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Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Brückstraße 1 | 26725 Emden
Tel.: +49 (0)4921 - 87 20 50

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Di - So: 10:00-17:00 Uhr
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KUNSTWERK DES MONATS JULI 2005 (2)

Bildnis des Freiherrn Johannes a Kyrning

Üblicherweise ist es die Vorderseite eines Gemäldes, die der Besucher in einem Museum zu sehen bekommt.

Hero Philippus Ross (1776 Ihrhove – 1826 Groningen)
Bildnis des Freiherrn Johannes a Kyrning (Vorder- und Rückseite)
1820
Öl auf Leinwand
59,0 x 45,5 cm
Inv.Nr. OLM 108
1847 von Apotheker Wilhelm von Senden der „Kunst“ geschenkt 

Aber auch seine Rückseite kann in vielerlei Hinsicht interessant sein. Man findet etwa Zettel oder Schriftzüge, die den gegenwärtigen wie vorherige Besitzer oder auch Ausrufnummern von Versteigerungen nennen. Bei Porträts hat der Maler oftmals hier seinen Namen und Entstehungsdatum des Bildes vermerkt. Immer dankbar ist die Nachwelt, wenn auch der Name des Dargestellten notiert ist.
Ein seltener und anrührender Fall tritt uns in einem Bildnis aus der Sammlung der „Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer“ entgegen. Hier sind Verse rückseitig mit Pinsel auf die Leinwand geschrieben. Zunächst aber werden der Porträtierte als Johannes a Kyrning benannt und seine Lebensdaten wie sein Wappen gegeben. Der Dargestellte hatte spätestens ab 1818 das Amt des Emder Stadtsekretärs inne. Weiter liest man, dass das Gemälde 1810 der befreundete Maler Hero Philippus Ross in Leer malte. Der 1776 in Ihrhove in Ostfriesland geborene Künstler hatte viele seiner Auftraggeber in Emden und Ostfriesland gefunden, bevor er nach Groningen übersiedelte, wo er 1826 starb.
Sodann folgen auf der Leinwand die erwähnten Verse. Sie erinnern an Kyrning und wurden erst nach seinem Tode 1823 aufgetragen. Der wenig ausgefeilte Stil lässt daran denken, dass sie ein Kyrning nahestehender Verwandter oder Freund dichtete. In diesem engen persönlichen Bezug sind sie besonders ergreifend. Sie erinnern an den Dargestellten als einen Menschen, der aufgrund schwerer Schicksalsschläge seine Lebensziele nicht hatte verwirklichen können. Und sie geben dem Trost Ausdruck, dass er im Grabe nun endlich seinen Frieden finden wird.
Das Gemälde, das auf seiner Vorderseite das Brustbild eines ernst schauenden Herrn zeigt, wird zukünftig in der Dauerausstellung des Ostfriesischen Landesmuseums von beiden Seiten zu sehen sein. Das verlangte eine sorgfältige Restaurierung auch der Rückseite. Die insgesamt sehr umfangreichen Arbeiten übernahm die Diplom-Restauratorin Sybille Kreft unentgeltlich im Rahmen der Aktion: Paten retten Museumsschätze, an der sich bereits so viele Emder Bürger beteiligen.
Die Beschriftung rückseitig auf der Leinwand lautet:
JOHANNES A KYRNING.
NATUS CONSOLATUS
ORMESBERGAE in SVECIA
DIE 22 MARTII DIE
1759. 1823
In einem Oval ist außerdem über dem Wappen des Dargestellten eine auf die Auferstehung verweisende Umschrift zu lesen: REVIVISCIT CLARIOR. In diese Richtung mag auch die Helmzier zu verstehen sein, zeigt sie doch einen auffliegenden Vogel (Phönix).
Sodann folgt zwischen zwei Querstrichen die Künstlerbezeichnung:
EFFIGIEM MANU[S] PINXIT AMICA in LEER ANNO 1810
HERO. PHILIPPUS. ROSS.
Darunter sind folgende Verse zu lesen:
– zu dem wunden Herzen
spricht kalt ein ernster Ton:
„Was hoffst du – da nur Schmerzen
sind deines Strebens Lohn?
Des schicksals spiel hienieden
wirst du nie glücklich seyn –
Den nachgerungnen Frieden
gibt dir das Grab allein.“

Dr. Annette Kanzenbach