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Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Brückstraße 1 | 26725 Emden
Tel.: +49 (0)4921 - 87 20 50

Öffnungszeiten:
Di - So: 10:00-17:00 Uhr
Mo geschlossen sowie an Karfreitag, 24.12., 25.12. + 31.12. + 1.1.
Ostermontag, Pfingstmontag und am 26.12. geöffnet

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Emder Glockenspiel
gespielt von Michael Schunk

Bewerbungsschluss: 30. April
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KUNSTWERK DES MONATS NOVEMBER 2005

Zwischen Kunst und Sachlichkeit

Ein Fehn, begleitet von einem parallel zu ihm verlaufenden Wassergraben, durchzieht die Weite einer Landschaft.

Hildegard Heise (1897 Lübeck – 1979)
Am Kanal
1934 – 1937
Schwarz-Weiß-Fotografie
17,0 x 23,0 cm
Inv.Nr.: FS 7389

Kanal und Graben sind von Weideland umgeben. Über allem wölbt sich ein großer Himmel. Eine endlose Ebene breitet sich vor dem Betrachter aus. Nichts, was den Blick stört, nur am Horizont finden sich, kaum wahrnehmbar, Bäume, Büsche und das Dach eines Hauses.
Mancher betrachtet eine solche Landschaft vielleicht als Einöde, doch liegt gerade in diesem Purismus der Reiz. Die Abbildung vermittelt einen typischen Eindruck von Ostfriesland, sie erfasst das Wesen der Landschaft ohne zu verfremden. Doch steht dem begrenzten Raum die Zeitlosigkeit der Aufnahme gegenüber. Fehne kennzeichnen die ostfriesische Landschaft schon seit Jahrhunderten. Bis auf den heutigen Tag sind sie untrennbar mit dem Leben der Menschen verbunden.
Die Zeitlosigkeit dieses Fotos macht eine genaue Datierung schwierig. Eine Angabe im Bildindex der Kunst und Architektur weist es aus auf „vor 1937“. Es wurde von Hildegard Heise (geb. Neumann, 1897 – 1979) während einer Reise nach Ostfriesland aufgenommen. Neben diesem Foto existieren im Ostfriesischen Landesmuseum Emden noch zwei weitere Aufnahmen, die der Fotografin zugeordnet werden können. Diese zeigen ein Porträt eines Emder Küsters und eine Deichlandschaft in Emdens Umgebung.
Hildegard Heise war Amateurfotografin und Schülerin von Albert Renger-Patzsch, einem Pionier der „Neuen Sachlichkeit“ in Deutschland. Fotografen dieser Strömung der 1920er Jahre wandten sich gegen die Fotografie als Form der Kunst. Sie wollten die Wirklichkeit so realistisch wie möglich abbilden. Dass trotz dieser nüchternen Herangehensweise den Fotografen eine gewisse Kunstfertigkeit nicht abzusprechen ist, ist in ihren Werken sichtbar. Das zeigt sich auch in der Ästhetik des hier abgebildeten Fotos.
Landschaftsaufnahmen finden sich von Beginn an in der Fotografie, doch erlebte diese Richtung erst um die Wende zum 20. Jahrhundert eine Blüte. In der Frühzeit der Kunst waren ländliche Regionen für Fotografen von geringerem Interesse, da sie hier keine kaufkräftige Klientel erwarteten. Die ersten Fotografen, die in den 1840er Jahren nach Ostfriesland kamen, waren Wanderfotografen. Sie boten ihre Dienste auf Jahrmärkten und Festen an oder verbrachten die Saison auf den Nordseeinseln. Hergestellt wurden Porträts, die als Erinnerung oder Geschenk an Freunde und Verwandte dienten. Erst mit der Weiterentwicklung der Technik Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Fotografie so preiswert, dass sich jedermann ihrer bedienen konnte und damit alltägliche Motive ins Blickfeld rückten. Damit gewannen auch Landschaften zunehmend an Bedeutung als Motiv für fotografische Aufnahmen.
Das spiegelt sich auch im Bestand des Ostfriesischen Landesmuseums Emden wider, in dem reine Landschaftsaufnahmen seltener vertreten sind als z. B. Architektur- und Porträtfotografien. Auch deshalb gebührt dem hier abgebildeten und vorgestellten Foto besondere Wertschätzung.

Caroline Schott M. A.