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Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Brückstraße 1 | 26725 Emden
Tel.: +49 (0)4921 - 87 20 50

Öffnungszeiten:
Di - So: 10:00-17:00 Uhr
Mo geschlossen sowie an Karfreitag, 24.12., 25.12. + 31.12. + 1.1.
Ostermontag, Pfingstmontag und am 26.12. geöffnet

UNSERE NÄCHSTEN VERANSTALTUNGEN

FREITAGS, 15:30 - 17:00 UHR
KIDS IN!
Programm für kreative Köpfe von 6 bis 10 Jahre

09 Uhr, 11 Uhr, 13 Uhr, 15 Uhr, 17 Uhr, 19 Uhr, 21 Uhr
Emder Glockenspiel
gespielt von Michael Schunk

KUNSTWERK DES MONATS MÄRZ 2003 (2)

Emder Münzprägung

Im Bestand des Ostfriesischen Landesmuseums │Emder Rüstkammer befinden sich neben einer umfangreichen Münzsammlung auch seltene Prägestempel, die nicht nur den Numismatiker erfreuen, sondern auch politische und wirtschaftliche Geschichte der Stadt Emden in ihrer „goldenen Zeit“ wenn auch nicht gleich sichtbar, dennoch eindrucksvoll dokumentieren.

Prägestempel für Emder Silbergulden 1650
1650
ohne Inv.Nr

Prägestock
2. Hälfte. 16. Jahrhundert / 1. Hälfte. 17. Jahrhundert
Eiche, im oberen Bereich mit einem Eisenband verstärkt
Inv.Nr.: St 161

Prägehammer
2. Hälfte. 16. Jahrhundert / 1. Hälfte. 17. Jahrhundert
Inv.Nr.: St 158

Prägezange
2. Hälfte. 16. Jahrhundert / 1. Hälfte. 17. Jahrhundert
ohne Inv.Nr.

Der heute vorgesellte Stempel und die damit geprägten Münzen sind aufgrund dieser besonderen Geschichte das historische Vorbild für die heutigen Ehrenmünzen der Stadt Emden.
Der Stempel wurde von dem Münzmeister Jacob Schwieger geschnitten, der zwischen 1648 und 1650 im Auftrag des Emder Magistrats Silbermünzen prägte und vorher in Glückstadt in dänischem Auftrag tätig gewesen war. Die Münzen wurden in Auftrag gegeben, da man nach dem Ende des 30jährigen Krieges eine Belebung des Emder Handels erhoffte.
Der Stempel zeigt im Innenbild das „Engelke up de Müür“ in Kartuschenrahmung. Links und rechts sind die Initialen IS für Jakob Schwieger zu lesen. Sein Meisterzeichen und die Jahreszahl 1650 befinden sich unter dem Wappen. Die lateinische Umschrift lautet MONETA NOVA EMBDE[ensis}, übersetzt: Neue Münze der Bürgerschaft Emdens“. Mit diesem Stempel wurden Silbergulden im Wert von 28 Stübern, sogenannte Reichstaler, geprägt.
Bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts wurden die Münzen handgeschlagen. Eine zeitgenössische plastische Schilderung dieser Tätigkeit besitzt das Ostfriesische Landesmuseum in einem sogenannten Hausstein des gräflichen Münzmeisters Dirk Iden Kruitkremer (Münzmeister 1563 – 1576). Der „Münzer“ legte einen Rohling mit der gewünschte Dicke und Gewicht, bis heute Schrötling genannt, auf einen freiliegenden oder arretierten Unterstempel. Das vom Unterstempel geprägte Münzbild entspricht der Vorderseite (Avers). Darauf setzte man einen sogenannten Festhaltemeißel, in dem sich die Oberseite des Stempels befand. Auch dieser wurde anfangs frei, später mechanisch geführt. Durch mehrere kräftige Hammerschläge wurde das rückseitige Münzbild (Revers) in den Schrötling hineingetrieben. Gegen 1550 erfand der deutsche Goldschmied Max Schwab die Prägung mit der Spindelpresse. Sie hatte den Vorteil, dass nun die Münzen auch gerändelt werden konnten. So konnte man erstmals optisch sofort erkennen, ob der Rand einer Silber- oder Goldmünze abgefeilt und dadurch die Münze in unerlaubter Weise abgewertet worden war. Auch hier waren nur kleine Werkstätten nötig. Münzstätten konnten deshalb in einzelnen Geschossen von Wohnhäusern untergebracht werden. In Emden befand sich wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine Münzwerkstatt im ehemaligen Franziskanerkloster.
Das Münzrecht gehörte zu den sogenannten Regalien, den Hoheitsrechten, die allen Landesherren zukamen. Eine Münzstätte in Emden für den friesischen Emsgau ist seit Mitte des 11. Jahrhunderts belegt. In Ostfriesland waren die jeweiligen königlichen Grafen die Münzherren, die dem Münzmeister das Recht zur Münzprägung übertrugen. Daneben konnten der jeweiligen politischen Situation entsprechend auch sächsische Herzöge bzw. die Grafen von Oldenburg (Jever) oder Bremer Erzbischöfe (Norden) und seit dem 14. Jahrhundert auch Häuptlinge Münzherren sein. Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts oblag das Münzrecht den Cirkcenas. Die Stadt Emden besaß kein eigenes Münzrecht, wohl aber vermutlich ab 1560 ein Aufsichtsrecht über die gräfliche Münzprägung. Erst 28 Jahre nach der Erringung ihrer Autonomie begann die Stadt im Jahr 1623 in ihrem eigenen Namen Münzen zu prägen. In Anlehnung an mittelalterliche Gulden mit der Legende MONETA EMEDENSIS trugen nun diese Münzen die bereits genannte Umschrift. Diese Emission ist von gräflicher Seite immer bekämpft worden, bezeugte damals aber zugleich das gewachsene Bürgerbewusstsein. Geprägt wurden in Emden vor allem Münzen, die für den Handel benötigt wurden, während die gräfliche Münzprägung sich auf die gewinnbringende Erzeugung von Kleingeld konzentrierte. Um 1695 ist die Emder Münzprägung eingestellt worden.

Dr. Wolfgang Jahn