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Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Brückstraße 1 | 26725 Emden
Tel.: +49 (0)4921 - 87 20 58

Öffnungszeiten:
Di - So: 10:00-17:00 Uhr
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Ostermontag, Pfingstmontag und am 26.12. geöffnet

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Oakfish mit MELANIE SCHULTE
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KUNSTWERK DES MONATS NOVEMBER 2004 (2)

Kinder-Prunkschlitten

Wenn die Tage kürzer, kälter und trüber werden, kommen die Fortbewegungsmittel und Sportutensilien der winterlichen Jahreszeit wieder zu ihrem Recht: Skier, Schlittschuhe und Schlitten.

Kinder-Prunkschlitten
1850 – 1900 (Neo-Rokoko / Historismus)
Holz, bemalt, Metall, Textil
119,0 x 155,0 x 104,0 cm
Inv.Nr.: M 97

Das Ostfriesische Landesmuseum Emden verwahrt in seinen Sammlungen einen prunkvollen Kinderschlitten aus dem 19. Jahrhundert, den die „Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer“ im Sommer 1961 von Gut Stikelkamp (Landkreis Leer) aus altem ostfriesischen Familienbesitz erworben hat.
In Aufbau und Gestaltung lehnt sich das Winterfahrzeug an die Pferde-Prunkschlitten der europäischen Fürstenhöfe der Zeit des Barock und Rokoko an, erreicht freilich nicht die Qualität dieser einst bei winterlichen Festivitäten – meist nachts und bei Fackelschein – eingesetzten repräsentativen und zeremoniellen Prachtstücke. Zweifellos war unser Objekt für den Transport eines Kindes bestimmt, wie aus der vergleichsweisen Kürze des Gefährts (155 cm lang, 104 cm breit, 119 cm hoch), vor allem aber aus den geringen Ausmaßen des Schlittenkastens mit Fahrgastsitz hervorgeht.
Gesteuert wurde das hölzerne Fahrzeug – wie alle Pferde-Prunkschlitten – von einer am hinteren Ende des Kastens angebrachten, gepolsterten Sitzpritsche aus. Der Schlittenführer konnte mit den Füßen, mit denen er sich zur Ballance beim Lenken auf den Kufenenden abstützen musste, einfache Bremsvorrichtungen betätigen. Die Anspannung des Zugtieres erfolgte wohl ursprünglich am Kufenaufschwung, später an einer nachträglich vorne am Schlittenkasten verankerten beweglichen Querstange.
Charakteristische Bestandteile der Prunkschlitten bilden die Zierfiguren, die häufig den Zusammenlauf der vorne weit hochgezogenen Kufen bekrönen. Unser Schlitten zeigt hier den Zweikampf eines Drachens mit einer Schlange, eine eher drollige, möglicherweise bewusst kindgerecht gestaltete Skulptur. Aus der klassischen Emblematik kennt man die Darstellung eines Drachens, der kleine Schlangen frisst. Hier ist es umgekehrt: die Schlange beißt den Drachen in den Hals.
Unser Neo-Rokoko-Kinderschlitten, innen blau, außen in einer imitierenden Holzmaserung gefasst, gehörte mit seinen Schnitzereien in stilisierten Blattformen zur herrschaftlichen Ausstattung von Gut Stikelkamp. Die einst dort residierende bedeutende Gutsfamilie Lantzius-Beninga verfehlte zwar ihren Aufstieg in den Landadel, führte aber einen adligen Lebensstil und umgab sich mit einem standesgemäßen Ambiente.

Dr. Christoph Bittel