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Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
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KUNSTWERK DES MONATS MÄRZ 2004 (2)

Medaille des „Vierundzwanziger Kollegiums“

Medaillen sind ein begehrtes Sammelobjekt, denn sie sind geschaffen als Bewahrer zu geschichtlichen Höhepunkten oder auch solchen, die man für die Nachwelt als erinnerungswürdig ansah.

Medaille des „Vierundzwanziger Kollegiums“
1819/28; Prägeort: Emden
Silber
Dm: 5,2 cm; Gewicht: 50 g
Inv.Nr.: MK-N 1218

Die Medaillen zeigen so ihrem Betrachter immer ein politisches Programm und verraten damit auch eine Selbstreflexion. Fast ausnahmslos sind sie Produkt eines reichen künstlerischen Schaffens.
Als Bezeichnung für münzähnliche Erinnerungsstücke besitzen Medaillen im Gegensatz zur Münze keinen Geldcharakter. Das Wort stammt ursprünglich vom lateinischen Wort „metallum“ (ital. medaglia) und wurde über die französische Bezeichnung „médaille“ in die deutsche Sprache übernommen. Die ersten eigentlichen Medaillen entwickelten sich in der italienischen Renaissance im 15. Jh. im Geist des Humanismus. Lebensecht dargestellte Porträts, die sich auf den Vorderseiten (= Avers) der Porträtmedaillen finden, lösen die religiösen Stifterbildnisse auf mittelalterlichen Geprägen ab.
Mit dem Aufkommen der Suitenmedaille, das ist eine Folge (frz. suite) von Münzen oder Medaillen, die ein innerer Zusammenhang verbindet, wurde das Spektrum der Medaillen breiter. Neben die Personenmedaillen traten die Ereignismedaillen. Häufig weisen schematische Kennzeichen der äußeren Gestaltung wie gleicher Durchmesser oder gleiche Gestaltung einer Seite darauf hin, dass es sich um eine Suite oder Serie handelt.
Auch im Bestand des Ostfriesisches Landesmuseums | Emder Rüstkammer sind in seiner umfangreichen Münzsammlung derartige Medaillen vertreten. Einen besonderen Bestand bilden hier die Medaillen des „Vierziger-“ und später „Vierundzwanziger-Kollegiums“.
Für Emder Medaillen wurde häufig die Stadtansicht aus der Mitte des 17. Jahrhunderts gewählt, um die Bedeutung der Seehafenstadt in die Welt zu tragen und an ihre Größe zu erinnern. Besonders beliebt war das Motiv auf den Medaillen des „Vierziger-Kollegiums“ und seines Nachfolgers, des „Vierundzwanziger-Kollegiums“.
Maßgeblich bestimmten beide Gremien die Politik und das Wohl der Stadt. Ab 1815 trat an die Stelle des „Vierziger Kollegiums“ ein „Vierundzwanziger Kollegium“ als Vertreter der Bürgerschaft. In jedem der 6 Stadtteile (Wyken) wurden 4 Stadtverordnete gewählt. Diese Wahl war an bestimmte Voraussetzungen gebunden, wie die Zugehörigkeit zu einer christlichen Konfession, dem Besitz eines Hauses oder den Nachweis von mindestens 3.000 Taler. Schließlich war ein guter Leumund unabdingbar.
Die Angehörigen wurden auf Lebenszeit gewählt und repräsentierten die gesamte Bürgerschaft. Sie arbeiteten unentgeltlich. Zusammengerufen wurden sie vom commissarius loci oder vom Ersten Bürgermeister. Zu ihren Aufgaben gehörten Beschlüsse und Kontrolle des städtischen Finanzwesen, z. B. über die Aufstellung des städtischen Budgets und die Beschaffung fehlender Geldmittel, über die Gehälter und feststehende Ausgaben, über Geschäfte, die über 100 Taler hinausgingen und schließlich über alle Stadtabrechnungen, besonders des Armenwesens.
Das „Vierundzwanziger Kollegium“ bestand bis zur Preußenzeit 1866. Als Ehrengeschenk erhielten sie auf Kosten der Kämmereikasse eine derartige silberne Medaille.
Die Vorderseite mit ihrer zentralen Bedeutung bringt in symbolisierter und textlicher Form die politische Aussage auf den Punkt.
Zu sehen ist ein Ährenkranz, der in einer Herrschaftskrone endet. Die Hände darunter vereinen sich zu einem Handschlag und umfassen so gemeinsam ein Zepter. Im Zentrum der Medaille steht als politisch - propagandistische Richtschnur „SALUS POPULI SUPREMA LEX ESTO“ [Das Wohl des Volkes sei das oberste Gesetz]. Dieses Forderung greift wortwörtlich einen bis in die heutige Zeit populären Appell Ciceros (de legibus III.3.8) aus dem Jahr 45 v. Chr. an die Träger öffentlicher Ämter auf. Diesem Anliegen entsprechend ist auf der Außenumschrift der bekannte Wahlspruch über dem ehrwürdigen Emder Rathausportal: „CONCORDIA RES PARVAE CRESCUNT“ [Durch Eintracht wachsen kleine Dinge].
Die Rückseite (= Revers) zeigt die eindrucksvolle und bekannte Stadtansicht nach 1648 mit dem Rathaus, der Gasthauskirche, der Neue Kirche, die Ems mit ihrem regen Schiffsverkehr. Das bekröntes Emder Wappen der Hannoveraner Zeit benennt schließlich den Beweggrund der Prägung:
NUMM.[US] COLL.[EGII]: Münze (hier: Medaille) des Kollegiums
XXIX. VIR.[ORUM]: der 24 Männer
CIV.[ITATIS] EMD.[ENSIS]: der Stadt Emden

Dr. Wolfgang Jahn