NETZWERKPARTNER

Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Brückstraße 1 | 26725 Emden
Tel.: +49 (0)4921 - 87 20 50

Öffnungszeiten:
Di - So: 10:00-17:00 Uhr
Mo geschlossen sowie an Karfreitag, 24.12., 25.12. + 31.12. + 1.1.
Ostermontag, Pfingstmontag und am 26.12. geöffnet

UNSERE NÄCHSTEN VERANSTALTUNGEN

FREITAGS, 15:30 - 17:00 UHR
KIDS IN!
Programm für kreative Köpfe von 6 bis 10 Jahre

09 Uhr, 11 Uhr, 13 Uhr, 15 Uhr, 17 Uhr, 19 Uhr, 21 Uhr
Emder Glockenspiel
gespielt von Michael Schunk

Bewerbungsschluss: 30. April
Wir suchen dich! FSJ im OLME
Deine Chance für eine vielseitige und spannende Erfahrung

KUNSTWERK DES MONATS DEZEMBER 2005

Nachahmungen von Münzen des Emder Typs in Modena zur Ausfuhr in die Levante

1874 stellt Hooft van Iddekinge eine Münze aus seiner Sammlung vor, die das Vorder- und Rückseitenbild eines 28-Stüber-Stückes aus der Münze von Emden aufweist.

Silbergulden (28-Stüber-Stück), Nachahmung einer Emder Prägung in Modena
1653 – 1658
Silber
Dm: 4,15 cm
Inv.Nr.: MK-N 1823

Allerdings lautet die Umschrift auf beiden Seiten völlig anders, so dass es scheint, dass die Münze eine Fälschung darstellt. Ausserdem besitzt die Münze nicht den üblichen Silbergehalt, sondern ist aus deutlich schlechterem Material hergestellt. van Iddekinge nimmt an, dass diese Fälschung einer Emder Prägung in Italien hergestellt wurde. 1884 publiziert Arsenio Crespellani ähnliche Münzen und beweist anhand einiger Dokumente, die er im Archiv von Modena eingesehen hat, dass die Münze in Modena geschlagen wurde.
Wie aber kommt es, dass in Italien minderwertige Emder Münzen mit anderer Umschrift nachgeahmt wurden? Lorenzo Bellesia hat den Vorgang und die Gründe mit Hilfe einiger Prozessakten, die sich im Archiv von Modena befinden, rekonstruieren können:
1653 gab der Franzose Silvio Raccanè den beiden Juden David Tentori in Modena und Israelle Sepilli aus Florenz den Auftrag, 28-Stüber-Münzen der Stadt Emden für die Levante zu prägen.
Hintergrund für diese zunächst erstaunliche Bestellung ist folgender: Die Münzen kursierten in der Levante – wie viele andere europäische Währungen – zu einem wesentlich höheren Wert als in Europa, weshalb durch den Umtausch von Geld in der Levante und anschließenden Rücktausch in Europa ein Gewinn bis zu 50 % erzielt werden konnte (so z. B. bei den französischen Luigini).
Sowohl der Großherzog der Toskana, Ferdinando II. von Medici, als auch der Herzog von Modena waren an dem Betrug beteiligt, da für sie ein beträchtlicher Gewinn heraussprang. Die Münzen wurden in Modena geprägt, in Florenz in sechs Kassetten verpackt und versiegelt. 1656 sollten die Münzen von Ancona nach Smyrna verschifft werden. Sechs weitere Kassetten wurden gleichzeitig nach Ancona geliefert und enthielten normale Taler, damit der Unterschied im Gewicht nicht so auffiel. Da Ancona dem Kirchenstaat gehörte, war bereits zuvor die Erlaubnis eingeholt worden, „20.000 Scudi-Münzen von beliebiger Qualität im Laufe von drei Monaten zu liefern und diese in den Hafen von Ancona zu verbringen, um sie in die Levante verschiffen zu lassen“. Aus unbekannten Gründen wurde jedoch eine Haussuchung beim Empfänger der Kassetten in Ancona durchgeführt und dabei die zwölf Kassetten mit Münzen beschlagnahmt. Der Münzherr Raccanè und sein Mittelsmann in Ancona, Bernardino Reppi, wurden angeklagt, im Kirchenstaat Falschgeld in Verkehr gebracht zu haben.
Die Anwälte argumentierten, dass es sich nicht um Falschgeld handeln könne, da die Münzen in einer öffentlichen Münzstätte geprägt worden seien, durch das Fehlen der Angabe des Münzherrn die Geldstücke gar keine Münzen seien und ausserdem nicht für die Zirkulation im Kirchenstaat, sondern zur Ausfuhr in die Levante bestimmt seien.
Es kam schließlich zu einem Vergleich zwischen Anklägern und Angeklagten. Eine großzügige Zuwendung an die Zöllner schaffte das Problem endgültig aus der Welt. Die Münzen wurden noch bis 1658 in Modena weitergeprägt und anschließend ausgeführt.

Dr. Dorothea Steiner