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Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
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Emder Glockenspiel
gespielt von Michael Schunk

KUNSTWERK DES MONATS JUNI 2003 (2)

Hafen von Greetsiel

Auf Anregung seiner Lehrer und Professoren Heuser, Schmurr und Clarenbach gelangte der Düsseldorfer Hermann Schauten (1905 Düsseldorf – 1974 Greetsiel) im April des Jahres 1937 zum ersten Mal nach Ostfriesland.

Hermann Schauten (1905 Düsseldorf – 1974 Greetsiel)
Hafen von Greetsiel
1965
Öl auf Leinwand
70,0 x 90,0 cm
Inv.Nr.: OLM 469

In Greetsiel begegnete er einer Landschaft, die ihm während seiner Studienzeit der 1920er Jahre noch als ein Landschaftsraum mit einer Fülle von weitgehend unveränderten und ungestörten Naturaspekten geschildert wurde. So traf Schauten in Ostfriesland, besonders im Raum zwischen Norden und Emden, vornehmlich in Greetsiel, eine originäre Landschaftstypologie an, die ihn fortan nicht mehr los ließ. In Anerkennung seiner besonderen Leistungen wurde ihm 1964 das Indigenat der Ostfriesischen Landschaft mit der Begründung verliehen, der Künstler habe „die Beseelung der Landschaft zum Ausdruck gebracht“.
Hermann Schauten ging 1925 zur damaligen Kunstgewerbeschule nach Essen, der späteren Folkwangschule, und war zunächst Schüler von Karl Kriete und Max Pfeiffer-Watenpuhl, und es hatte den Anschein, als würde er sich einem dekorativen Modernismus zwischen Abstraktion und Realismus zuwenden. Parallel dazu zeichnete er Akt bei Josef Urbach. Am 10. April 1929 wurde er im Alter von 24 Jahren an der Akademie der bildenden Künste in Düsseldorf angenommen und hier vollzog sich eine Wandlung, die dann eher außerordentlich unüblich und den Tendenzen der Akademie entgegengesetzt war. In der Zeichenklasse von Wilhelm Schmurr begann er, vor der Natur und zwar in der niederrheinischen Landschaft um Düsseldorf kleine und eher zarte Zeichnungen zu erarbeiten, sensible Nachrichten einer geliebten Umwelt. Seine im Atelier entstandenen größeren, figürlichen Zeichnungen distanzierten die Natur durch die spiritualisierende Handhabung des Materials. Nirgends wurde der Gegenstand verzeichnet, aber man sah ihn, vor allem in den in diesen Tagen entstandenen Kohlezeichnungen wie durch einen Schleier: das Sujet war entrückt, fast in eine Sphäre des Imaginären. In der Akademie waren es besonders die Professoren Wilhelm Schmurr, ein qualitätvoller Figuren- und Porträtmaler, und mehr noch Max Clarenbach, ein herausragender Landschaftsmaler des Spätimpressionismus, die Schauten das notwendige Rüstzeug wie auch das erforderliche Selbstbewußtsein vermittelten.
Das unten links signierte und datierte Ölbild auf Leinwand (Schauten 65) bietet uns den typischen und unverwechselbaren Greetsieler Hafen, das Herzstück des Fischerdorfes. Im Hafen liegen einige farbenfroh gestrichene Kutter mit Netzen und spiegeln sich im Bildvordergrund.
Schauten beeindruckt mit seiner feintonigen, z.T. impressionistisch gehauchten Wiedergabe einzelner Züge der Hafenlandschaft. Bekanntlich verhalf das Siel Greetsiel zu seinem Namen. Der Ort erhielt von seiner Lage als Siel in der Greed, auch in de Greit oder Gredsyle seinen Namen, und zwar bereits im ausgehenden 14. Jahrhundert. So gehören bis auf den heutigen Tag die zwei alten Siele zum Dorfbild. Für Hermann Schauten war der oberhalb des Hafens gezeigte Ort zwischen heutigen „Hafenkieker“ und „Sielgatt“, zwischen „Witthus“ und „Schatthaus“ spätere Heimat: war noch zunächst von seinem festen Standort Wittlaer bei Düsseldorf aus Ostfriesland und Greetsiel für einen Monat oder 6 Wochen beliebter Aufenthaltsort, so baute Schauten quasi zeichen- und symbolhaft – im Jahr 1971 in Greetsiel sein Haus.

Dr. Friedrich Scheele