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Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Brückstraße 1 | 26725 Emden
Tel.: +49 (0)4921 - 87 20 50

Öffnungszeiten:
Di - So: 10:00-17:00 Uhr
Mo geschlossen sowie an Karfreitag, 24.12., 25.12. + 31.12. + 1.1.
Ostermontag, Pfingstmontag und am 26.12. geöffnet

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Emder Glockenspiel
gespielt von Michael Schunk

Bewerbungsschluss: 30. April
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KUNSTWERK DES MONATS JULI 2002

Große Botschaften römischer Caesaren auf dem kleinen Rund antiker Münzen

Das Münzkabinett des Ostfriesischen Landesmuseums │ Emder Rüstkammer zählt zu seinem umfangreichen Bestand eine beachtliche Sammlung antiker Münzen.

Denarius der Faustina maior
nach 141 n. Chr.
Silber
Dm: 1,8 cm; Gewicht: 2,5 g
Inv.Nr.: MK-A 13

Denarius des Traianus
114 – 117 n.Chr.
Silber
Dm: 1,85 cm; Gewicht: 3,0 g
Inv.Nr.: MK-A 18

Unter diesen ragen hinsichtlich der künstlerischen Qualität der Prägungen und des nahezu tadellosen Zustands zwei römische Silbermünzen (denarii) hervor.
Der erste denarius ist eine Prägung des Kaisers Marcus Ulpius Traianus (98 – 117). Die Vorderseite gibt die nach rechts gerichtete Büste des Kaisers wieder. Sie ist bekränzt mit dem Lorbeerkranz. Die linke Schulter, Brust und Rücken zeigen einen Teil des Gewandes. Um die Büste zieht sich kreisförmig eine Inschrift. Es handelt sich dabei neben vollständigen Worten um Abkürzungen römischer Amts- und Ehrbezeichnungen, wie sie im alten Rom geläufig waren. Mit den Ergänzungen dieser Abkürzungen lesen wir: Imp[erator] Caes[ar] Ner[va] Traian Optim[us] Aug[ustus] Ger[manicus] Dac[icus] Parthico. Die ersten beiden Namen verweisen auf die Kaiser- und Feldherrnwürde Traians. Auch war er der Adoptivsohn seines Vorgängers Nerva, dessen Namen er vor den seinen stellt. Der Ehrenname Optimus (der Beste) wurde ihm als einzigen Caesaren vom römischen Senat für seine Verdienste um Rom verliehen (114). Dem Titel Augustus (der Erhabene), der erstmals Octavian (23 v. Chr. – 14 n. Chr.) verliehen wurde, folgen drei weitere Beinamen, die sich auf die militärischen Leistungen Traians beziehen: Germanicus für die Sicherung der Rheingrenze gegenüber dem freien Germanien, Dacicus für die Eroberung Daciens, das zwischen Donau und Karpaten lag. Parthico, dem Bezwinger der Parther, erinnert an die militärischen Erfolge des Kaisers im Mittleren Osten.
Die Rückseite zeigt Felicitas, die römische Göttin des Glücks. Sie ist nach links gewandt. In der erhobenen, rechten Hand hält sie einen Heroldsstab (caduceus), das Symbol des Sieges und des Friedens. Mit der Linken umfasst sie das Füllhorn (cornucopia), welches zudem Reichtum und Überfluss verspricht. Diese Botschaften wurden von den Römern bewusst wahrgenommen.
Auch die Rückseite zeigt eine Umschrift und wie die Vorderseite als dekorativen Abschluss einen Perlkreis. Wir lesen: P[ontifex] M[aximus] Tr[ibunicia] P[otestas] COS [= Consul] VI P[ater] P[atriae] SPQR [= Senatus populusque Romanus]. Hier wird verwiesen auf Traian in der Eigenschaft als obersten Staatspriester, Inhaber der tribunizischen Amtsgewalt, sechsfachen Konsul, Vater des Vaterlandes; der Senat und das Volk von Rom.
Als Traian im Jahr 117 unerwartet früh starb, hinterließ er ein Reich, das niemals vor und nie nach ihm dieselbe Größe besaß. So wurde noch im 4. Jh. bei der Inthronisation eines Kaisers gerufen: „Sei glücklicher als Augustus, sei besser als Traian!“
Die zweite Silbermünze ist der Anna Galeria Faustina maior (105 – 141) geweiht. Sie war die Gemahlin des Kaisers Antoninus Pius, der von 138-161 regierte.
Die drapierte Büste der Vorderseite zeigt das Bildnis der Faustina, in deren elegante Frisur Perlenschnüre eingearbeitet sind. Es ist zu lesen: Diva Faustina. Faustina, die schon mit 36 Jahren starb, erhielt durch ihren Gatten die consecratio, die Vergöttlichung. Der denarius, nach ihrem Tod geprägt, verweist durch seine Inschrift auf diesen Umstand.
Die Rückseite zeigt eine bekleidete, weibliche Gestalt, die ihren Körper dem Betrachter zuwendet, ihren Blick jedoch nach links richtet. Die Inschrift Aeternitas deutet auf die römische Göttin der Ewigkeit. Aeternitas hält die rechte Hand erhoben. In der Linken ist ihr als Attribut ein Herrscherstab beigegeben. Soll dieses Zepter symbolisch ihre Herrschaft über die Ewigkeit verkünden, in die nun auch Faustina eingegangen ist? Oder verweist der Herrscherstab auf den Anspruch Roms, ewig zu bestehen, einem Aspekt der so im römischen Herrscherkult formuliert war?
Unsere beiden Münzen jedenfalls scheinen für die Ewigkeit geschaffen, lesen wir aus ihnen doch heute noch die Botschaften der Caesaren, lange vor unserer Zeit in alle Welt versandt.

Henry Tschörch M. A.