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Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Brückstraße 1 | 26725 Emden
Tel.: +49 (0)4921 - 87 20 50

Öffnungszeiten:
Di - So: 10:00-17:00 Uhr
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KUNSTWERK DES MONATS FEBRUAR 2002

Altes Bild in altem Glanz

Das Ostfriesische Landesmuseum in Emden darf sich über ein Gemälde freuen, das nun wieder in seinem alten Glanz erstrahlen kann. Tilman und Mena Rösingh übernahmen es, für die Restaurierung eines Porträts aus der umfangreichen Bildnissammlung des Landesmuseums Sorge zu tragen.

Wessel Lubbers (1755 Weener – 1834 Groningen)
Bildnis des Johann Gerhard Rösingh (1760 – 1827)
1778
Öl auf Leinwand
78,0 x 61,5 cm
Inv.Nr.: OLM 277

Der dreißigste Hochzeitstag und zwei runde Geburtstage gaben den willkommenen Anlass, das Bildnis, das ein Mitglied ihrer Familie zeigt, restaurieren zu lassen. Verwandte und Freunde unterstützten den Entschluss, so dass schließlich nicht nur das Gemälde durch den Restaurator Johann Holstein, Aurich, wiederhergestellt, sondern auch ein passender Schmuckrahmen dazu angefertigt werden konnte.
Die Kunstverbundenheit der Familie Rösingh hat eine lange Tradition. 1822, also nur zwei Jahre nach Gründung der Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer, trat Hermann Rösingh, seit 1806 mit wenigen Unterbrechungen Bürgermeister der Stadt Emden und Eigentümer des heute von Tilman Rösingh bewirtschafteten Hofes, dem Verein bei. Er wirkte in verschiedenen Kommissionen mit und übernahm 1831 auch dessen Präsidentschaft, die er bis zu seinem Tode 1837 innehatte. Nach dem damals üblichen Brauch stiftete er der Sammlung des Vereins zwei kleine Seestücke, die leider im Zweiten Weltkrieg verloren gingen. Hermann Rösinghs Engagement für die Bildende Kunst aber ist in der Familie lebendig geblieben. Seine Erben waren es, die die erste große, 1850 von der „Kunst“ veranstaltete Gemäldeausstellung mit Leihgaben aus seiner Sammlung unterstützten. Ebenso selbstverständlich blieb für die nachfolgenden Generationen das Mitwirken in der „Kunst“. Heute nun möchte sich Museumsdirektor Dr. Friedrich Scheele für das Ostfriesische Landesmuseum bei der Familie Rösingh für die Restaurierung eines schönen Porträts bedanken.
Das Gemälde ist ein typisches Beispiel für die bürgerliche Bildniskunst des letzten Viertels des 18. Jahrhunderts, in dem die ebenso gezierte wie üppige Pracht des Rokoko nicht mehr gesucht wurde. Dargestellt ist Johann Gerhard Rösingh (1760 – 1827), der zuletzt Superintendent in Jemgum war und hier noch als ganz junger Mann, im Alter von 18 Jahren, porträtiert ist. Er zeigt sich als ein bescheidener Bürger in strenger Haltung, die nur durch die leichte seitliche Wendung des Kopfes und die angehobene rechte Hand ein wenig belebt wird. Gekleidet ist er in den im Bürgertum mittlerweile in Mode gekommenen, einfach geschnittenen dunkelblauen Tuchanzug mit großen goldfarbenen Knöpfen, den er über einem weißen Hemd trägt, das durch Manschetten und ein Spitzenjabot geziert und von einer weißen Halsbinde ergänzt wird. Noch gehört zur Kleidung des Mannes die Zopfperücke in ihrer schlichten Form mit nur einer Seitenlocke.
Nach der Restaurierung ist auf der Rückseite der Leinwand eine alte Bezeichnung wieder lesbar geworden. Sie lässt nicht nur den Namen des Dargestellten, sondern auch den des Malers und das Entstehungsdatum des Bildes erkennen. Daher wissen wir heute sicher, dass man in diesem 1778 gemalten Porträt ein frühes Werk des ostfriesischen Malers Wessel Lubbers zu erblicken hat. Wie der porträtierte Johann Gerhard Rösingh, stammte er aus Weener, wo er nur wenig früher als dieser, 1755, geboren wurde. So mag es sein, dass eine persönliche Verbundenheit den Anlass zu diesem Porträt gab. Später ließ sich Wessel Lubbers in Groningen nieder, wo er sich vor allem als Maler von Bildnissen in Pastelltechnik einen Namen machte. Das Universeitsmuseum in Groningen besitzt neben einer signierten und 1802 datierten Arbeit mehrere Professorenbildnisse, die ihm zugewiesen werden dürfen; weitere haben sich dort in späteren Kopien erhalten. Der Porträtmaler starb 1834 in Groningen.

Dr. Annette Kanzenbach