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KUNSTWERK DES MONATS FEBRUAR 2006

„Die Stadt Emden“

1921 herrschte ein reges Treiben im Emder Binnenhafen, dem Ratsdelft. Zumindest vermittelt der vom Niederrhein stammende Graphiker Erich Feyerabend dieses in seinem Holzschnitt „Die Stadt Emden“.

Erich Feyerabend (1889 Rees / Niederrhein – 1945 Stuttgart)
„Die Stadt Emden“
1921
Holzschnitt
18,1 x 39,9 cm
Inv.Nr.: GS Stadt 9989

Vor allem Tjalken – Schiffe, die für den Binnenhandel und die Küstenschifffahrt genutzt wurden – liegen an den Piers oder fahren durch das Hafenbecken. Aber auch Dampfschiffe wie der Logger, der am Westufer des Delfts vertäut ist, haben schon ihren Platz im Hafenbild gefunden. Insgesamt gab es Anfang der 1920er Jahre neun Dampf- und 29 Segellogger, die für die drei Emder Heringsfischereigesellschaften in die Fanggründe fuhren. Doch gerade die Saison 1921/22 brachte viele Verluste und eines der schlechtesten Fangergebnisse in der Geschichte des Emder Heringsfangs seit 1872. Das aber wollte Feyerabend nicht darstellen.
Der Künstler muss sich auf einem Schiff befunden haben, als er vor Ort zunächst eine Zeichnung mit dem Blick von Süden auf den östlich des Ratsdelfts gelegenen Bereich Emdens anfertigte. Und doch handelt es sich bei der Darstellung um eine gelungene Komposition. Das Bild ist pyramidenförmig aufgebaut und unterliegt in der Vertikalen nahezu dem Goldenen Schnitt.
Es wäre ein unvorstellbarer Zufall gewesen, dass genau zu dem Zeitpunkt, als Erich Feyerabend seine Skizze anfertigte, die Schiffe in einer solchen Position gelegen hätten, dass man eine aufsteigende Gerade vom Mast der am linken Bildrand liegenden Tjalk über den vorderen Mast des Dampfloggers und die Spitze des Rathausturms bis zur Mastspitze der Tjalk in der Bildmitte ziehen kann. Von der letztgenannten Mastspitze lässt sich eine zweite absteigende Gerade über die Spitze der Gasthauskirche und den Mast der Tjalk am rechten Bildrand bis hin zum östlichen Giebel des Packhauses an der Westerbutvenne ziehen.
Und auch wenn der Goldene Schnitt nicht auf den Millimeter genau gezogen worden ist, so ist das Verhältnis des Bildteils rechts des Mastes der Tjalk im Vordergrund zum linken Bildteil fast gleich wie das Verhältnis des linken Bildteils zum gesamten Bild.
Erich Feyerabend (* 9.11.1889 in Rees am Niederrhein † 18.10.1945 in Stuttgart) war unter anderem Meisterschüler von Friedrich Kallmorgen (* 1856 in Altona † 1924 Grötzingen bei Karlsruhe) an der Berliner Kunstakademie. Von ihm könnte Feyerabend den Hinweis auf Emden bekommen haben, denn Kallmorgen selbst hatte sich 1881/82 in Emden und an der Nordseeküste aufgehalten, um hier zu zeichnen. Einige dieser Arbeiten waren 1881 von Willibald Haynel als Lichtdrucke in Emden herausgegeben worden.
Neben der Ansicht von Emden, die er 1921 angefertigt hat, wie das Monogramm „F. / 1921“ unten links im Bild nachweist, schuf Feyerabend auch Holzschnitte weiterer Hafenstädte wie Wismar, Rostock, Danzig oder Lübeck. Ob er mit befreundeten Künstlern aus dem Verein Berliner Künstler, dem er 1921 – 1937 angehörte, eine gemeinsame Reise nach Emden unternommen hat oder mit welcher Intention er die Küstenorte porträtiert hat, lässt sich nicht sagen, da das Archiv des heute noch bestehenden Vereins Berliner Künstler – wie so viele Archive – im 2. Weltkrieg verbrannte.

Aiko Schmidt M. A.