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Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Brückstraße 1 | 26725 Emden
Tel.: +49 (0)4921 - 87 20 50

Öffnungszeiten:
Di - So: 10:00-17:00 Uhr
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Ostermontag, Pfingstmontag und am 26.12. geöffnet

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Emder Glockenspiel
gespielt von Michael Schunk

KUNSTWERK DES MONATS MAI 2003 (2)

Die Fotosammlung des Stadtbaurats Haasis

Die 20er Jahre sind ein längst vergessenes Kapitel des Emder Städtebaus. Wer erinnert sich heute noch an den Stadtbaurat Reinhold Haasis?

Inv.Nr.: FS 7243 – FS 7330

Das Vergessen dieses Senators verwundert, als doch seine architektonische „Handschrift“ viele Straßenzüge mit ihren Mehrfamilienhäusern, die Parkanlagen am Burgplatz und am Schwanenteich sowie etliche stadtprägende Einzelbauten bestimmt hat!
Reinhold Haasis wurde 1879 im württembergischen Ebingen geboren. Nach seinen Staatsprüfungen im Hochbau und den Anfangsjahren bei der königlichen Eisenbahnbauinspektion Ludwigsburg kam er im Oktober 1925 als Leiter des Stadtbauamts nach Emden. Trotz seiner erfolgreichen Tätigkeit für den Städtebau wurde er im März 1933 von der neugewählten Mehrheit des Stadtrats in seiner Befugnis eingeschränkt und am 15. Juli des Jahres zwangsweise in den Ruhestand entlassen. Seine Entlassung wurde damit begründet, dass er nicht „rückhaltlos für den nationalen Staat“ eintrete. Außerdem warf man ihm vor, bei dem Fries des sog. Chinesen-Tempels (s. u.) 1400 RM unbewilligt ausgegeben zu haben. Erst in zweiter Instanz siegte die neue Stadtverwaltung über Haasis, so dass seine Rentenansprüche drastisch reduziert wurden. Obwohl sich Haasis zurückziehen musste, vergaß man ihn nicht. Als Vertreter eines fortschrittlichen Städtebaus berief man ihn ab 1945 wieder zur Leitung des Stadtbauamts, das er in der schweren Zeit bis zum 30. Juni 1947 führte. Sechs Jahre später verstarb der herausragende Stadtbaurat.
Der Anlass für die Erinnerung an Senator Reinhold Haasis ist die Schenkung seiner Fotosammlung an das Ostfriesische Landesmuseum durch seinen Sohn, Baudirektor a.D. Lothar Haasis.
Von den Einzelbauten können an dieser Stelle nur zwei angesprochen werden:
Am wichtigsten ist die erhaltene Herrentorschule, die Haasis zusammen mit seinem Kollegen Walter Luckau errichtet hat: Der gesamte Komplex ist für den Gebrauch durch 24 Klassen geplant und architektonisch einheitlich gestaltet. Die Schule besitzt zum vorderen Platz zwei Eingänge, ein Tiefparterre und drei Geschosse darüber. Überragt wird ein Teil des Hauptgebäudes durch ein flach gedecktes Stockwerk mit Spitzbogenfenstern und einem Aufsatz für das Treppenhaus. Nach hinten schließt sich ein Gang an, der zur ebenfalls original erhaltenen Turnhalle führt. Eingeweiht wurde die Schule im März 1930. Noch heute kann sich jeder Besucher über die Details der 20er Jahre freuen, wie etwa die Türklinken oder die Mauerfugen in unterschiedlichen Farben, die die Orientierung in dem Schulgebäude erleichtern.
Ein weiteres Baudenkmal Haasis‘ stellt der sog. „Chinesen-Tempel“ an der Boltentorstraße dar, der früher auch als die „Mützelburg“ bezeichnet wurde. Dr. Wilhelm Mützelburg war der damalige Oberbürgermeister. Die Begeisterung für die chinesische Kultur ist den 20er Jahren eigen gewesen und wurde von Haasis und Luckau bei diesem Toilettenhäuschen aufgegriffen. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Gebäude schon früh wieder aufgebaut und dient noch heute als Blickfang der Stadt Emden.

Dr. Hans-Peter Glimme