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Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Brückstraße 1 | 26725 Emden
Tel.: +49 (0)4921 - 87 20 50

Öffnungszeiten:
Di - So: 10:00-17:00 Uhr
Mo geschlossen sowie an Karfreitag, 24.12., 25.12. + 31.12. + 1.1.
Ostermontag, Pfingstmontag und am 26.12. geöffnet

UNSERE NÄCHSTEN VERANSTALTUNGEN

FREITAGS, 15:30 - 17:00 UHR
KIDS IN!
Programm für kreative Köpfe von 6 bis 10 Jahre

09 Uhr, 11 Uhr, 13 Uhr, 15 Uhr, 17 Uhr, 19 Uhr, 21 Uhr
Emder Glockenspiel
gespielt von Michael Schunk

KUNSTWERK DES MONATS APRIL 2004

Eine frische Meeresbrise

Kaum eine Wandbekleidung war dauerhafter und hygienischer als die Fliesen.

Fliese: Triton
1640 – 1680
Keramik, handbemalt
12,5, x 12,5 cm
Inv.Nr.: Fl 36

Im 16. Jahrhundert begann man in den Niederlanden mit dieser abwaschbaren Raumausstattung, die ihren glanzvollen Höhepunkt im 17. und 18. Jahrhundert erreichte. Relativ schnell wurde diese Produktion auf das einheitliche Maß von 13 x 13 cm festgelegt, wobei die Fliese anfangs etwas dicker, später, nach Einführung besserer Handwerkstechnik, etwas flacher wurde. Der Vorteil der Wandgestaltung lag auch darin, dass sowohl das Motiv wie auch die Farbe gewählt werden konnten. Gewöhnlich wurden die blauen Bemalungen bevorzugt, die man mit unbemalten Fliesen, den sogenannten „Wittjes“, kombinieren konnte. Oder man wählte die rot-braune Manganfarbe. Obwohl uns das heute etwas merkwürdig erscheint, wurden auch blau- und rotbemalte Fliesen an einer Wand platziert, manchmal kam diese Farbkombination sogar auf einer Fliese vor. Nicht verschweigen sollte man die vielfarbigen Fliesen, die besonders kostspielig waren. Bei den Motiven kann man verschiedene Gruppen erkennen: Biblische Themen begegnen uns ebenso wie Soldaten, Gestalten der Fabel, springende Tiere, Landschaften mit Gebäuden, Schiffe, Blumentöpfe, Pferde und andere Haustiere. Hinzu kommen noch ornamentale Bemalungen, die, kombiniert, ein größeres Muster ergeben.
Die ausgewählte Fliese des Ostfriesischen Landesmuseums zeigt einen bärtigen Triton, der ein (Robben-)Baby am Schlafittchen gepackt hat. Auffallend ist das vom Wind bewegte Halstuch des Tritonen, das die frische Meeresbrise andeutet. In den Ecken befinden sich die kleine Löcher, weil die Schablone der Malerei mit kleinen Stiften hier befestigt werden musste. Zum Verbergen dieser Löcher dienen die Eckblumen.
Zwei Gedanken der Bemalung sollen hervorgehoben werden. Zum einen wird die Tradition der Antike, die eine Darstellung von mythologischen Meereswesen auf Sarkophagen etc. kannte, greifbar. Dieses Vorbild wurde besonders in der Renaissance aufgenommen und auch im anschließenden Barock beibehalten. Den Menschen der Neuzeit erschienen diese Meerwesen, ob Tritonen oder Nixen, als lustige Fabelgestalten, die aber auch roh und oftmals bedrohlich sein konnten. Und dies berührt schon den zweiten Gedanken: Die Wirtschaft der Küstenländer war stark von der Seefahrt abhängig, so dass die Furcht vor den Gefahren des Meeres im Bewusstsein der Menschen präsent war. Die Bedrohung und die Verlockung der See konnte man mit den mythologischen Seewesen an die Wand bringen – und dort konnten sie nichts anrichten.

Dr. Hans-Peter Glimme