NETZWERKPARTNER

Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Brückstraße 1 | 26725 Emden
Tel.: +49 (0)4921 - 87 20 50

Öffnungszeiten:
Di - So: 10:00-17:00 Uhr
Mo geschlossen sowie an Karfreitag, 24.12., 25.12. + 31.12. + 1.1.
Ostermontag, Pfingstmontag und am 26.12. geöffnet

UNSERE NÄCHSTEN VERANSTALTUNGEN

FREITAGS, 15:30 - 17:00 UHR
KIDS IN!
Programm für kreative Köpfe von 6 bis 10 Jahre

09 Uhr, 11 Uhr, 13 Uhr, 15 Uhr, 17 Uhr, 19 Uhr, 21 Uhr
Emder Glockenspiel
gespielt von Michael Schunk

KUNSTWERK DES MONATS MÄRZ 2003 (1)

Ein Emder Teeservice der 1920er Jahre

Die Stadt Emden wies früher ein bedeutendes Geschäft für Keramik auf, in dem sogar die Porzellanmalerei ausgeführt wurde. Leider ist dies längst vergessen.

A H K / Konrad Kruse
Teerservice – 6 Tassen und Untertassen, 6 Teller, Teekanne, Milchkännchen, Zuckerdose
um 1925
Inv.Nr.: NK 531 – NK 551

Der Betrieb, von dem hier gesprochen werden soll, wurde durch Hinrich Aiko Kruse 1871 gegründet und erhielt schon 1888 eine goldene Medaille für seine vorbildlichen Produkte. Der Laden und die Werkstatt befanden in der Wilhelmstraße 35, an der heutigen Ecke Neutorstraße / Zwischen beiden Bleichen. Direkt vor dem Gebäude lag die damalige Hohenzollernbrücke, die über den alten Graben führte. Die hier abgedruckten Fotos wurden etwa von der Stelle der ehemaligen Kaufhalle in der Neutorstraße gemacht. Auf dem ältesten Bild von etwa 1900 lassen sich die Porzellanwaren erkennen, die in den Fenstern ausgestellt sind. Rechts neben dem Haupthaus steht hier noch ein Wirtschaftsgebäude, das später der Straßenerweiterung weichen musste. Ein anderes Bild wurde von Foto Brunke um 1930 angefertigt, als die breiten Schaufenster die Fassade bestimmten.
Rechts steht das neue AOK-Gebäude im Hintergrund. Dies entspricht ungefähr der Zeit, in der Konrad Kruse das Porzellangeschäft betrieb. Das letzte Foto zeigt den zerstörten Zustand nach dem 7. Juni 1942
Das Geschirr, um das es hier geht, stammt aus der Zeit um 1925 und wurde von dem bekannten Emder Porzellanmaler und Keramikproduzenten Konrad Kruse, dem Sohn und Nachfolger Hinrich Aiko Kruses, bemalt. Die einzelnen Stücke des Services aus feinem weißem Porzellan wurden von unterschiedlichen Fabriken produziert, so dass man „Hutschenreuther Selb“, „Thomas Bavaria“ und andere Stempel unterhalb entdecken kann. Dies bezieht sich aber nur auf die Scherbe, weil die weißen Teller, Kannen, etc. als Fertigware vorab von Kruse eingekauft wurden. Unter vielen Stücken findet man aber auch den Stempel „A.H.K Handmalerei“, der auf die Gestaltung Konrad Kruses hinweist. Kruse hat die Stücke mit korallenroter und goldener Farbe in leicht japanischem Stil bemalt. Dieser Stil passte genauso gut zum Tee wie etwa chinoise Motive. Aber gerade wenn man an Kunst und Literatur der 20er Jahre denkt, werden einem die beliebten japanische Anklänge deutlich. Z. B. hat Hermann Hesse seinen Roman „Siddharta“ gerade 1922 veröffentlicht, in dem er seine eigenen fernöstlichen Erfahrungen verarbeitet. Insofern war Kruse mit seinem Japonismus ganz auf der Höhe seiner Zeit. Es ist nicht leicht, eine Entwicklung zu beschreiben, wenn man lediglich ein Produkt vor sich hat. Aber sicher ist Konrad Kruse ein Porzellanmaler gewesen, der eine Untersuchung verdient. 1942 ist er verstorben
An dieser Stelle möchte ich Herrn Rudolf Koch, der das Service dem Ostfriesischen Landesmuseum im Januar 2002 angeboten hat, ganz herzlich danken. Herr Koch stellte auch zahlreiche Fotos zur Firmengeschichte A. H. Kruses zur Verfügung, die eine Einordnung des Keramikbetriebes in den Emder Zusammenhang ermöglichen.

Dr. Hans-Peter Glimme