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Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
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KUNSTWERK DES MONATS OKTOBER 2003 (2)

Zunfttabakdose der Emder Bäckerzunft

Bis zur „Entdeckung“ Amerikas durch die Spanier 1492 war das genießerische Rauchen in Europa unbekannt, doch innerhalb eines Jahrhunderts verbreitete sich die Tabakpflanze und das Inhalieren ihrer verglühenden, getrockneten Blätter über die ganze Welt.

Johann Rotgers (1801 Emden – nach 1846 Emden)
Zunfttabakdose der Emder Bäckerzunft
1835
Zinn
Höhe: 7,0 cm; Dm: 14,2 cm; Gewicht: 660,0 g
Inv.Nr.: UM 62

In Ostfriesland frönten sowohl Männer als auch Frauen schon seit dem frühen 17. Jahrhundert dem Pfeifenrauchen und um 1650 war Emden der Haupthandelsort für Tabak in Nordwestdeutschland. Allerdings verbot Carl Edzard von Ostfriesland 1736 das Rauchen bei landwirtschaftlichen Tätigkeiten und auf offener Straße, da durch den Funkenflug nur allzu häufig Häuser und Scheunen in Brand gerieten.
Im Jahre 1835 schenkte Harmannus Remmerssen der Emder Bäckerzunft für ihren Protokollführer eine aus Zinn gegossene Tabakdose, woraus sich schließen lässt, dass im 2. Drittel des 19. Jahrhunderts die Vorbehalte gegen das Rauchen in Sitzungsräumen noch nicht allzu stark entwickelt waren. Der aus Emden gebürtige Bäcker Harmannus Remmerssen (geb. am 18. Januar 1800) erhielt laut Bürgerbuch der Stadt Emden für die Jahre 1819 – 1849, S. 390, am 13. Februar 1829 das Bürgerrecht verliehen. Im „Adreß-Kalender für die Stadt Emden auf das Schaltjahr 1864“ wird er als in der Großen Brückstraße 28 wohnhafter Bäckermeister erwähnt. Zwei Jahre später wird im Adressverzeichnis der Stadt Emden nur noch seine namenlose Witwe genannt, so dass Remmerssen 1864/65 verstorben sein muss.
Diese insgesamt 7,0 cm hohe und 660 g wiegende Tabakdose besitzt einen zylindrischen, glatten Körper, der auf einem leicht ausgestellten Fuß (Durchmesser: 14,2 cm) mit geriffeltem Rand steht. Auf der Wandung des Gefäßkörpers ist in unterschiedlichen Schrifttypen eingraviert: „BÄCKER=ZUNFTPROTOCOLLFÜHRER. Geschenk von H. Remmershen. / EMDEN. den 11 Sept= 1835.“ Der Stülpdeckel ist ebenfalls mit einem geriffelten Rand versehen. In der Deckelmitte ist ein von einem Perlband gesäumtes Medaillon aufgebracht. In diesem befindet sich die nicht sonderlich filigran ausgefertigte Reliefdarstellung eines Mannes, der mit übereinander geschlagenen Beinen auf einem Stuhl in einer offenen Wohnstube oder Gaststätte sitzt. In der rechten Hand hält er eine langstielige, qualmende Pfeife. Im Hintergrund links sind hinter einer Balustrade drei Bäume zu erkennen, rechts unter einem Fenster ein Tisch, auf dem einige Gefäße stehen. Es scheint ein weit verbreitetes Motiv gewesen zu sein, das nicht nur von einem einzigen Künstler, sondern von mehreren Zinngießern verwendet wurde; so besitzt das Museumsdorf Cloppenburg eine von Jan Klint aus Leer hergestellte Tabakdose, auf deren Deckel sich nicht nur die gleiche Darstellung befindet, sondern deren Maße auch identisch mit der hier vorgestellten sind.
Die Tabakdose der Emder Bäckerzunft wurde von Johann (Jan; Jannes) Rotgers (Rötgers) hergestellt. Hinweis darauf gibt das Meisterzeichen auf der Unterseite des Objektes: eine leicht verschlagene fünfblättrige Rosenblüte, darüber eine Krone mit den Initialen IR. Die Rosenmarke war ursprünglich eine Qualitätsmarke für Feinzinn, die im Laufe der Zeit der Meistermarke hinzugefügt wurde.
Rotgers wurde am 22. Oktober 1801 in Emden geboren und war mit der Zinngießer-Familie van Ameren – sein Vater Rotger Jansen Rotgers hatte Eske van Ameren geheiratet – verwandt, die über mehrere Generationen seit spätestens 1724 in Emden tätig war. Zu Ostern 1816 begann Rotgers eine Lehre bei seinem Onkel Alderk van Ameren (1778, Emden – nach 1824, Emden) und wurde 15 Jahre später – am 8. März 1831 – als Meister in die Emder Zinngießer-Gilde aufgenommen. Im Bürgerbuch der Stadt Emden für die Jahre 1819 – 1849, S. 395, ist verzeichnet: „1830 [...] Am 16 July wurde[...] der Zinngießer Jannes Rötgers aus Emden […] als Bürger angenommen“. Nach 1846 verliert sich seine Spur.

Aiko Schmidt M. A.