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KUNSTWERK DES MONATS JANUAR 2006

Die Pistolen des Adolf Bosch in Emden

Diese Pistole gehört zu einem Pistolenpaar, dass sowohl aufgrund seiner waffentechnischen Eigenart als auch seines reichen Dekors zu den herausragenden Objekten in der Sammlung niederländischer Waffen der Emder Rüstkammer gehört und daher auch das Plakat der Sonderausstellung „Funken-Zündung“ ziert.

Adolf Bosch
Radschloss-Reiterpistole
vermutlich Antwerpen, Niederlande 1560 – 1590
Länge: 85,0 cm; Lauflänge: 64,3 cm; Kaliber: 10 mm
Inv.Nr.: RK 1292 A

Ihr gezogener Lauf besitzt keine Visiereinrichtung. Auf seiner hinteren Oberseite sind ein nach links blickender Kopf, eine Hand, eine Krone, und schließlich der Name „ADOLF“ eingraviert. [Abbildung 2] Der Schaft aus Nussbaumholz besitzt eine eiserne Kappe und endet in einer länglichen, sechsseitigen silbernen Kolbenplatte. Sein dekorierender floraler Motivreichtum ist mit Metalldraht gefertigt worden. Auf dem spärlich dekorierten Schloss mit offenem Rad ist die Marke eines bekrönten Kopfes eingeschlagen. [Abbildung 3] An der untere Seite liest man die Signierung „Adolf Bochs“. [Abbildung 4]
Sehr wahrscheinlich ist der Name „Bochs“ falsch geschrieben. Bekannt ist indessen ein Büchsenmacher Adolf Bosch. Von ihm sind einige hochwertige Pistolen überliefert, jedoch keine Personalien. Die bisherige Forschung datiert seine Werkstatt um 1600. Die Emder Waffen – außer diesem Pistolenpaar besitzt die Rüstkammer noch eine dritte derartige Waffe aus einem Paares - könnten diese Erkenntnisse präzisieren. Ihre sehr langen Läufe verraten, dass sie zu den ältesten erhaltenen holländischen Pistolen gehören, denn aufgrund der stetigen Verbesserung des Schießpulvers wurden im 17. Jahrhundert die Läufe immer kürzer. Die Marken auf den von Bosch signierten Waffen weisen darauf hin, dass Bosch erst in Antwerpen und später in Den Bosch tätig war. Die Marke eines bekrönten Kopfes ist vermutlich seine persönliche Marke; die Hand ist die Beschaumarke von Antwerpen. Die Bedeutung des Namens „ADOLF“ auf der Oberseite des Laufes steht nicht fest: es kann Adolf Bosch oder der ehemalige Besitzer gewesen sein.
Der komplizierte Aufbau des Radschlosses mit seinen vielen Einzelteilen war teuer. [Abbildung 5] Der Überlieferung nach konstruierte der Nürnberger Martin Löffelholz um 1505 diesen neuartigen Zündmechanismus: Betätigte man den Abzug, wurde ein arretierter Zapfen aus einem Loch des vorher über einen Vierkantzapfen aufgezogenes, federgetriebenes Stahlrad herausgezogen und das Rad so in Drehung versetzt. Eine weitere Feder drückte den Hahn, der nun statt einer Lunte ein Stück Schwefelkies hielt, in die Zündpfanne gegen die gehärtete Zahnung des Rades. Dadurch entstand ein wahrer Feuerregen, der unmittelbar das Zündpulver in der Pfanne aufflammen ließ. Später wurden Radschlösser verbessert. Ein zusätzlicher Pfannendeckel, der sich während des Zündvorgangs automatisch verschiebt, schützt das nässeempfindliche Zündpulver.
Ausgerechnet Kaiser Maximilian verbietet 1517 alle „selbstschlagenden hanndtpüchsen“. Ein Grund war die Gefahr vor Attentaten, denn nunmehr konnte eine schussbereite Waffe verborgen bleiben. Sein Nachfolger Kaiser Karl V. (1519-1556) stand den neuen Waffen wieder aufgeschlossener gegenüber. Damit war der Weg frei für weitere Verbesserungen. Im militärischen Bereich war die neue Waffe für die Kavallerie ein Fortschritt. Radschlosswaffen dagegen erlaubten den schnellen Schuss vom galoppierenden Pferd. Daraus entwickelte sich eine neue Waffenart: das Faustrohr oder die Pistole. Sie wurde im 17. Jahrhundert zu deren Hauptwaffe und veränderte die militärische Taktik, denn Reiterangriffe gewonnen wieder an Bedeutung.

Dr. Wolfgang Jahn