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Ostfriesisches Landesmuseum Emden
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KUNSTWERK DES MONATS NOVEMBER 2001 (2)

Odin und Thor kämpfen gegen Fenriswolf, die Midgardschlange und die Riesen

Dies verkündete Saga, „die vom Norden die hehren Sagen trug, die kräftig in die Saiten der Skalden-Harfen schlug”.

Zeichner: (Friedrich) Wilhelm Engelhard
(* 9.9.1813 in Grünhagen bei Lüneburg, † 23.6.1902 in Hannover)
Radierer: (William) Oswald Ufer
(* 3.4.1828 in Neustadt bei Stolpen, † 14.3.1883 in Leipzig)
Odin und Thor kämpfen gegen Fenriswolf, die Midgardschlange und die Riesen
1859
Radierung auf Büttenpapier
H: 9,8 cm; B: 45,9 cm (Bildmaße)
H: 13,6 cm; B: 49,0 cm (Plattenmaß)
H: 24,7 cm; B: 54,6 cm (Blattmaß)
Inv.Nr.: GS Kunst 178/9

Jenes sangen die Musen, was im Pelzerhaus12 vom 25. November 2001 bis zum 10. Februar 2002 zu sehen ist, nämlich Szenen der griechisch-römischen Mythologie in bildlichen Darstellungen aus der graphischen Sammlung des Ostfriesischen Landesmuseums | Emder Rüstkammer.
Dies – die bildlichen Inhalte der hier vorgestellten Radierungen – verkündete Saga, „die vom Norden die hehren Sagen trug, die kräftig in die Saiten der Skalden-Harfen schlug”. Der Name der nordeuropäischen Frauen- und Hausgöttin, deren Rang in der nordischen Götterfamilie der Asen sehr hoch – gleich hinter Frigg, der obersten Göttin – angesiedelt war, bedeutet „Umfassendes Wissen” und meint zugleich auch die epischen Erzählungen der skandinavischen Völker.
In der Mitte des Bildes „Saga – die heroische Muse des Nordens“, das links und rechts von den Zeilen eines Gedichts eingerahmt wird, sitzt auf einem Felsen Saga, die mit leeren Augen über den Betrachter hinweg blickt. Ihre Attribute sind ein Schreibstift und eine Tafel, mit deren Hilfe die nordischen Mythen, die in ihrer Gesamtheit als Edda bekannt sind, zwischen 1220 und 1230 von Snorri Sturluson in Island als Lehrbuch für junge Skalden (Sänger) niedergeschrieben wurden. Rechts neben Saga lehnt eine Harfe, die für die musikalische Unterstützung der vorgetragenen Epen sorgte, an einer kleinen, sich der Göttin zuneigenden Eiche, die in ihrer Darstellung ihrem Ruf keineswegs Ehre macht: Aufgrund der Härte des Holzes gilt die Eiche als Symbol der Unsterblichkeit und Dauerhaftigkeit. Die Germanen verehrten diese Bäume, die häufig ihre Versammlungsplätze umgaben, da sie dem Donnergott Thor / Donar geweiht waren. Links neben Saga befinden sich – kunstvoll aneinander gelehnt – ein Brustpanzer, ein Schild, ein Schwert mit Scheide und ein Helm in Form eines Keilerkopfes. An den Bildrändern links und rechts stehen steinerne Altäre, auf denen Feuer lodern. Der aus Grünhagen bei Lüneburg gebürtige Wilhelm Engelhard (1813 – 1902) genoss seit 1837 mit Unterstützung der Königin von Hannover eine Ausbildung zum Bildhauer an der polytechnischen Schule in Hannover. Im Anschluss ließ er sich weiter in Kopenhagen und München ausbilden. In der bayerischen Metropole blieb er bis 1848, dann zog er nach Hamburg, um als Kunstmaler zu arbeiten. Noch während seiner Münchener Zeit erteilte ihm der Emder Kirchenrat den Auftrag, das – der Legende nach im Siebenjährigen Krieg – zerstörte Grabmal des Grafen Enno II. Cirksena im
südlichen Seitenschiffes des Chores der Großen Kirche zu restaurieren. Am 27. September 1845 begann Wilhelm Engelhard seine Arbeit, doch finanzielle Engpässe sorgten dafür, dass er seine Pläne nicht vollständig realisieren konnte. Am 5. Mai 1847 wurden die Restaurierungsarbeiten für beendet erklärt und dem Künstler eine sehr zufriedenstellende Leistung bescheinigt.
Den ersten Entwurf für einen Relieffries mit insgesamt 18 Darstellungen nach Sagen aus der Edda legte Engelhard 1851 vor. 1859 – König Georg V. von Hannover hatte ihn nach Hannover berufen – begann er mit der Ausführung des Edda-Frieses im Schloss Marienburg, das 1858 – 1867 als Sommerresidenz der Königin Marie von Hannover im neugotischen Stil erbaut wurde.
1859 erschien auch eine Mappe mit dem Blatt „Saga – die heroische Muse des Nordens“ und insgesamt acht von Oswald Ufer (1828 – 1883) in Rom radierten Darstellungen aus dem Edda-Fries. Auf einem weiteren Blatt wird zu jeder der acht Reliefdarstellungen eine kurze Inhaltsangabe gegeben, auf der Rückseite befindet sich ein Glossar, in dem die dargestellten Figuren erklärt werden. Das sechste Blatt der Serie zeigt, wie Odin und Thor gegen den Fenriswolf und die Midgardschlange sowie einige Riesen kämpfen. Im linken Bilddrittel reitet Odin, der oberste Gott, mit einer zum Angriff ausgerichteten Lanze in seinen Händen gegen Fenriswolf, der ihm mit weit aufgerissenem Maul entgegen springt und ihn in diesem Kampf töten wird. Fenriswolf war der gefährlichste aller Dämonen, der von den Asen gefesselt wurde. Als er sich befreien konnte, begann der Weltuntergang. Odin zur Seite steht der Donnergott
Thor, der in der rechten erhobenen Hand seinen Hammer hält und gegen die Midgardschlange, deren Bruder Fenriswolf ist, kämpft, wobei beide Kontrahenten umkommen werden. Im mittleren Bilddrittel befindet sich eine Gruppe von vier Riesen, die mit Lanzen, Knüppeln und Baumstämmen gegen die Götter ziehen, und im rechten Bilddrittel landen vier weitere Riesen, die mit Felsblöcken bewaffnet sind, auf einem Boot an.

Aiko Schmidt M. A.