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Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
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Bewerbungsschluss: 30. April
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KUNSTWERK DES MONATS DEZEMBER 2001

Dem Liedervater der Concordia in Aurich

Das kunstvoll gezeichnete und beschriebene Blatt war eine Ehrengabe an den „Liedervater der Concordia in Aurich Herrn Senator Rassau daselbst zur gütigen Erinnerung gewidmet von Hatto Günther von Osterloo in Aurich zurzeitigen Schriftführer der Concordia“.

Schmuckblatt
25.12.1884
kolorierte Federzeichnung
46,7 x 41,4 cm
Inv.Nr.: GS Kunst 9843

Das runde Foto des Geehrten, an den der eben zitierte Text in einem Ehrenkranz angehängt ist, befindet sich oben in der Mitte, seitlich sind Blattranken angeordnet, die den Ort Aurich und das Datum 25. Dec. 1884 zum Inhalt haben. In der Mitte der unteren Kante ist ebenfalls ein Foto eingefügt, von dem allenfalls vermutet werden kann, dass es den Schriftführer von Osterloo zeigt. Eine Raute über diesem Bild trägt die Inschrift „Frisia cantat“. Der Schriftkranz besitzt links und rechts zwei angehängte Schriftbändchen mit dem Text „Concordia res parvae crescunt“ und „Discordia maximae dicabuntur“. Dieser Spruch war wohl das Motto der Liedertafel Concordia in Aurich. Das ganze Blatt umgibt die Mäanderverzierung, die aus dem Lied-Text „O Kunst, o Kunst, du heiliger Tempel der Welt! ...“ geschrieben ist. Das Mäander umgibt die rote Notenschrift. Die Unterbrechung dieses Musters wird durch ein weiteres Lied gegeben, das links die Noten, rechts den Text in einem Feld zeigt. Es ist das „Lied aus z’ Lorle“ [Loreley?]. Die Ecken und der Schriftkranz um das untere Foto werden aus dem Text des Statuts der Liedertafel Concordia gebildet.
Die Mitte nimmt die Darstellung eines Ehrenmales ein, das, mehrfach abgetreppt, auf der hohen Säule der „Liedertafel Concordia zu Aurich, gestiftet am 27. Juni 1837“ eine Lyra als Bekrönung trägt. Das Notenbuch unter der Lyra ist mit „Sonaten“ bezeichnet.
Das prächtige Ehrenmal ruht auf vielen Namen der Sänger oder Förderer der Liedertafel, die dem Erdboden eingeschrieben sind. Etwas höher befinden sich auf dem Fundament „die activen Mitglieder der Liedertafel Concordia zu Aurich am 25. December 1884“ aufgeschrieben, wobei die Namen einen Rautenstern ergeben. Darüber ist wieder ein kleiner Textkranz mit der Inschrift „zeitiger Vorstand“ zu erkennen, der links und recht jeweils Blattranken mit den Namen der Vorstandsmitglieder zeigt. So umfasst das graphische Blatt die gesamte Liedertafel in ihrer Geschichte und Gegenwart.
Der Zusammenhang zwischen dem Auricher Singverein Concordia und dem Emder Singverein war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sehr eng. Eduard Krüger war seit 1832 als Lehrer für Musik am Gymnasium tätig und führte 1834/35 die 5. Sinfonie Beethovens in Emden auf. Händels Messias wurde 1838 von ihm geleitet. Die Wiederholung der Messias-Aufführung fand in Aurich mit Solisten dieser Stadt statt. Dirigent war der Freund Krügers, der Musiklehrer Engel. Er führte 1834-37 den Auricher Gesangsverein „Cäcilia“, der 1837 in der Liedertafel „Concordia“ unter Engels Leitung aufging. Am 6. Sept. 1839 kam es zum ersten Ostfriesischen Musikfest: In der Großen Kirche Emdens wurde unter Mitwirkung aller musikalischen Vereine Ostfrieslands wiederum der Messias durch Eduard Krüger aufgeführt! 1852-59 lebte Krüger in Aurich, doch ging er anschließend an die Georg August-Universität nach Göttingen, wo er 1861 Professor wurde. Die musikalische Leistung Krügers zusammen mit den Singvereinen der Region war für den nordwestdeutschen Raum enorm. Dieses Ehrendiplom, das Johannes Berg der „Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer“ geschenkt hat, ist der Anlass, an die schöne Geschichte der ostfriesischen Musikpflege zu erinnern.

Dr. Hans-Peter Glimme