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Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Brückstraße 1 | 26725 Emden
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Di - So: 10:00-17:00 Uhr
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KUNSTWERK DES MONATS SEPTEMBER 2003 (1)

Ein prächtiges Schmuckstück

Der Reichtum und die Vorliebe für umfangreichen Goldsehmuck der Friesen in früherer Zeit ist schon oftmals betont worden.

Masse d'or
um 1300
Gold
Dm: 3,1 cm
Inv.Nr.: SK 10014

Das „Hausbuch“ des Adligen Unico Manninga aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts dokumentiert diese friesische Pracht in zahlreichen Zeichnungen. Mit dieser Schmuckbegeisterung ist zwar die lokale Tradition beschrieben, aber noch nicht viel zu dem Schmuckstück selbst ausgesagt.
Bei dem Gold schmuck handelt es sich um eine französische Münze der Zeit König Philipps IV. (1285 – 1314). Von der Münze ist nur die Seite sichtbar geblieben, die einen thronenden König mit dem Lilienstab zeigt. Die andere Seite ist durch ein nachträglich aufgelötetes Filigrankreuz verdeckt, das in der Mitte mit einem roten Schmuckstein (Almandin?) besetzt ist. Zwischen die Kreuzenden sind jeweils zwei Goldkügelchen auf gedrehtem Golddraht eingefügt.
Durch geringe Zufügungen arbeitete man die Münze zu einem Amulett oder einer Anstecknadel um: Ein breites Goldband wurde am oberen Rand angelötet, um den Schmuck an einer Kette tragen zu können. Auf der Münzseite mit dem thronenden König wurde ein Goldbügel und eine kleine Öse gelötet, um eine Anstecknadel damit zu sichern. Wenn man die obere Goldschlaufe betrachtet, kann die Vorderseite des Schmuckes nur die Seite mit dem König gewesen sein. Sonst wäre die Schlaufe auf die Ansichtsseite gesetzt worden. Wenn die Münze als Brosche getragen wurde, wird das Kreuz mit dem Zierstein die Vorderseite gewesen sein.
Dieser Schmuck, der sich heute im Besitz des Ostfriesischen Landesmuseums befindet und bis Ende Oktober in den Pelzerhäusern ausgestellt wird, wurde 1855 bei Marienhafe gefunden. Aber die Herkunft der Münze aus Frankreich um 1300 deutet auf einen größeren räumlichen Zusammenhang: Zum einen wurden durch die immensen Reisewege anlässlich der Kreuzzüge Goldmünzen aus dem byzantinischen Raum nach Ostfriesland gebracht. Zum Beispiel kam eine Münze des Kaisers Romanus III. Agyrus (1028 – 1034) aus diesem Gebiet nach Ostfriesland und wurde hier zum Schmuck umgearbeitet. Sie befindet sich heute in Hannover. Ein spanischer Dinar des Almohadar Abu Yussuf Yakub ihn Yussuf I. aus dem späten 12. Jahrhundert wurde 1854 bei Norden gefunden. Auch diese Münze ist zu einem Schmuckstück umgearbeitet worden. Beide Münzen können von Kreuzfahrern mitgebracht worden sein. Bei unserer französischen Münze war der Reiseweg wahrscheinlich viel kürzer. Im 13. Jahrhundert sind mit Sicherheit französische Bildhauer und Baufachleute in Marienhafe gewesen, die den „Dom Ostfrieslands“ dort errichtet haben. Diese Verbindung kann sehr leicht die Herkunft der Goldmünze erklären, die von französischen Künstlern eingeführt und anschließend zu einem prachtvollen, typisch friesischen Schmuckstück umgearbeitet wurde.

Dr. Hans-Peter Glimme