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Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Brückstraße 1 | 26725 Emden
Tel.: +49 (0)4921 - 87 20 50

Öffnungszeiten:
Di - So: 10:00-17:00 Uhr
Mo geschlossen sowie an Karfreitag, 24.12., 25.12. + 31.12. + 1.1.
Ostermontag, Pfingstmontag und am 26.12. geöffnet

UNSERE NÄCHSTEN VERANSTALTUNGEN

FREITAGS, 15:30 - 17:00 UHR
KIDS IN!
Programm für kreative Köpfe von 6 bis 10 Jahre

09 Uhr, 11 Uhr, 13 Uhr, 15 Uhr, 17 Uhr, 19 Uhr, 21 Uhr
Emder Glockenspiel
gespielt von Michael Schunk

KUNSTWERK DES MONATS JULI 2004 (1)

Eine Puppe aus dem Biedermeier

Verpackt in einer Tageszeitung aus dem Jahr 1961 sind beim Umzug der Museumsexponate in das Depot nach Borssum auch kleine, in Vergessenheit geratene Kostbarkeiten zu Tage gekommen.

Puppe
19. Jahrhundert
Porzellan, Leinen, Leder
51,0 cm
Inv.Nr.: VK 24

Dazu gehört auch eine 51 cm große Porzellankopfpuppe aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Puppenbalg trägt einen Brustblattkopf aus glasiertem Porzellan; Kopf- und Schulterpartie sind in einem Stück gearbeitet. Das Gesicht ist ausgesprochen fein gestaltet. Es zeigt eine sehr qualitätvolle Ausmalung der Augenpartien. Unter den zart geschwungenen Augenbrauen ist ein roter dünner Oberlidstrich und ein roter Punkt im inneren Augenwinkel aufgetragen. Der Mund ist hellrot und die Wangen sind rosa getönt. Die Puppe ist mit einer braunen Echthaarperücke mit „Gretchenfrisur“ ausgestattet: Ein geflochtener Zopf ist um den Kopf gelegt und mit zwei schwarzen Schleifen befestigt. Körper und Beine sind aus Leinen gefertigt, die Arme wurden aus hellem Leder gearbeitet. Das Innere wurde mit Holzwolle gestopft. Zur größeren Beweglichkeit sind Gelenke und Finger abgenäht. Der Brustblattkopf ist mit einer Schnur am Balg fixiert, wobei die Schnur durch den Körper gezogen ist und anschließend zum Einschnüren der Taille dient.
Die Puppe ist ausgestattet mit einem Kleid aus braun-rot kariertem Wollstoff, das am Rücken geschlossen wird. Es hat weite Ärmel, die am Handgelenk mit Bündchen eingehalten sind. Als Unterwäsche trägt sie ein Unterkleid aus grobem Leinen, darüber ein Korsett, gefertigt aus gestrickter weißer Baumwolle, das im Rücken geschnürt wird.
In der einschlägigen Literatur finden wir aufwendig gestaltete Puppen mit Seidenkleidern, Spitzen, Hüten und Frisuren, die jeweils ein Spiegelbild der damaligen Mode geben. Die Puppe im Ostfriesischen Landesmuseum ist sehr wahrscheinlich zwischen 1830 und 1850 entstanden. Sowohl die eingeschnürte „Wespen“-Taille als auch die verwendeten Materialien und der Stil ihrer Bekleidung legen diese Datierung nahe. Wenn die Zeit auch ihre Spuren hinterlassen hat, so ist die Porzellankopfpuppe doch in einem bemerkenswert guten Zustand.
Ein Großteil der Porzellanköpfe, die im 19. Jahrhundert gefertigt wurden, stammen aus Porzellanmanufakturen in Thüringen und so wahrscheinlich auch der Kopf unserer Puppe. Leider ist die Herstellermarke in ihrem Kopf nicht leserlich, so dass eine ganz exakte Herkunftsbestimmung und Datierung nicht möglich ist.
Damals war es üblich, dass Kopf und Körper von unterschiedlichen Firmen oder auch in Heimarbeit produziert wurden. Ab 1890 wurden fast immer Herstellerfirma, Serie und Jahreszahl angegeben, oftmals auch das Herkunftsland. Das macht die Bestimmung einer Puppe jüngeren Datums oftmals einfacher. Die Marken und Hersteller sind in Handbüchern verzeichnet wie zum Beispiel „Cieslik’s Puppen Bestimmungsbuch“.

Bianca Oestmann M. A.