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Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Brückstraße 1 | 26725 Emden
Tel.: +49 (0)4921 - 87 20 50

Öffnungszeiten:
Di - So: 10:00-17:00 Uhr
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Ostermontag, Pfingstmontag und am 26.12. geöffnet

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Emder Glockenspiel
gespielt von Michael Schunk

KUNSTWERK DES MONATS MAI 2004 (1)

„Sturmflut“

Sturmfluten als Bedrohung oder als Katastrophe sind eine Lebenserfahrung der an der Nordseeküste beheimateten Menschen.

Georg Jabbo Kittel (1880 Dornum – 1962 Dornum)
„Sturmflut“
1952 oder 1957
Öl auf Hartfaser
50,0 x 65,0 cm
Inv.Nr.: OLM 585

So überrascht es nicht, dass sie ein in Literatur und bildender Kunst immer wieder gestaltetes Thema sind. Eindrucksvolles Beispiel dafür ist das Gemälde Georg Jabbo Kittels, das die Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer Anfang des Jahres für das Ostfriesische Landemuseum I Emder Rüstkammer erwerben konnte.
Überzeugend vermittelt das Werk die höchst bedrohliche Atmosphäre einer Sturmflut. Den größten Teil des Bildraumes hat der Maler der vom Unwetter gepeitschten Wolkendecke und der aufgewühlten See eingeräumt. Mit breiten Schaumkronen schlägt die vom Wind getriebene Flut bereits gegen die Deichkrone, die man unten, etwas rechts der Bildmitte, in perspektivischer Verkürzung sieht. Erste Wellen gehen auch schon darüber hinweg und erreichen das sichtlich unter dem Meeresspiegel liegende Land.
Bewegung und die ungeheuere Energie der entfesselten Elemente vermitteln eindringlich die breiten, zügig und energisch gesetzten Pinselstriche. Besonders pastos ist die Farbe dort aufgetragen, wo hoch aufspritzende Wellen bereits mit Wucht gegen ein hinter dem Deich liegendes Gehöft auftreffen. Hier ist zugleich die hellste Stelle des Bildes, was den Blick des Betrachters immer wieder dorthin gleiten lässt. Den Eindruck höchster Gefahr steigert der Maler noch durch ein leuchtendes Orange, das er auf die Hausdächer fast klecksartig setzt, so als leuchteten diese nur eben unter kräftigen Gewitterblitzen auf, wie er diese mit zackigen Pinselzügen zwischen den rasch ziehenden Wolken auch andeutet.
Braune bis schwarzgraue Töne tauchen das Land im übrigen in eine fast nächtliche Dunkelheit. In der Bildtiefe ist die Küstenlinie nur noch knapp mit Schwarz angedeutet. Nach links verschwimmt der Horizont im stürmischen Wetter. Nur das sparsam gesetzte, kräftige Blau und Grün erinnern noch an die typische Farbigkeit der Landschaft bei ruhigem Wetter.
Sturmfluten hat Georg Jabbo Kittel, der sich durch eine dem Expressionismus verpflichtete künstlerische Handschrift auszeichnet, häufiger dargestellt. Er wird sie genügend aus eigener Erfahrung gekannt haben, wurde er doch 1880 in Dornum geboren, wo er 1962 auch starb. Nach einem Kunststudium in Kassel und Karlsruhe, wo er das Meisteratelier von Hans Thoma besuchte, hatten ihn seine Wege aber zunächst nach Braunschweig und bald nach Neustettin in Pommern geführt, wo er als Kunsterzieher tätig war. Nach seiner Flucht 1945 kehrte er in seine Vaterstadt zurück und widmete sich als freischaffender Maler der Darstellung seiner ostfriesischen Heimat.

Dr. Annette Kanzenbach