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Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Brückstraße 1 | 26725 Emden
Tel.: +49 (0)4921 - 87 20 50

Öffnungszeiten:
Di - So: 10:00-17:00 Uhr
Mo geschlossen sowie an Karfreitag, 24.12., 25.12. + 31.12. + 1.1.
Ostermontag, Pfingstmontag und am 26.12. geöffnet

UNSERE NÄCHSTEN VERANSTALTUNGEN

FREITAGS, 15:30 - 17:00 UHR
KIDS IN!
Programm für kreative Köpfe von 6 bis 10 Jahre

09 Uhr, 11 Uhr, 13 Uhr, 15 Uhr, 17 Uhr, 19 Uhr, 21 Uhr
Emder Glockenspiel
gespielt von Michael Schunk

KUNSTWERK DES MONATS JUNI 2004 (1)

Eine Geschichte vom Schwan

Der glänzende Schwan begegnet in der nordwestdeutschen Region auf 82 Kirchtürmen als Wetterfahne.

Der Grund hierfür liegt in der Verbindung Luthers mit dem Schwan. Martin Luther soll sich der Überlieferung zufolge auf die reformatorischen Ansätze des Böhmen Jan Hus bezogen haben. Hus habe prophezeit, dass man ihn, dessen Name „Gans“ bedeutet, verbrennen könne, aber nach ihm komme ein Schwan, und der könne nicht verbrannt werden. Luther identifizierte sich mit dem Schwan, der als lutherisches Kennzeichen auf den Türmen erstrahlt. Außerdem wurde die mythologische Bedeutung des Schwanes als „Singschwan“ auf Luther bezogen, weil dieser als Schöpfer des protestantischen Kirchenliedes gilt. Die Symbolkraft des Schwanes wurde darüber hinaus in Schriften des 17. Jahrhunderts unterstrichen, weil der Schwan selbst gegen Adler streiten würde, wenn er sich angegriffen fühle und der Schwan den ungetrübten Glanz verkörpere.
Mit diesen kurzen Andeutungen kommen wir der Darstellung auf den Fliesen näher. Das Ostfriesische Landesmuseum besitzt sehr viele blau bemalte Fliesen mit dem Schwanenmotiv. Zwei ähnliche Stücke sind hier ausgesucht. Hergestellt wurden diese Fliesen im niederländischen Ort Harlingen, von wo die meisten Fliesen des 17. – 19. Jahrhunderts nach Ostfriesland exportiert wurden. Der Handel mit Fliesen muss ein großes Ausmaß gehabt haben, weil ein Hausherr in der friesischen Marsch etwa 10 000 Fliesen für die Wandgestaltung seines Hauses erwerben konnte und beinahe jedes Haus mit Fliesen ausgestattet war. Der Käufer konnte je nach Vermögen zwischen blau, rot-braun oder vielfarbig bemalten Fliesen aussuchen. Die blauen Keramikfliesen waren am günstigsten. Wenn man sich für ein Motiv entschieden hat, konnte man die bemalten mit unbemalten Fliesen, den sog. „Wittjes“, kombinieren. Als Motiv waren auf den Fliesen Blumentöpfe, Ornamente, Soldaten, Haustiere, Brunnen, Schiffe oder Landschaften dargestellt. Die Wahl des Motivs konnte aber ebenso von der religiösen Einstellung abhängen. Mit biblischen Szenen des Alten oder Neuen Testaments bemalte Fliesen wurden vom 16. bis 18. Jahrhundert häufig verwendet. Aber auch die Darstellung von Brunnen oder Tieren war in früherer Zeit mit einer starken religiösen Bedeutung verbunden. Der protestantisch geprägte Raum verband mit dem Schwan die kirchliche Welt der Reformatoren. Mit der Fliese an der Wand holte man sich den ‚ungetrübten Glanz’ der Reformation ins Haus.

Dr. Hans-Peter Glimme