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Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Brückstraße 1 | 26725 Emden
Tel.: +49 (0)4921 - 87 20 50

Öffnungszeiten:
Di - So: 10:00-17:00 Uhr
Mo geschlossen sowie an Karfreitag, 24.12., 25.12. + 31.12. + 1.1.
Ostermontag, Pfingstmontag und am 26.12. geöffnet

UNSERE NÄCHSTEN VERANSTALTUNGEN

FREITAGS, 15:30 - 17:00 UHR
KIDS IN!
Programm für kreative Köpfe von 6 bis 10 Jahre

09 Uhr, 11 Uhr, 13 Uhr, 15 Uhr, 17 Uhr, 19 Uhr, 21 Uhr
Emder Glockenspiel
gespielt von Michael Schunk

KUNSTWERK DES MONATS JANUAR 2003 (1)

Schlittknochen – Knochenschlittschuh

Der aus dem hohen Mittelalter stammende „Schlittknochen“ (Knochenschlittschuh) ist etwas mehr als 28 cm lang und bis zu 4,5 cm breit.

Er ist mit aller Wahrscheinlichkeit aus einem Pferdeknochen gefertigt, dessen Unterseite glatt geschliffen wurde. Der Gelenkkopf, der das Vorderteil bildet, ist von beiden seitlichen Kanten aus schräg zur Oberseite hin durchbohrt, um durch die Bohrung die Riemen zur Befestigung zu ziehen.
Genau wie heute wartete man in Ostfriesland schon seit Jahrhunderten im Winter darauf, daß sich auf den Kanälen tragendes Eis bildete, um es mit Schlittschuhen zu befahren. Doch anders als heute, da das Schlittschuhlaufen – zumindest in Mitteleuropa – dem reinen Vergnügen dient, war es einst ein wirtschaftlich notwendiges Fortbewegungsmittel, um Handel treiben zu können. Bis weit in das 20. Jahrhundert hinein gab es in Ostfriesland kaum andere Möglichkeiten, als im Winter längere Strecken über die zugefrorenen Kanäle oder vereisten Wiesen zurück zu legen.
Schon vor langer Zeit stellten die Menschen fest, daß man mit gleitenden Bewegungen schneller über vereiste Flächen vorwärtskommen konnte als zu Fuß über trockene Wege. Und so stellten sich die Menschen, denen es ein Bedürfnis war, bei Eiseskälte größere Entfernungen zu überwinden, auf die Beinknochen von Pferden, Rindern oder Schweinen. Daher soll auch das Eisbein, das „deutsche Essen“, seinen Namen erhalten haben, denn aus der Schweinshaxe wurde der Gleitknochen gefertigt. Noch in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden in Ungarn halbierte und geschliffene Pferdeknochen zur Fortbewegung auf dem Eis genutzt.
Zu Beginn der Nutzung von Gleitschuhen standen die Menschen noch auf den Knochen, ohne eine feste Verbindung zum eigenen Körper herzustellen, was natürlich kein unfallfreies, das meint: standfestes, und überaus schnelles Fortkommen garantierte. Schon bald bohrten die Menschen Löcher in die Knochen – wie bei dem Kunstwerk dieser Woche schön zu sehen –, um sie mit Riemen an den Schuhen zu befestigen. Doch Fuß und Gleitschuh bildeten immer noch keine dauerhafte Einheit, da der Knochen nicht untrennbar mit der Fußbekleidung verbunden war. Nur vorne konnte eine Verbindung hergestellt werden, so daß – wie heute normalerweise praktiziert – ein richtiges Laufen gar nicht möglich war. Um dennoch eine höhere Geschwindigkeit zu erreichen, verwendeten die Gleiter – ähnlich wie beim Skifahren – zwei lange Stangen zum Abstoßen.

Aiko Schmidt M. A.