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Ostfriesisches Landesmuseum Emden
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KUNSTWERK DES MONATS APRIL 2003 (1)

Gildekrug der Emder Schiffergilde

Bei dem diese Woche vorgestellten Objekt handelt sich um einen Gildekrug, der sich einst im Besitz von Dirk A. Katt befand, wie die Gravur auf der Gefäßwandung verrät.

Johann Janssen (1804 Emden – nach 1863)
Gildekrug der Emder Schiffergilde
1843
Zinn
26,3 x 12,2 cm
Inv.Nr.: UM 1

Das zylindrische, leicht konkave Zinngefäß auf einem ausgestellten Fußring und mit leicht ausgestelltem Lippenrand besitzt einen angelöteten D-förmigen Bandhenkel mit einer gebogenen Daumenruhe auf einem dreibackigen Scharnier, das den Gefäßkörper mit dem Deckel verbindet. Sowohl auf dem Deckel als auch auf der Wandung befinden sich eingedrehte Rillen.
Der eher schlichte Zinnkrug ist geschmückt mit drei gravierten, aus floralen Bändern gebildeten Dekorationsfeldern, die nicht unbedingt von großer Kunstfertigkeit des Graveurs zeugen. Im obersten Feld erkennt man das Engelke up de Müür auf einem Wappenschild unter einer stark stilisierten Kaiserkrone, das aber genau wie die im untersten Feld befindliche einmastige Tjalk nur grob mit wenigen Linien dargestellt ist. Im mittleren Dekorationsfeld findet sich der Hinweis auf den ursprünglichen Besitzer dieses Kruges: DA Katt / Ouderman van´t Schipper / Gilde / 1743. Doch die Jahreszahl ist eindeutig falsch.
Nicht nur die Schiffsdarstellung gibt einen eindeutigen Hinweis darauf, dass der Krug nicht 1743 graviert worden ist: Am Heck des Schiffes befindet sich die hannoversche Fahne, die den britischen Union Jack in der linken oberen Ecke führt. Zwischen 1813 und 1837 wurde Hannover in Personalunion mit England regiert, so dass die Darstellung erst in die Zeit fallen kann, da Emden und Ostfriesland zum Königreich Hannover gehörten. Der Name des Schiffes scheint sehr wahrscheinlich in der Fahne der Schiffsdarstellung genannt zu sein, doch die Inschrift ist nur schwer leserlich. Aus einem „Verzeichniss der Emder See-Schiffe für das Jahr 1849“ wird deutlich, dass Dirk A. Katt Schiffseigner und Kapitän der Tjalk „Margaretha“ war.
Auch die Meistermarke auf der Deckeloberseite, eine bekrönte Rose mit den Initialen J. J., die von Johann Janssen stammt, weist klar auf eine Fertigung im 19. Jahrhundert hin. Janssen wurde 1804 geboren, 1829 zum Meister ernannt und 1863 das letzte Mal erwähnt. Außerdem erkennt man bei genauem Hinschauen, dass sich unter der gravierten Zahl 7 eine 8 befindet.
Und letztlich findet man den auf der Wandung verewigten D. A. Katt in den Akten des Emder Stadtarchivs wieder. Der Schiffer Dirk A. Katt wurde am 16. August 1843 neben drei anderen zum Elderman, also zum Ältesten und wahrscheinlich Vorsitzenden der Emder Schiffergilde gewählt (Akte: Reg. III, 346). Die Mitglieder der Emder Schiffergilde – so der Gildebrief der Schiffer Gilde in Emden von 1820 – mussten ein Schiff besitzen, das geeignet war, Güter durch das Watt und über die See zu transportieren. Jedes Frühjahr wurden die Schiffe der Gildemitglieder von einer Kommission auf ihre Tauglichkeit hin überprüft. Und auch nur Gildemitglieder durften den Küstenhandel, die sogenannte Beurtfahrt von Emden nach Amsterdam, Bremen oder Hamburg, betreiben.
Die Akte Reg. III, 346 verrät nebenbei auch einiges über den Charakter von Dirk A. Katt, denn dort finden sich verschiedene Vorgänge, die aufgrund seines cholerischen Verhaltens verhandelt worden sind. 1841 hatte er sich dermaßen beim Entladen eines Schiffes aufgeregt, dass ihn fünf andere Schiffer nicht beruhigen konnten und Katt vor hatte, die Emder Bürgermeister Dothias Wilhelm Suur und Stephan Rudolf Aemilius Beninga-Kettler mit dem Vorfall zu konfrontieren. Ein Jahr später wollte der Schiffergilde-Bote Bruns seine Stellung aufgeben, weil ihn Katt überaus unfreundlich behandelt hatte. Bruns blieb, nachdem die Angelegenheit vor den Eldermännern verhandelt worden war, in seinem Amt und Katt musste ihn förmlich um Entschuldigung bitten.
Ob Dirk A. Katt den Zinnkrug geschenkt bekommen hat oder ob er ihn sich selbst gegönnt hat und warum er nachträglich um hundert Jahre zurückdatiert wurde, bleibt allerdings fraglich.
Geschenkt wurde er dem Ostfriesischen Landesmuseum von Prof. Werner von Wyszecki aus Groß Grönau in Schleswig-Holstein, der ihn von seinem Vater geerbt hatte.

Aiko Schmidt M. A.