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KUNSTWERK DES MONATS JANUAR 2005

„Jeu de Tric-Trac“ – Puffspiel (Backgammon)

Im Zentrum des Bildes steht ein runder, mit einem Tuch bedeckter Tisch, auf dem ein Brettspiel, das „Jeu de Tric-Trac“ – wie die Bildunterschrift verrät – oder „Puffspiel“, liegt.

Künstler: David II. Teniers (1610 Antwerpen – 1690 Brüssel)
Radierer: Pellegrino dal Colle (1737 Belluno – 1812 Venedig)
„Jeu de Tric-Trac“ – Puffspiel (Backgammon)
4. Viertel 18. Jahrhundert
Radierung
Bildmaß: 30,4 x 24,4 cm
Inv.Nr.: GS Kunst 1980

Davor befindet sich ein klobiger Schemel, darauf ein wohl mit Wein gefüllter Glaspokal und eine Zinnkanne. Rechts steht ein älterer, weißhaariger Bauer, der sich mit der linken zur Faust geballten Hand auf den Tisch stützt und in der rechten Hand die Würfel zum Wurf bereit hält. Sein Blick ist abwartend auf den jüngeren und bürgerlich gekleideten Mann gerichtet, der links des Tisches auf einer gepolsterten Bank sitzt. In der linken Hand hält dieser einen Spielstein, während er mit der rechten Hand einen zweiten Stein über das Spielbrett schiebt. Zu seinen Füßen liegt unter dem Tisch eine kurze Tonpfeife. Hinter dem Tisch sitzt ein weiterer Bauer, in der linken Hand eine qualmende gleichartige Tonpfeife und mit der rechten Hand einen hohen Zinnkrug haltend, der gebannt auf die rechte Hand des stehenden Mannes schaut. Im Hintergrund links unterhalten sich ein großer und ein kleiner Bauer vor einer Wandnische miteinander. Der kleinere, rechts stehende Mann hält in der linken Hand ebenfalls eine qualmende kurze Tonpfeife, während Rauchschwaden über seinem Kopf im Raum hängen und einen ordentlichen Tabakkonsum deutlich werden lassen. Der größere Mann greift mit der linken Hand unter seine Jacke und hält in der rechten Hand einen hohen Zinnkrug. Über seinem Kopf hängt ein kleines Brustbild eines Mannes und rechts auf gleicher Höhe befindet sich ein Regalbrett an der Wand, auf dem einige Krüge und Töpfe verwahrt werden.
Diese Radierung, die im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts von Pellegrino dal Colle (1737 – 1812) für den Venezianischen Verleger Nicolo Cavalli (1730 – 1822) angefertigt wurde, hat ein von David Teniers dem Jüngeren (1610 – 1690) gemaltes Bild zur Vorlage. Teniers hat eine Vielzahl von Genredarstellungen geschaffen, die immer wieder die Freizeitgestaltung der bäuerlichen Bevölkerung thematisierten. Und dabei darf nicht der imaginäre mahnende Zeigefinger vergessen werden, denn unmäßiges Trinken oder Glücksspiel wurden als negative Einflüsse auf die Sittlichkeit des Volkes verteufelt. Das hier in den Vordergrund gerückte „Puffspiel“ taucht immer wieder in seinen Gemälden auf, aber auch in Werken seiner Zeitgenossen.
Was aber ist das „Jeu de Tric-Trac“, das im deutschen Sprachgebrauch den für uns heute vielleicht ungewöhnlichen Namen „Puffspiel“ trägt? Es ist inzwischen besser bekannt als „Backgammon“.
„Backgammon“ dürfte eines der ältesten Brettspiele der Welt sein, und es wird vermutet, dass es bereits vor 5000 Jahren im südlichen Mesopotamien gespielt worden sei. Auch die antiken Griechen kannten das Spiel und verbreiteten es im gesamten Mittelmeerraum. Doch trotz seiner Beliebtheit bei den Römern, dauerte es noch einige Jahrhunderte, bis auch die Mitteleuropäer in Kontakt mit dem Spiel kamen. Während im Mittelalter die Bezeichnungen „Tric-Trac“ und „Puff“ verbreitet waren – das Deutsche Wörterbuch der Gebrüder Grimm, Bd. 2, Sp. 491, verrät: „von alters her erscheint das wort beim würfelspiel, einen puf werfen bedeutet gleiche zahlen auf zwei oder mehr würfeln werfen, einen pasch werfen“ –, kam der Begriff „Backgammon“ erst im 17. Jahrhundert in England auf. Dort wurden etwa 1743 auch die Regeln für das Spiel festgeschrieben.

Aiko Schmidt M. A.