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KUNSTWERK DES MONATS APRIL 2006

Passion in Düsternis

Rembrandt schuf in dieser detailliert ausgearbeiteten Radierung, ausgehend vom Johannes-Evangelium (Kapitel 18 und 19) eine hochdramatische Szene.

Rembrandt Harmensz. van Rijn (1606 Leiden – 1669 Amsterdam)
„Ecce homo (in der Höhle)“
1914 – 1920
Faksimile
49,3 x 36,9 cm
Inv.Nr.: GS Kunst 9882/37

Christus befindet sich, am Morgen nach seiner Gefangennahme, in den Händen des römischen Statthalters Pontius Pilatus. Die jüdischen Hohenpriester und mit ihnen das Volk drängen auf die Verurteilung Jesu. Pilatus aber, der an dem Beklagten keine Schuld finden kann, verweigert sich zunächst und gibt schließlich nur widerwillig nach.
Rembrandt führt diese Konfliktsituation in verdüsterter Atmosphäre eindringlich vor Augen. Er entwarf eine phantastische Architekturbühne, um das Geschehen auf verschiedenen Ebenen veranschaulichen zu können. Von links unten wird der Blick des Betrachters nach rechts aufwärts geführt, geleitet durch die in hellem Licht herausgehobenen Figuren. Unter einem hoch in den Himmel ragenden Kaiser-Denkmal sieht man eine unüberschaubare, bedrohlich wirkende Menge, die zwei römische Krieger mit ihren Waffen in Schach zu halten versuchen.
Über Stufen erhöht, zeigt sich eine Fünfergruppe von Hohenpriestern und Schriftgelehrten. Einer wendet sich mit beschwörender, Ruhe gebietender Geste gegen die unterhalb zusammengeströmte Masse. Die übrigen umlagern mit lebhaften Gebärden und zudringlichen Blicken den orientalisch kostümierten Statthalter vor seinem Sitz unter einem hohen Baldachin. Einer hält Pilatus fordernd den Gerichtsstab entgegen. Dieser aber lehnt es mit energischer Handbewegung ab, Christus zum Kreuzestod zu verurteilen.
Nochmals höhergestaffelt, erkennt man die römische Garde. Stark verschattet, hinterfängt sie die ins hellste Licht gesetzte Gestalt Christi, auf die der Blick immer wieder geradezu zwingend gelenkt wird. Mit gefesselten Händen, unter der Dornenkrone und im purpurnen Spottmantel (siehe Johannes 19, 1 – 5) erscheint er als der Leidende. Zugleich aber zeigt er sich mit dem gen Himmel gerichteten Blick zutiefst unberührt, als der Gottessohn, der um die Notwendigkeit seiner Passion weiß. Zu Pilatus sagte er: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt ...“ (siehe Johannes 18, 36). Dies zu betonen, gelang Rembrandt auf suggestive Weise: Über Christus öffnet sich eine schachtartige Dunkelzone, die unsere Augen noch über Christus hinaus in die Höhe zieht. Die links angrenzende Architektur sowie einzelne Waffen sekundieren dieser Aufwärtsbewegung, die schon in dem Gerichtsstab mächtig anklingt.
Die Ölstudie von 1634, mit der Rembrandt diese Radierung vorbereitete, befindet sich in der National Gallery London. Im Rathausdurchgang ausgestellt ist ein Nachdruck der Radierung. Er gehört in eine Mappe von „Rembrandts sämtlichen Radierungen“, die, von Jaro Springer herausgegeben, 1914 in München erschien.

Dr. Annette Kanzenbach