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Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Brückstraße 1 | 26725 Emden
Tel.: +49 (0)4921 - 87 20 50

Öffnungszeiten:
Di - So: 10:00-17:00 Uhr
Mo geschlossen sowie an Karfreitag, 24.12., 25.12. + 31.12. + 1.1.
Ostermontag, Pfingstmontag und am 26.12. geöffnet

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KUNSTWERK DES MONATS SEPTEMBER 2004 (1)

„De Isdern Keerl van Emden“

Dieser kleine, nur knapp 5 cm hohe Anhänger wurde von der Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer für das Ostfriesische Landesmuseum Emden erworben, weil es interessante Geschichten aus der Emder Vergangenheit erzählt.

Das Medaillon wurde vor beinahe 90 Jahren aus billigem Metall in wahrscheinlich großer Stückzahl gegossen und zeigt eine ritterliche Figur, die mit Schwert und Schild dem Betrachter zugewandt ist. Sie symbolisiert die unerschütterlich tapfere Haltung, die in der Zeit des ersten Weltkrieges jedem Menschen abverlangt wurde. Auf der Rückseite in erhabenen Lettern geschrieben, dass es sich um „De Isdern Keerl van Emden“ handelt, um den eisernen Mann von Emden.
Die Figur des „Isdern Keerl“, hatte der Bildhauer Fritz Liebsch (1879 – 1957) wohl 1915 aus Holz angefertigt. Die Anregung dafür gab der Emder Oberbürgermeister Leo Fürbringer zusammen mit dem Direktor der Nordseewerke Dr. Reinhard Schmidt. Sie wollten der Einigkeit des Volkes in schweren Kriegszeiten Ausdruck geben. Der „Keerl“ war vor dem Eingang des Emder Rathauses aufgestellt. Ganz praktisch diente die Figur der Sammlung von Geldspenden, indem jeder Bürger einen Nagel kaufen konnte, um ihn in die Holzfigur zu schlagen. Die Spenden waren als finanzielle Unterstützung der Kriegsführung gedacht. Diese Idee des Sammelns wurde in den 50er Jahren wieder aufgegriffen, als Liebsch einen hölzernen Wappenschild mit dem „Engelke“ auf dem Alten Markt aufbaute, in den wieder Nägel gegen Geld eingeschlagen wurden. Diese Aktion diente dem Wiederaufbau des Rathauses. Der Wappenschild ist bis heute erhalten, der „Isdern Keerl“ leider nicht.
Liebsch hatte für die Figur des eisernen Kerls den Bremer Roland als Vorbild genommen. Mit dem Roland, der die Freiheit des Marktes unter dem Schutz des Reiches symbolisiert, war die Bedeutung der staatlichen Macht verbunden. Insofern sind die Aspekte der gerüsteten Verteidigung wie der (militärischen) Sicherung des Friedens in diesen Standfiguren enthalten.
Die Figur des eisernen Kerls war sehr schnell bekannt. Fast zeitgleich wurde ihr deshalb eine Postkarte gewidmet, auf der das plattdeutsche Gedicht von C. Z. (evtl. dem Redakteur der Emder Zeitung, Conrad Zorn) geschrieben steht: „Isdern Keerl, mit isdern Hand / Schirm un wahr dat dütse Land. / Deck mit t’Schild de Heimat, dat Meer / Vör unse Nieders rachsüchtig Heer. / Hart worr isdern, isderne Sinn / Seeker uns golden Freedens Gewinn!“
Insgesamt erlaubt der kleine Anhänger, sowohl an die Einstellung Emdens im ersten Weltkrieg, wie auch an den Bildhauer Fritz Liebsch zu erinnern.

Dr. Hans-Peter Glimme