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KUNSTWERK DES MONATS MÄRZ 2002

Tobias mit dem Engel Raphael

Mathematiker, Ingenieur, Festungs- und Wasserbaumeister, Ratsherr, Architekt, Maler großflächiger Gemälde, aber auch Graphiker und Zeichner – Martin Faber, 1587 in Emden geboren, war ein vielseitiger Mensch, der zu Recht zu den großen Söhnen dieser Stadt gezählt wird.

Martin Faber (1586/87 Emden – 13.4.1648 Emden)
Tobias mit dem Engel Raphael
1624
Federzeichnung
26,6 x 36,6 cm
Inv.Nr.: GS Kunst 9985 

Ursprünglich hatte Faber Mathematik studiert, doch seine mehrjährigen Auslandsaufenthalte in den Niederlanden, in Italien und Frankreich scheinen ihn dazu bewogen zu haben, sich auch künstlerisch zu betätigen. 1611 hielt sich Martin Faber in Rom auf, wo er mindestens eine Radierung schuf, die in der Literatur Erwähnung gefunden hat, und zwei Jahre später – 1613 – malte er im französischen Aix-en-Provence ein Selbstporträt.
Spätestens 1616 kehrte Martin Faber nach Emden zurück, um hier auf die bereits benannten vielfältigen Weisen zu wirken. In diesem Jahr schuf er als Auftragsarbeiten die beiden Gemälde Die Königin von Saba und Das Urteil des Kambyses, die beide 1617 datiert sind, aber bereits Anfang Januar des gleichen Jahres vom Emder Magistrat angekauft wurden, um im Emder Rathaus präsentiert zu werden, wo sie auch heute noch ihren Platz haben. Wahrscheinlich waren diese beiden Werke die Eintrittskarte für die Mitgliedschaft in der Emder Malergilde seit 1618, deren Oldermann er in späteren Jahren mehrfach wurde. Es ist auch bekannt, dass Martin Faber als Mitglied der Malergilde zahlreiche Lehrlinge ausgebildet hat. Neben dem Entwurf des Hafentors zeichnete Faber verantwortlich für den Bau der Neuen Kirche, die 1643 – 1648 entstand. Dort fand er nach seinem Tode am 13. April 1648 auch seine letzte Ruhestätte.
Das Kunstwerk dieses Monats zeigt eine Federzeichnung, die trotz ihres Titels Tobias mit dem Engel Raphael eigentlich mehr als Studie einer italienischen Landschaft bezeichnet werden könnte. Denn während in Fabers Gemälden das Figürliche eindeutig dominiert, sind auf dieser Zeichnung die beiden wandernden Protagonisten in die linke untere Ecke gedrängt. Die im Hintergrund befindliche Landschaft und Architektur stehen im Grunde für den Künstler im Vordergrund. Die Darstellung bezieht sich auf die Geschichte von Tobias, der mit Hilfe des Engels Raphael seinen gerechten und frommen, aber erblindeten Vater Tobit von dieser Behinderung heilt. Bevor dieses aber geschehen konnte, musste Tobias erst eine lange Reise unternehmen, auf der ihn der Engel gleichfalls begleitete. Faber hat Tobias in der Mode des frühen 17. Jahrhunderts – eben zeitgenössisch und nicht historisierend – dargestellt. Der Engel Raphael, im langen Kleid und mit Flügeln auf dem Rücken, wirkt dagegen eher wie eine junge Frau. Begleitet wird das Paar von einem Hund. Hinter dieser Figurengruppe erhebt sich eine mittelalterliche, zum Teil ruinöse Burganlage mit einem zweigeschossigen Rundturm. Die rechte Bildhälfte wird dominiert von hoch aufragenden Bäumen und einigen Büschen. Der Himmel ist wolkenlos oder nicht ausgearbeitet, genauso wie das ganze Bild eigentlich nur aus Umrisszeichnungen ohne ausgefüllte Flächen besteht. Obwohl die Zeichnung erst 1624 entstand, also ein Dutzend Jahre nach seinem nachgewiesenen Rom-Aufenthalt, so ist ihr Charakter noch immer von den Eindrücken der italienischen Landschaft geprägt, die auch von seinen Zeitgenossen niederländischer Herkunft wie z. B. Paul Bril (1554 – 1626) oder Abraham van Cuylenburg (um 1620 – 1658) vielfältig festgehalten wurden.

Aiko Schmidt M. A.