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KUNSTWERK DES MONATS MÄRZ 2005

Ägypten in Emden

Die dargestellte Schule am Herrentor steht noch heute als herausragendes architektonisches Denkmal der Stadt da.

Walter Luckau
Neubau der Herrentorschule
um 1928
Zeichnung
61,5 x 106,5 cm
Inv.Nr.: BZ 30

Sie war das umfangreichste und ehrgeizigste Bauprojekt des norddeutschen Expressionismus in Emden. Die Planungen wurden 1926 für den Bauplatz am Herrentor festgelegt, und der fertige Schulbau wurde am 28. März 1930 eingeweiht. Die Leitung des ganzen Projekts hatte der technische Stadtbaurat Senator Reinhold Haasis inne. Die künstlerische Entwurfsplanung hatte aber – wie es Haasis selbst bestätigt hat – Dipl.-Ing. Walter Luckau durchgeführt. Luckau war auch an mehreren anderen Bauten der späten 20er Jahre, wie etwa dem Chinesentempel, mit seinen Entwürfen beteiligt, doch steht seine Zeichnung der Herrentorschule baukünstlerisch an der Spitze.
Das Entwurfsblatt hat das Format von 61,5 x 106,5 cm und wurde in Kohle und Zeichentusche gestaltet. Es befindet sich mit anderen Architekturzeichnungen der Herrentorschule in der graphischen Sammlung des Ostfriesischen Landesmuseums Emden.
Der Schulbau selbst ist fast so wie auf der Zeichnung dargestellt ausgeführt worden, doch wurde der Schriftzug “Herrentor-Schule“ über den Fenstern des Hochparterre nicht angebracht, und das Gebäude der Turnhalle wurde etwas höher gebaut. Auffallend sind an diesem Blatt besonders die „Palmen“, die rechts und links vor der Schule stehen und dem Bildraum die erforderliche Tiefe geben. Diese „Palmen“ verleihen dem Bild eine ägyptische Note, wie sie gerade für die 20er Jahre typisch ist. Um sich diesen Zeitgeschmack deutlich vor Augen zu führen, kann man an die Schule für Ausdruckstanz denken, die Mary Wigman 1920 in Dresden gründete, und aus der später die Tänzerin Gret Palucca hervorging. Hier spielten orientalische Kleidung und Bewegungsformen eine große Rolle. Ebenso kann an die Künstlerin und Dichterin Else Lasker-Schüler erinnert werden, die sich schon vor 1920 als „Jussuf Prinz von Theben“ verstanden und dargestellt hat, oder an die ägyptische Tänzerin Sent M’Ahesa, die lange Zeit mit dem Architekten und Bildhauer Bernhard Hoetger, dem Gestalter der Bremer Böttchergasse, zusammen lebte. Hoetger ist vielleicht das Paradebeispiel für diese Zeitströmung, die gerne visionäre Architekturen mit exotischen oder erträumten Stadtsilhouetten entworfen hat. Bei seinem Modell einer Arbeitersiedlung für den Keks-Fabrikanten Bahlsen in Hannover hatte er den ägyptischen Namen TET gewählt und eine ägyptisierende Frauenfigur in deren Zentrum gestellt. Mit solchen Kulissen wurde eine monumentale Dimension erzeugt, die dem Betrachter imponierte. Es war aber keine kompakte und behäbige Monumentalarchitektur, sondern sie spielte mit dem Ausdruck der Farben, der Materialien und der Formen. Das Fremdländische brachte den besonderen Reiz hierfür.
Luckaus Zeichnung hat den sehnsüchtigen Anklang an die ferne Welt nach Emden gebracht.

Dr. Hans-Peter Glimme