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Ostfriesisches Landesmuseum Emden
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KUNSTWERK DES MONATS MAI 2006

Fliesentableau: Vogelbauer

Ein Fliesentableau zeigt auf mehreren Einzelfliesen ein in sich geschlossenes Bild und ist meist als zusätzliches dekoratives Element bei einer gefliesten Wand benutzt worden.

Joseph Witte (1843 Harlingen – 1909 Harlingen)
Fliesentableau: Vogelbauer
um 1875
Keramik
38,8 x 26,0 cm
Inv.Nr.: Fl 50

Das hier vorgestellte Tableau, das sich im Depot des Ostfriesischen Landesmuseums befindet, wurde etwa 1880 in Harlingen (Niederlande) in der Fayence-Produktionsstätte van Hulst hergestellt und von dem dort angestellten Fayencemaler Joseph Witte bemalt. Joseph Witte (1843 – 1909) arbeitete seit 1857 bei van Hulst und wurde in den Lohnbüchern des Unternehmens bis 1902 erwähnt.
Das Motiv des Vogelbauers ist häufiger auf Fliesentableaus zu finden. Woher ist bekannt, dass Joseph Witte der Maler des vorgestellten Werkes ist? Die Einzelfliesen der Tableaus wurden von Hand durchnummeriert, um sie später in richtiger Reihenfolge zusammensetzen zu können. Die Fliesen-Produktionsstätten hatten ihre jeweils eigene Art, die einzelnen Fliesen der Tableaus zu nummerieren. Dazu kam noch die spezifische „Handschrift“ der Ziffern durch die verschiedenen Maler. So lässt sich heute oft gut erkennen, wer welches Fliesentableau gemalt hat.
Das hier abgebildete Fliesentableau ist aufgrund seines schlechten Erhaltungszustands im Jahr 2004 in Makkum (Niederlande) restauriert worden. Es hat eine Höhe von knapp 40 und eine Breite von 26 Zentimetern, besteht aus sechs (3 x 2) Einzelfliesen und zeigt auf weißem Grund einen Vogelkäfig in Blau, in dem ein gelber Kanarienvogel sitzt. Der obere Bereich des sonst rechteckigen Käfigs wird durch einen halbrunden Aufbau abgeschlossen und zeigt vorne in einer halbkreisförmigen Umrahmung mit Ornamenten ein Arrangement aus Blumen und Früchten. Eine weitere Zierde stellen die drei gelben, vasenartigen Aufsätze dar. Auch am unteren Ende des Vogelbauers, an dem sich das Futterkästchen zum Herausziehen und seitlich die Glastränke befinden, wird nicht mit zusätzlichen, dekorativen Elementen gespart. Hier ist ein Seestück zu sehen, auf dem sich einzelne Schiffe unterscheiden lassen, umgeben von einem ovalen „Rahmen“ aus Blüten und Blättern.
Die perspektivische Darstellung des Vogelbauers bewirkt beim Betrachten eine Illusion von Räumlichkeit. Dagegen erscheint der von der Seite aus gesehene Kanarienvogel flach und nicht richtig zur räumlichen Situation des Käfigs zu passen. Auch ist nicht ersichtlich, wo sich die Beine des Vogels befinden und worauf er eigentlich sitzt. Er scheint auf einer hinteren Querstrebe des Bauers Platz genommen zu haben.
Vergleicht man die Abbildung des reich verzierten Vogelbauers aus dem 19. Jahrhundert mit heute gebräuchlichen Vogelkäfigen, wird schnell deutlich, dass neben der eigentlichen Aufgabe des Käfigs, „Wohnstatt“ eines Vogels zu sein, zusätzlich das Schmuckbedürfnis der Menschen damals befriedigt wurde. Und diese dekorative Funktion ist mit der Abbildung eines Käfigs auf einem Fliesentableau, das als Raumschmuck diente, sozusagen auf die Spitze getrieben.

Silvia Langner M. A.