
Wann die Reibe hergestellt worden ist, lässt sich nicht genau sagen, da im 19. Jahrhundert die sogenannten Jahresbuchstaben nicht mehr in die Silberobjekte gestempelt wurden. Durch die Kombination von Meisterzeichen und Jahresbuchstaben kann eine zumeist genaue Datierung erfolgen. Die Meisterzeichen können konkreten Silberschmieden zugeordnet werden, deren Lebensdaten häufig – zumindest ansatzweise – bekannt sind, und in welchem Jahr welcher Buchstabe verwendet wurde, ist ebenfalls bekannt. Weil sich die Buchstaben natürlich alle 26 Jahre wiederholen, geben die Lebensdaten des Silberschmiedes den Zeitraum an, in dem der Buchstabe gestempelt worden ist. Diese Kombination findet sich aber auf der Reibe nicht, so dass nur eine grobe Datierung vorgenommen werden kann: Sie ist frühestens 1840 und spätestens 1888 entstanden, denn in diesem Jahr änderte sich die Stempelung von Silberobjekten – die individuellen städtischen Beschauzeichen wurden durch deutschlandweit einheitliche und bis heute verwendete Marken abgelöst.
Die Muskatnuss – eigentlich gar keine Nuss, sondern der Samen einer pfirsichähnlichen Frucht – war im Mittelalter als Heilmittel von arabischen Ärzten in Europa bekannt gemacht worden. Sie war ursprünglich nur auf den Molukken heimisch, die in der frühen Neuzeit als Gewürzinseln bekannt und seit 1663 niederländischer Besitz waren. Schnell entwickelte sich die geriebene Muskatnuss zu einem vielfältig genutzten Gewürz, das aber auch als Rauschmittel und vermeintliches Aphrodisiakum seine Verwendung findet. Bereits 4 Gramm des Pulvers können zu Vergiftungserscheinungen bei Erwachsenen führen, der Verzehr einer ganzen Muskatnuss wirkt bei Kleinkindern tödlich.
Die Muskatreibe befindet sich im Silberkabinett (2. Obergeschoss) des Ostfriesischen Landesmuseums Emden.

Aiko Schmidt M. A.